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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Hoenninger, Waldemar: Heidelberger Studentenstreiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0027

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Heidelberger Ltudentenstreiche

Von Dr. W. Hoenninger- Heidelberg

Es ist Luffallend, daß über dieses amüsante Kapitel des Studenten-
lebens bisher noch keine Deröffentlichung vorliegt. Rur ganz vereinzelt
sind in Lebenserinnerungen Alter Hercen oder in der Tagespresse solche
Streiche zu finden. Da nun diese Heldentaten unserer Musensöhne den
Kaviar aus dem Dutterbrot des akademischen Lebens darstellen und die
Erinnerung daran alt und jung srgötzt, war es eine dankbare Aufgabe,
diese meist harmlosen Scherze d-er Dergangenheit zu entreißen. Weitaus
die Mehrzahl der solgenden Skizzen verdanke ich der mündlichen Mit-
teilung ehemaliger Heidelberger Studenten und einzelner Heidelberger
Bürger. Sn zwangloser Folgs soll darüber berichtet werden.

Dom Keilen.

Mutter Suevia war in Wten. Es sehlte an Nachwuchs in den sieb-
ziger Iahren. Mehrere Schwaben saßen frühschoppend im „Weißen
Schwan" bei ofsenem Fenster, als ein langer, schlanker iZüngling, dem
man an seinsm schüchternen Benehmen und seinen linkischen Bewegungen
aus weite Entfernung den Aeuling ansah, an dem Tasthaus vorbeidesi-
lierte. Am Tisch wuhte man sofort Descheid. Ein Korpsbursch machte
sich a tempo anheischig, den jungen Mann bis abends ins Korps zu
„kleben". Topp, die Wette galt. Der Schwabe raste zum „Schwan"
hinaus und begrüßte den Fremdling mit folgenden Worten: „Gottlob,
daß Sie endlich da sind. Wir erwarten Sie seit einigen Tagen. Ohr Herr
Dater hat uns Ihre Ankunft bereits gemsldet. iZch darf Sie doch zu Gast
bitten?" Der Spefuchs wurde purpurrot und stammelts: „Das ist ein
Irrtum". „Dein, nein, machen Sie keine Flausen, mein Lieber, es ist,
wie ich sags, kommen Sie sofort mit auf die Kneip-e." Durch die stürmische
Ansprache war der Fremdling völlig geknickt. Er folgte seinem Cicerone,
und abends prangte die gelbe Mütze auf seinem unschuldsvollen Haupte.
Die Wette war gewonnen. Die beiden Helden dieser G-Lschichte sind tüch-
tige Männer geworden.

Eines Tages las ein Dinete auf der Hauptstraßs einen jungen Mann
auf. der ihm gefiel und den er seiwem Bund einverleiben wollte. Er sprach
den Iüngling an und lud ihn auf die Kneipe. Dieser folgte der Ein-
ladung. Als die beiden das Haus betraten und der nieue Ankömmling
Ler Korona vorgestellt wurde, ertönte aus dem Hintsrgrunde d-er
Kneipe eine Stimme, wie folgt: „Ha, deh is jo öer Schmitt vun de
Duperte!, mit dem ich gfochte hab." ^lnter allgemeinem Gaudium
meinte der angebliche Spefuchs s-ein (Znaktiver der Ruperten): Ss sei
wieder einmal ganz nett gewesen, gekeilt zu werden.

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