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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0249

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das Sammelwerk in Aussicht genommen wie auch ge-
gebenenfalls zur Ausführung empfohlen werden.

Berlin. Wettbewerb und Parfünieriepackiingeii. Der
vom »Deutschen Werkbunde« und dem »Verein der Plakat-
freunde« unterstützte Wettbewerb der »Deutschen Par-
fümerie-Zeitung« wurde am 8. Juni entschieden. Von den
Preisrichtern waren anwesend die Herren: Leo Colze,
Fabrikbesitzer Emil Dralle, August Hajduk, Fritz Hellwag,
Dr. Hans Sachs, während Prof. K. Groß und Prof. Emil
Orlik entschuldigt waren. Herr Dralle aus Hamburg über-
nahm als Ältester der Anwesenden den Vorsitz.

Eingegangen waren im Ganzen 83 Entwürfe, wobei
als Entwurf manchmal nur eine einzelne Flasche, manch-
em ganzer Satz von Flasche, Schachtel, Dose usw. einge-
liefert worden war. Die Preisrichter .begannen, wie üblich,
mit der Ausmerzung aller ungeeignet erscheinender Ent-
würfe und mußten vor allen Dingen gleich eine große An-
zahl von plastisch ausgeführten Modellen als unoriginell
und ungeeignet beiseitelegen. So blieben nach dem ersten
Wahlgange von 83 Entwürfen noch 25 übrig, die in einem
zweiten Wahlgange um weitere 14, also auf 11 Entwürfe
vermindert wurden. Unter diesen 11 Arbeiten befanden
sich einige recht gute Lösungen, die die Preisrichter rasch
aus der Zahl der Zurückgebliebenen aussonderten und für
die höchsten Preise in Betracht zogen. Eine eingehende
Aussprache über die übrigen Entwürfe ergab nachher eine
Teilung der Summe von 1000 M. in zwei Preise zu je
150 M., drei Preise zu je 100 M., zwei Preise zu je 75 M.
und fünf Preise zu je 50 M. Darnach erhielten Preise
folgende Bewerber: Je 150 M.: Martha Moeschke, Hamburg,
Uhlenhorst, Martel Schwichtenberg, Düsseldorf; je 100 M.:
Irmscher und Fräulein Baltzer, Schüler der Kunstgewerbe-
schule in Dresden, Hans Sachse, Schüler der Staatl. Kunst-
gewerbeschule Hamburg; je 75 M.: Wilhelm Schnarren-
berger, München, Viktor Hugo Sittel, Düsseldorf; je 50 M.:
O. H.W.Hadank, Berlin, Horst Rübsam, Kunstgewerbeschüler
in Dresden, Wilhelm Schnarrenberger, München, Susanne
Schroth, Schülerin der Kunstgewerbeschule in Dresden.

An die Preisverteilung schloß sich eine längere Aus-
sprache der Preisrichter an. Es wurde betont, daß mit
diesem Wettbewerb natürlich nur ein kleiner Anfang ge-
macht sei, um auch auf diesem Gebiete zu neuen und guten
Lösungen zu gelangen. Auch mit den preisgekrönten Ar-
beiten würde es vorläufig nicht möglich sein, die franzö-
sische Industrie und ihre Erzeugnisse zu verdrängen, immer-
hin glauben die Preisrichter in den mit den höheren Preisen
ausgezeichneten Künstlern geeignete Persönlichkeiten ge-
funden zu haben, mit denen die Parfümerie-Industrie sich
jetzt in Verbindung setzen kann, um mit ihnen auf prak-
tischen Grundlagen aufbauend, gemeinsam auf diesem Ge-
biete weiter arbeiten zu können.

Die ausgesetzten Preise von insgesamt 1000 M. hatten
natürlich nicht gereicht, um noch mehr Künstler von
Ruf und Können zur Teilnahme an dem Wettbewerb zu
bewegen, indessen betonte in dankenswerter Weise der
Inhaber der großen Hamburger Parfümerie, Herr Emil
Dralle, daß er durch diesen Wettbewerb viele und neue
Anregungen bekommen habe, und daß er nunmehr die
deutsche Parfümerie-Industrie selbst beeinflussen wolle,
durch ein neues, weit größeres Preisausschreiben, bei dem
mindestens 10000 M. an Preisen zur Verfügung stehen,
auf dem begangenen Wege fortzufahren. Es sollen dann
den Künstlern weit mehr Anhaltspunkte in bestimmten
Richtungen gegeben werden können, die sich sowohl durch
den Wettbewerb, wie durch die persönliche Aussprache der
Preisrichter hier herausgeschält haben.

