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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Österreichische Kunstgläser aus Haida u. Steinschönau: Ausstellung im königlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0192

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ÖSTERREICHISCHE KUNSTGLÄSER AUS HAIDA U. STEINSCHÖNAU

AUSSTELLUNO IM KÖNIGLICHEN KUNSTGEWERBEMUSEUM IN BERLIN
(Hierzu die Abbildungen auf den Seiten 193, 194, 195)

IM Frieden sowohl wie im Kriege leidet die öster-
reichische Glasindustrie unter den Export-Verhält-
nissen und es geht ihr dabei wie der Pforzheimer
Schmuckindustrie. Nämlich, im Frieden ist ihr der
Massenabsatz das wichtigste, sie verkauft gut, vernach-
lässigt aber mehr oder weniger die Form und leidet
also in künstlerischer Beziehung; im Kriege ist ihr
dieser Export abgeschnitten und sie leidet wirtschaft-
lich. So sehr wir aus bundesgenossenschaftlichem
Mitgefühl den letzteren Umstand bedauern, begrüßen
wir doch die daraus entspringende Selbstbesinnung
und ersehen mit Freuden, daß die österreichische Glas-
industrie nun die gute alte Überlieferung wieder mehr
hervorkehrt und mit der Berliner Ausstellung (die weiter-
hin auch in den Kunstgewerbemuseen in Hannover,Köln
und Altena vorgeführt werden wird) beweisen konnte,
daß an den Hauptorten, also in Haida und Steinschönau,
neben der Massenerzeugung auch recht viel künstle-
risch anerkennenswerte Einzelstücke geschaffen wurden.

Die Kunstgläser, die wir in Berlin zu sehen be-
kamen, zeichneten sich besonders durch gefällige und
der Form gut angepaßte schmückende Zutaten aus,
die in der Zeichnung und farbigen Behandlung fast
durchweg als gut bezeichnet werden durften. Hier
machte sich der steigende Einfluß der k. k. Hoch-
schulen vorteilhaft bemerkbar, sowohl in Hinsicht auf
die Ornamentierung als auch auf die Anwendung des
Schliffs und der Techniken des Überfangs und Durch-
färbens. Die besten Leistungen bot die Firma Oertel & Co.,
die schon seit langer Zeit bahnbrechend gewirkt hat.
Freilich, manche Firmen taten etwas zuviel desGutenund
übertrugen ihre »raffinierten« Künste von der Massen-
ware auf das, höhere Grundsätze verlangende Einzelstück.

Weit mehr zu wünschen ließen die Kristallgläser, an
denen die Mängel der reinen Form leichter zutage treten.
Gutes gab es auch hier, doch wäre es gut, daß die
künstlerischen Berater schon auf die Bläsereien allgemein
mehr entscheidenden Einfluß gewönnen. F. H.

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