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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0089

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EIN TRÜBES BEISPIEL

von gedankenloser und gleichgültiger Bearbeitung gewisser
Dinge, die trotz ihrer scheinbaren Nebensächlichkeit ge-
eignet sein können, die Ausländer geringschätzig von
»deutscher Geschmacklosigkeit« sprechen zu lassen, ist die
nebenstehende offizielle Zigaretten-Packung der »Kaiserlich
Deutschen Zivilverwaltung für Polen 1. d. W.«. Im Schwarz-
druck läßt sich das ganze Unglück gar nicht wiedergeben,
denn die, je nach dem Preis der Zigaretten wechselnden
Farben der Bänder machen es erst vollkommen.

Der »Dresdener Kunstgewerbeverein«, der »Deutsche
Werkbund« haben vergebens versucht, in letzter Stunde
hier bessernd einzugreifen; die Antwort lautete, der be-
treffende Dezernent habe die Packungen genehmigt und
damit basta. Vielleicht wolle man später usw. — Den
Syndikus der Verwaltung trifft ein doppeltes Verschulden,
erstens, daß er nicht von vornherein sich mit einem wirk-
lichen Sachverständigen in Verbindung gesetzt, zweitens,
daß er die ihm freiwillig angebotene Hilfe der maßgeben-
den Stellen zurückgewiesen hat.

Nun gehen diese unerlaubten Geschmacklosigkeiten zu
Tausenden in das Ausland, und es bleibt nur übrig, öffent-
lich Widerspruch zu erheben.

^11010 Zigaretten

Hohl-

Mundshkk.

zu 15 Pfg.

material in jeden Haushalt, in jede Schule eindringen, da-
mit wir wissen lernen, was deutsch, was preiswert und was
anständig ist und bleiben wird. f. Hellwag.

Deutsche Form im Kriegsjahr. Die Ausstellung Köln 1914.
42 Seiten kritische Beschreibung von Dr. Peter Jessen und
168 Seiten Abbildungen. München, Verlag von F. Bruck-
mann A.-G. Preis geb. 3 Mark.
Das große Wort von der »Deutschen Form im Kriegs-
jahr« wäre gar nicht notwendig gewesen, um einen Inhalt
zu decken, der so sehr und gut für sich selbst spricht. Der
Kern der großen Werkbund-Ausstellung ist rein und klar
herausgestellt. Mag auch hier und da, entschuldigt durch
die Schwierigkeit der Bilderbeschaffung, manche gute Sache
fehlen; es ist aber nichts Unwürdiges aufgenommen.
Andererseits gab das Fortlassen dessen, was uns in Köln
doch nicht wenig geärgert hat, der Abrundung des Ein-
drucks von deutschem Künstlerwillen und deutschem Fa-
brikantenkönnen erst die Möglichkeit. Wir wollen nun die
in Köln begangenen Fehler vergessen und uns freuen an
der Fülle des Guten und Schönen, die dies Jahrbuch der
Mitwelt dokumentarisch aufbewahrt. Warum sollen wir
diesen Stolz nicht haben? Gingen doch unsere Gegner in
ihrem Urteil noch viel weiter! Die englische Zeitung »The
Standard« sagte, daß die Nachwelt noch einmal mit dem
Besitz all dieser guten Werkbunddinge »prahlen« werde.
Des ganz hervorragenden Drucks der Abbildungen
durch Bruckmann sei rühmend gedacht. — Dem früheren
Verleger der Werkbund-Jahrbücher, Eugen Diederichs,
müssen wir ein Wort des Dankes nachrufen, daß er zu
einer Zeit, als niemand es unternehmen wollte, die Jahr-
bücher herausgebracht und damit viel zum Ansehen des
Werkbundes beigetragen hat. Dies ist sein bleibendes

Verdienst.

F. Hellwag.

SCHULEN

Berlin. Die Humboldt-Akademie und die Freie Hoch-
schule haben zum ersten Male ein gemeinsames, sehr reich-
haltiges Vorlesungsverzeichnis herausgegeben. Es enthält
Vorlesungen aus allen Gebieten der reinen und angewandten

Wissenschaft; dazu treten Unterrichtskurse in den alten und
den Kultursprachen, auch in türkischer, bulgarischer, ungari-
scher und polnischer Sprache. Die Vorlesungen und Unter-
richtskurse beginnen am 10. Januar 1916. Die beiderseitigen
Lehrstätten in Berlin und einigen Vororten sind beibehalten
worden. — Vorlesungsverzeichnisse und Hörerkarten sind
in einigen Kaufhäusern, in zahlreichen Buchhandlungen und
in den Geschäftsstellen vieler Vereine erhältlich. Haupt-
bureau: Berlin W. 57, Kurfürstenstraße 166, I. — Wir emp-
fehlen unseren Mitgliedern und Lesern besonders die fol-
genden Vorlesungen: Geheimrat Prof. Dr. Trendelenburg:
»Bildwerke als Quellen zu Goethes Faust«, NW., Georgen-
straße 30/31, Mittwochs 8-9 Uhr, Beginn: 12. Januar. —
Dr. O. Fischel: »Deutsche Kunststätten und deutsche
Meister«, NW., Georgenstraße 30/31, Montags 7—8 Uhr,
Beginn: 10. Januar. — Fräulein Dr. Hedwig Michaelson:
»Königliches Kupferstichkabinett«, Donnerstags 3—4 Uhr,
Beginn: Ende Januar. — »Königliches Kunstgewerbe-
museum«, Montags 11—12 Uhr, Beginn: 10. Januar. —
Dr. M. Deri: »Italienische Plastik und Malerei«, NW.,
Dorotheenstraße 12, Freitags 8—10 Uhr, Beginn: 14. Ja-
nuar. — Dr. Ernst Cohn-Wiener: »Meisterwerke alt-
deutscher Kunst«, NW., Dorotheenstraße 12, Donnerstags
9—10 Uhr, Beginn: 13. Januar. — Dr. A. Koeppen: »Stil-
fragen zur Geschmacksbildung«, Dorotheenstraße 12, Mitt-
wochs 9 — 10 Uhr, Beginn: 12. Januar. — Professor Adolf
Meyer: »Anleitung zum künstlerischen Sehen durch Skiz-
zieren alter Bilder«, Kaiser-Friedrich-Museum, Montags
10—1 Uhr.— Einleitende Vorlesung Dienstag den 11. Januar,
10 Uhr. — Rektor O. Seinig: »Einführung ins zeichnerische
Können«, Niederwallstraße 12, Mittwochs 8—10 Uhr, Be-
ginn: 12. Januar.

Halle. Zur Förderung der Kunst im Handwerk hat
die Hallische Handwerkerschule, zu deren Direktor der be-
kannte Architekt und Kunstgewerbe Paul Thiersch ernannt
wurde, einen öffentlichen Zeichensaal eingerichtet, in wel-
chem Handwerksmeistern, die auf dem Gebiet des Kunst-
gewerbes tätig sind, bei Anfertigung von Entwürfenjmnst-
lerischer Rat erteilt wird. Die Kurse streben namentlich

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