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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Februarheft
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Osborn, Max: Das Kölner Kunstgewerbemuseum in verjüngter Gestalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0157

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Bauchprofüen, mit Halsrand, mit Henkeln, sowohl mit
den wirklich zum Fassen und Tragen brauchbaren wie
den zum Ornament verkümmerten Henkeln.

Sehr interessant, wie Dr. With fiir seine Gruppie-
rung die ursprünglichen Bedeutungen der Worte her-
anzog, indem er den frühen deutschen Wortformen
und ilrrer sinnfälligen Bedeutung nachging. Auch hier
ein Beispiel. Wenn er die Sprachforschung zur Unter-
stiitzung bemühte und aus iliren Feststellungen
notierte, daß die Wurzel des Wortes Topf im germani-
schen „dup ", gleich tief, hohl, liegt und zugleich die
Yerwandtschaft mit dem althochdeutschen „tof“, gleich
Kreisel, berücksichtigte, so ergibt sich, daß es sieli hier
um ein Gefäß handelt, bei dem das Wesentliche die
Höhlung ist, und das außerdem eine Rundform an-
nahm — wobei wir unwillkürlich an die kreisende
Bewegung der Töpferscheibe denken. So werden auch
Biichse, Schachtel, Kessel usw. vorgenommen. Wenn
damit der, der das neue Museum durchstudiert, wieder
auf den Sinn der alten Bezeichnungen hingewiesen
wird und sein Sprachgefiihl geschärft sielit, das gleich-
bedeutend ist mit dem Gefühl fiir das Eigentliche der
Dinge, so fällt noch ein Begleitergebnis von nicht ge-
ringem Wert ab. Wichtig daneben ist die Tatsache,
daß Witli nur ausgesuchte Exemplare heranzog, aus
China und Japan, aus Ägypten und dem sonstigen
Afrika. aus Kleinasien und Europa, aus fernen Yer-
gangenheiten und aus der Gegenwart unserer Tage.
Einen Augenblick fragte ich mich, als ich das be-
merkte: ist es bei so didaktischer Methode nötig.
Stiicke von derartigem Wert zu bemühen ? Wären nicht

hier auch schlichteste Erzeugnisse ausreichend? Aber
es ist doch ein gesunder Grundsatz, als Beispiele je-
weils das Allerbeste heranzuziehen, denn nur von
edelster, in ihrer Art vollkommenster Arbeit sollen Be-
lehrung und Anschauung ausgelien.

Die dritte Abteilung geht sodann auf die Mittel ein,
die Ausdruckskraft der Gegenstände zu erhöhen:
„Farbe und Ornament“ ist ihr Name. Hervorzuheben
hier abermals die Scharfsinnigkeit, mit der die Yer-
schiedenheiten der ornamentalen Möglichkeiten ent-
wickelt werden — linearer, bildgeometrischer, figür-
licher Schmuck und dergleichen.

Man wird nun abzuwarten haben, NveJclie Wirkung
auf das Fublikum sich ergibt, wie Laien und berufs-
mäßige Kunsthandwerker auf diese Art der Augen-
und Fingerspitzenbildung reagieren. Möglich, daß
Erfahrungen herauskommen, die noch zu manchen
Regulierungeii fiihren. Vielleicht wird man auch die
Beschriftungen, die selir sorgsam angebracht sind,
nocli ausfiihrlicher halten miissen, um den gewünsch-
ten Eindruck zu erzielen. Es handelt sich um eine An-
leitung zum Sehen und Formempfinden, für die es
noch kein Beispiel gibt, und die darum manchen ver-
bliiffen wird. Grundsätzlich aber, davon bin ich iiber-
zeugt, wird Karl Withs Methode einen Sieg erringen.
W eleli erfreuliches Bild überdies, zu beobachten, daß
er seine kiiline Neuerung mit verständnisvoller Unter-
stiitzung durch die Stadtverwaltung, vor allem durcli
die tatkräftige Förderung des Oberbürgermeisters
Adenauer, ungehindert und nacli freiem Ermessen zu
Ende führen konnte.

Ein Paar vergoldete Joseph-Augiiste-Prunkterrinen
von Robert
Paris 1768

Versteigerung Hermann Ball-Paul Graupe, Berlin
 
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