Schnitzler, Schnefler, Uhrenschildmaler, Uhrmacher,
Glasbläser, Töpfer usf. haben etwa ein Jahrhundert
lang mit ihrem ganz aus dem Volksempfinden heraus-
wachsenden Kunsttrieb ihrem schöpferischen und
erfinderischen Gestalten und Bilden Genüge tun können.
Sie haben als treues Abbild ihrer behäbigen, sinnig-
sinnlichen Volksart und Lebensweise einen Werk- und
Lebensstil geschaffen, der durch die »Kompanie der
Hausierer« über die ganze Welt getragen wurde.
Der Siegeszug der Maschinenarbeit mit ihren schlechten
Nachahmungen städtischer Stile in gebeizten Haus-
geräten, renaissancemäßigen eingekastelten Wand-
schreinen, in Uhren mit Emailschildern, »stilvollen«
Töpfereien drängte die ehrliche, gesunde, manchmal
derbe, aber immer heitere Volkskunst aus Licht und
Luft in die dumpfen Museen, wo sie wie Fossilien
der Vorzeit bestaunt werden konnte. Diese bedauer-
liche Lage der Volkskunst konnte auch nicht zum
Besseren gewendet werden, als begabte und für die
Kunst im Volk lebhaft empfindende große Künstler
sich der verwaisten und verlassenen, (wenn man nicht
sagen muß) verstoßenen Volkskunst annahmen.
Es fehlte eben am wesentlichsten der Volkskunst:
daß das Volk seine Kunst selber schafft, sie selbst
erfindet und gestaltet, gemäß seinen Bedürfnissen,
seinen Vorstellungen, seinem Lieben und Leiden,
seinem Empfinden, Glauben und Handeln. »Volks-
kunst« ist Kunst aus dem Volke. Diesen Gedanken
— Volkskunst gleich Kunst aus dem Volke — hat
der Holzschnitzer Joseph Fortwängler in Triberg
jetzt aufgenommen und sucht ihn zu verwirklichen.
Es ist eine Riesenaufgabe; denn im letzten Grunde
ist es nicht nur eine Umwertung des alten und
untauglichen Begriffes Volkskunst — Kunst fürs
Volk —, sondern es läuft auf eine Umwertung des
Gesamtmenschlichen und Zeitvölklichen hinaus. Es
handelt sich nämlich nicht so sehr darum, einer
Technik, sagen wir der Holzschnitzerei, zum sieg-
haften Durchbruch und zur Eigenart zu verhelfen,
als um eine Neu- und Richtigeinstellung der ein-
zelnen Formkräfte, des wirtschaftlichen Betriebes, der
Lebensweise, der Standesanschauungen, der Weltauf-
fassung, der Familie, der Genossenschaft und letztlich
auch der Staatsfürsorge.
Wenn der Schwarzwald aus seiner mit der
Fabriklerwirtschaft eintretenden und fortschreitenden
Verelendung herauskommen soll, muß ihm neben
dem kargen und hart zu erringenden Bodenerträgnis
eine lohnende Nebenarbeit eröffnet werden, die auf
Grund der natürlichen Bodenschätze eine wirtschaft-
lich zuverlässige Einnahmequelle abgibt. Die stoffliche
Grundlage ist das Holz, das gute, in fast unerschöpf-
— 230 —
Glasbläser, Töpfer usf. haben etwa ein Jahrhundert
lang mit ihrem ganz aus dem Volksempfinden heraus-
wachsenden Kunsttrieb ihrem schöpferischen und
erfinderischen Gestalten und Bilden Genüge tun können.
Sie haben als treues Abbild ihrer behäbigen, sinnig-
sinnlichen Volksart und Lebensweise einen Werk- und
Lebensstil geschaffen, der durch die »Kompanie der
Hausierer« über die ganze Welt getragen wurde.
Der Siegeszug der Maschinenarbeit mit ihren schlechten
Nachahmungen städtischer Stile in gebeizten Haus-
geräten, renaissancemäßigen eingekastelten Wand-
schreinen, in Uhren mit Emailschildern, »stilvollen«
Töpfereien drängte die ehrliche, gesunde, manchmal
derbe, aber immer heitere Volkskunst aus Licht und
Luft in die dumpfen Museen, wo sie wie Fossilien
der Vorzeit bestaunt werden konnte. Diese bedauer-
liche Lage der Volkskunst konnte auch nicht zum
Besseren gewendet werden, als begabte und für die
Kunst im Volk lebhaft empfindende große Künstler
sich der verwaisten und verlassenen, (wenn man nicht
sagen muß) verstoßenen Volkskunst annahmen.
Es fehlte eben am wesentlichsten der Volkskunst:
daß das Volk seine Kunst selber schafft, sie selbst
erfindet und gestaltet, gemäß seinen Bedürfnissen,
seinen Vorstellungen, seinem Lieben und Leiden,
seinem Empfinden, Glauben und Handeln. »Volks-
kunst« ist Kunst aus dem Volke. Diesen Gedanken
— Volkskunst gleich Kunst aus dem Volke — hat
der Holzschnitzer Joseph Fortwängler in Triberg
jetzt aufgenommen und sucht ihn zu verwirklichen.
Es ist eine Riesenaufgabe; denn im letzten Grunde
ist es nicht nur eine Umwertung des alten und
untauglichen Begriffes Volkskunst — Kunst fürs
Volk —, sondern es läuft auf eine Umwertung des
Gesamtmenschlichen und Zeitvölklichen hinaus. Es
handelt sich nämlich nicht so sehr darum, einer
Technik, sagen wir der Holzschnitzerei, zum sieg-
haften Durchbruch und zur Eigenart zu verhelfen,
als um eine Neu- und Richtigeinstellung der ein-
zelnen Formkräfte, des wirtschaftlichen Betriebes, der
Lebensweise, der Standesanschauungen, der Weltauf-
fassung, der Familie, der Genossenschaft und letztlich
auch der Staatsfürsorge.
Wenn der Schwarzwald aus seiner mit der
Fabriklerwirtschaft eintretenden und fortschreitenden
Verelendung herauskommen soll, muß ihm neben
dem kargen und hart zu erringenden Bodenerträgnis
eine lohnende Nebenarbeit eröffnet werden, die auf
Grund der natürlichen Bodenschätze eine wirtschaft-
lich zuverlässige Einnahmequelle abgibt. Die stoffliche
Grundlage ist das Holz, das gute, in fast unerschöpf-
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