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Hoenninger, Waldemar: Heidelberger Studentenstreiche
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0029
„Der dritte hub ihn wieder sogleich", lüftete ich das Linnen und streichelte
das unter einer blonden Perücke äußerst niedlich aussehends „Töchter-
lein" mit meinen bernßten Händen zart an Wangen und Nase, ohne daß
dies von ihm bemerkt wurde, zumal es die Augen geschlossen hielt. 2ch
beugte mich nun nieder, um den ominösen Kuß zu verbrechen und war nur
noch einige -Zentimeter vom lRosenmündchen entfernt — als unter unge-
heuerem Getöse und Hallo Ler Korona das Löchterlein mir tückischer-
weise aus einer mit Hebel versehenen Siphonflasche, die im Dusen der
Maid verboirgen war, aus unmittelbarer Mhe einen äußerst starken
Strahl kohlensaures Wasser in das Gesicht spritzte. Meine Destürzung
gab dem Töchterlein Gelegenheit, mir den ganzen Litec zu verabreichen,
so daß ich wie ein begossener Pudel aussah und Hemd und 8-zentimeter-
hohen Kragen im Aebenzimmer wechseln mußte.
Das Töchterlein aber saß, beglückwünscht von allen, daß es mich so
hereingelegt hatte, ahnungslos, aber stolz — als Möhr auf seinem Platz
im Kneiplokal, wo es allerseits durch Anprosten sehr gefeiert wurde.
Als ich vom Llmkleiden zurückkam, sah mich das Töchterlein-Mohr
höhnisch an, worauf ich ihm einen mehrfachen Merjungen aufbrummte.
Ein alter Herr, der Dater des „Töchterleins", lachte sich über sein
ahnungsloses Mohrenkind Tränen.
Aachdem das Töchterlein längere -Zeit zum allgemeinen Dergnügen
unbewußt als Mohr weitergezecht hatte, wurde ihm vom Korpsdiener
ein Spiegel überreichf, den es näch Besichtigung völler Wut zu Doden
schmetterte. Ein weiterer mehrfachsr Bierjunge, den das schäumende
Töchterlein, als zuletzt lackiert, mir, aufbrummte, machts dem Spiel
ein Ende.
Die Dessinkiste.
Dei der ersten Mensur, welche die jungen Füchse ansehen dürfen,
erhalten gewöhnlich einige den Auftrag, die Dessinkiste nach der Hirsch-
gasse zu bringsn. Die Füchse natürlich ahnungslos darüber, was sich in
der Kiste befindet, schleppen dieselbe unter der größten Mühe und An-
strengung ins Pauklokal, wo dieselbe im Deisein der ganzen Korona
geöffnet wird. Hnhalt: schwere Mauersteine! Die Kiste ist einseitig be-
laden und ohne Henkel. Erfolg: homerisches Gelächter.
Die Mensurleiter.
Ein besonders intelligenter Fuchs vom Land erhält den Auftrag,
während einer Mensur auf eine Leiter im Pauklokal zu steigen und hoch
oben bei Deginn und am Ende der Paukerei jeweils mit einem Pfannen-
deckel auf einen Topf zu schlagen. Manche merken erst am Schlusse der
Paukerei, daß sie gefoppt sind.
Die Abfuhrpillen.
Ein früherer PIniversitätsapotheker„ der viel Humor besaß, verkaufte
auf Veranlassung älterer Burschen den Füchsen sogenannte Abfuhrpillen,
die den Fechtenden in die Lage versetzen sollten, jeweils seinen Gegner zu
besiegen. Die Abfuhrpillen waren natürlich nur ganz unschädliche
Pfefferminzpillen.
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das unter einer blonden Perücke äußerst niedlich aussehends „Töchter-
lein" mit meinen bernßten Händen zart an Wangen und Nase, ohne daß
dies von ihm bemerkt wurde, zumal es die Augen geschlossen hielt. 2ch
beugte mich nun nieder, um den ominösen Kuß zu verbrechen und war nur
noch einige -Zentimeter vom lRosenmündchen entfernt — als unter unge-
heuerem Getöse und Hallo Ler Korona das Löchterlein mir tückischer-
weise aus einer mit Hebel versehenen Siphonflasche, die im Dusen der
Maid verboirgen war, aus unmittelbarer Mhe einen äußerst starken
Strahl kohlensaures Wasser in das Gesicht spritzte. Meine Destürzung
gab dem Töchterlein Gelegenheit, mir den ganzen Litec zu verabreichen,
so daß ich wie ein begossener Pudel aussah und Hemd und 8-zentimeter-
hohen Kragen im Aebenzimmer wechseln mußte.
Das Töchterlein aber saß, beglückwünscht von allen, daß es mich so
hereingelegt hatte, ahnungslos, aber stolz — als Möhr auf seinem Platz
im Kneiplokal, wo es allerseits durch Anprosten sehr gefeiert wurde.
Als ich vom Llmkleiden zurückkam, sah mich das Töchterlein-Mohr
höhnisch an, worauf ich ihm einen mehrfachen Merjungen aufbrummte.
Ein alter Herr, der Dater des „Töchterleins", lachte sich über sein
ahnungsloses Mohrenkind Tränen.
Aachdem das Töchterlein längere -Zeit zum allgemeinen Dergnügen
unbewußt als Mohr weitergezecht hatte, wurde ihm vom Korpsdiener
ein Spiegel überreichf, den es näch Besichtigung völler Wut zu Doden
schmetterte. Ein weiterer mehrfachsr Bierjunge, den das schäumende
Töchterlein, als zuletzt lackiert, mir, aufbrummte, machts dem Spiel
ein Ende.
Die Dessinkiste.
Dei der ersten Mensur, welche die jungen Füchse ansehen dürfen,
erhalten gewöhnlich einige den Auftrag, die Dessinkiste nach der Hirsch-
gasse zu bringsn. Die Füchse natürlich ahnungslos darüber, was sich in
der Kiste befindet, schleppen dieselbe unter der größten Mühe und An-
strengung ins Pauklokal, wo dieselbe im Deisein der ganzen Korona
geöffnet wird. Hnhalt: schwere Mauersteine! Die Kiste ist einseitig be-
laden und ohne Henkel. Erfolg: homerisches Gelächter.
Die Mensurleiter.
Ein besonders intelligenter Fuchs vom Land erhält den Auftrag,
während einer Mensur auf eine Leiter im Pauklokal zu steigen und hoch
oben bei Deginn und am Ende der Paukerei jeweils mit einem Pfannen-
deckel auf einen Topf zu schlagen. Manche merken erst am Schlusse der
Paukerei, daß sie gefoppt sind.
Die Abfuhrpillen.
Ein früherer PIniversitätsapotheker„ der viel Humor besaß, verkaufte
auf Veranlassung älterer Burschen den Füchsen sogenannte Abfuhrpillen,
die den Fechtenden in die Lage versetzen sollten, jeweils seinen Gegner zu
besiegen. Die Abfuhrpillen waren natürlich nur ganz unschädliche
Pfefferminzpillen.
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