Dresden. Ein Preisausschreiben zur Gewinnung künst-
lerischer Kleider erläßt das Modehaus Renner am Altmarkt.
Das Preisausschreiben soll zur Erlangung geschmackvoller,
deutscher Kleider dienen. Dieselben sollen künstlerische
Eigenart mit zweckentsprechender Brauchbarkeit verbinden.
Vollendung des Schnittes, Gediegenheit der Näharbeit und
geschmacksichere Anordnung der Nutz- und der Schmuck-
formen werden bei der Beurteilung das Wertmaß bestimmen.
Es können Damen-, Jungmädchen- und Kinderkleider ein-
gesandt werden und zwar sowohl Kleidung für den täg-
lichen Gebrauch, als auch festliche Kleider, Abendkleider,
Teekleider, sowie Mütterkleider und Kleider für korsett-
loses Tragen. Die zum Wettbewerb eingesandten Kleider
müssen vollständig fertiggestellt sein. Jedem Stück ist eine
besondere Berechnung des verwendeten Materials, der
Zutaten und der Arbeitszeit beizulegen. Die Beteiligung
ist nur Originalarbeiten (unter Kennwort) gestattet, also
solchen, welche weder nachgebildet, noch schon verkauft
wurden. Die Zusammenarbeit mehrerer Personen, z. B.
von Künstlern und Damen der Gesellschaft mit Fach-
leuten ist gestattet und erwünscht. Die Einsendung hat bis
15. September postfrei zu erfolgen. Es sind folgende Preise
ausgesetzt: Ein erster Preis von 1000 M., ein zweiter Preis
von 500 M., ein dritter Pieis von 300 M., ein vierter Preis
von 200 M., zwei fünfte Preise von je 100 M., sechs sechste
Preise von je 50 M. Bei entsprechender Beteiligung ist die
Aussetzung einer weiteren Anzahl Preise vorgesehen. Das
Preisrichteramt übernahmen gütigst: Frau Oberbürgermeister
Dr. Blüher, Dresden-A.; Frau Oberst von Carlowitz geb.
von Carlowitz, Dresden-A.; Frau Jos. Graiz, Modeschrift-
leiterin Berlin W 50; Fräulein Ella Lau, Vors. des Vereins
für deutsche Frauenkleidung und Frauenkultur, Dresden,
Dresden -A.; Frau Geheimrat Anna Muthesius, Nikolassee
bei Berlin; Herr Professor Karl Groß, Direktor der Kgl.
Kunstgewerbeschule zu Dresden; Herr Professor Hans
Poelzig, Stadtbaurat Dresden-A.;Herr Karl Schmidt, Direktor
der deutschen Werkstätten, Hellerau bei Dresden, sowie
ein Mitglied der Direktion des Modehauses Renner. Sämt-
Einsendungen bleiben Eigentum der Einsendenden. Das
Modehaus Renner erwirbt durch die Preiskrönung jedoch
das alleinige Recht, die ausgezeichneten Kleider nachzu-
arbeiten oder zu vertreiben. Die Preisbewerbungen werden,
soweit angängig, nach erledigtem Entscheid zu einer Sonder-
ausstellung im Modehaus Renner vereinigt. Ihre Rück-
sendung erfolgt bis Ende Oktober 1916. Sämtliche Ein-
gänge sind bis zur Rücklieferung versichert.

VORTRÄGE

Pforzheim. Vortrag über Geschmackskunde an der
Kunstgewerbeschale in Pforzheim. Zum ersten Male hat
wohl ein Vortrag über dieses neu einzuführende Fach vor
den Rektoren und Lehrkörpern der verschiedensten Mittel-
schulen und der Volksschule stattgefunden. Pädagogen
aller Richtungen hatten sich nach vorausgehenden Kon-
ferenzen eingestellt, um über das Wesen dieses zu schaf-
fenden Unterrichts Aufklärung zu erhalten. Nach kurzen
Begrüßungsworten des Kunstgewerbeschuldirektors W.
Jochem hielt Professor L. Segmiller, der auf dem Gebiete
der kunstgewerblichen Ästhetik schon wiederholt namhaft
hervorgetreten ist, seinen reich durch Lichtbilder und sonstige
Anschauungsmittel, die zugleich auch über die zur Ver-
fügung stehenden Lehrmittel Aufschluß gaben, unterstützten,
informierenden Vortrag. Er sieht in der Förderung der
Geschmackskunde in ästhetischer, wirtschaftlicher und natio-
naler Hinsicht eine unserer vornehmsten Kulturaufgaben.
Besonders wurden die wirtschaftlichen Vorteile des Ein-
kaufs durchgeistigter gewerblicher Gegenstände wahrge-

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