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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0208

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Mode-Entwürfe der Magdeburger Kunstgewerbe-Schule

Magdeburg. Modeentwürfe der Kunstgewerbeschule
in Magdeburg. Von der fanatisierten Legion der Frauen-
vereinsdamen (wie mögen sie selbst wohl aussehen?), von
braven alten Generalen und Polizeipräsidenten nach der
Art des Abraham a Santa Clara, durch Paragraphen im
Geiste »Laura der Schutzmann kommt« ist die mit großem
Pomp in die Wege geleitete Absicht, die Öffentlichkeit für
die Schaffung der Mode in Deutschland zu interessieren,
gewaltsam im Keime erstickt worden. Die Mehrzahl der
unbelehrbaren, weil gesinnungsarmen »Konfektionäre«
kopiert unentwegt und sklavisch nach französischen Journa-
len weiter und weist hohnvoll die Mitwirkung der Künst-
ler zurück. Man hätte es voraussehen müssen, daß nur
die Künstler, und unter diesen auch nur wenige besonders
begabte, fähig sind, wirklich wertvolle und brauchbare An-
regungen zu geben, und hätte deshalb die Bewegung im
Stillen und in richtigem Verhältnis zu den vorhandenen Kräf-
ten vorbereiten sollen. Jetzt ist man nur noch im kleinsten
Kreise ernsthaft tätig, und es erscheint fraglich, ob es noch
einmal möglich sein kann, die unnütz verpufften Kräfte aufs
neue zu entfachen. — Das Modehaus »Alfred und Marie«
in Berlin schafft unter der künstlerischen Leitung des
Malers Otto Haas-Heye feine und eigene Kleider, in

denen der internationale Geist der Mode lebt und sich
später in aller Welt behaupten wird. Und in der Magde-
burger Kunstgewerbeschule sucht Professor Rudolf Bosselt
einen nicht nur künstlerichen befähigten, sondern zugleich
in der Schneidertechnik erfahrenen Nachwuchs heranzu-
bilden. Er hat viel Glück damit. Unlängst führte seine
Schule im Hohenzollern-Kunstgewerbehaus einige mit
gutem Schmiß und rechtem Schneidersinn geschaffene
Kleider und Kostüme vor und erntete reichen Beifall. Die
besten dieser Entwürfe sind in einer käuflichen Mappe
in handkolorierten Drucken erschienen. Ihr sind die Ab-
bildungen auf den Seiten 198 und 199 unseres vorliegen-
den Heftes entnommen.

Reliefoxyl nennt sich eine neue Ätztechnik, die von
H. Schilling erfunden und von E. Eberhard in Freiburg i. Br.
geschäftlich verwertet wird. Die Erfindung ist durch deut-
sches Reichspatent geschützt und bestimmt, in den »Lieb-
haberkünsten« an die Stelle der abscheulichen falschen
Intarsien zu treten. In der Tat lassen sich Kästchen und
dergl., die glatte Flächen zeigen, gut durch diese neue
Technik verzieren, vorausgesetzt, daß der Fabrikant sich
bemüht, einwandfreie ornamentale Entwürfe zu bieten.

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