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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Hoenninger, Waldemar: Heidelberger Studentenstreiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0043

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„Huirnert."

Fahrbach war ein berühmter Kutscher seiner Zeit — er fuhr die Post
von Heidelberg nach Mannheim und hatte jeweils eine Ladung Bier bei
sich. Einst srug ihn ein Student, als sie in Mannheim ankamen, ob ec
10O Schoppen trinken könnte. „Ich will's emol probiere", sagte der
Fahrbach. Man füllte jeweils Dier in ein 8-Schoppen-Gefäß, und Fahr-
bach ließ das Naß in seine Gurgel rinnen. Beim Leeren des letzten Hum-
pens sagte er: „Hunnert". „Was, Sie haben mitgezählt?" riefen die
Studenten. „Hajo, es handelt sich doch um e Wettung."

-k-

Fahrbach stand mit einem Wagen auf dem Paradi (Paradeplatz).
Da kam zufällig ein Alter Herr mit seiner Frau daher und sagte zu ihr:
„Deß is er." Fahrbach guckte verdutzt um. „Ha, kenne Sie mich nimmsr",
frug der Alte Herr, „bei den 100 Schoppen war ich auch dabei. Könne
Sie jetzt auch noch so viel trinken?" „2a", sagte Fahrbach, „wenn ich jetzt
80 trinke will, muß ich mich anstrenge."

Der Mohrle.

Der Student Barazetti, der sehr von sich eingenommen war und sein
Leben sehr liebte, erschien eines Abends im „Falken", wo die Stamm-
kneipe der Franken damals war. Barazetti war dort wegen seiner kriti-
schen Einstellung nicht sehr beliebt. Am wenigsten mochte ihn aber der
Mohrle, der Spitz des Franken ^lllmer I, leiden, und es geschah, daß der
Mohrle dem Barazetti in die Hand biß. Man merkte dies, und ein Frante
kam auf einen guten Einfall. Einer nach dem anderen verschwand aus
dem Lokal und man begab sich zu Dr. med. Fehr, um mit ihm das Wtige
zu verabreden.

Plötzlich erschien ein Franke wieder im „Falken" und erklärte: „Wißt
ihr schon, der Mohrle hat die Tollwut". Barazetti wurde bleich vor Ent-
setzen. „Was ist da zu machen, der Mohrle hat mich gebissen?" „2a",
sagte der Franke, „da müssen wir sofort zum Dr. Fehr gehen. die Sache
ist nicht ohne." And so zog die Korona zu dem in die Sache eingeweihten
Dr. Fehr. Dieser besah sich die Hand des Barazetti und erklärte: „Herr
Barazetti, Sie müssen unbedingt ins Bett. Das Gift muß Herausge-
schwitzt werden." And was befohlen, ward getan. Barazetti legte sich
ins Bett — es war an einem heißen Augusttag — und schwitzte zwei
Lage und zwei Aächte ohne ^lnterlaß, während die besorgten Freunde
ihm Gesellschaft leisteten und auf seine Kosten ein Faß Dier nach dem
anderen leerten. Am Morgen des dritten Dages öffnets sich die Türe
und herein trat ein Franke mit dem vor Freude hüpfenden Mohrle und
erklärte: „Der Mohrle is wieder gsund!"

Etwas von Beinhauer^.

Bei der Beerdigung des Chirurgen Professor Dr. von Chelius wäh-
rend der Ferien tras Beinhauer eine Abordnung der Schwaben mit einem
Kranze an. Er ging auf die Herren zu unö erklärte: „2ch werde den Kranz
niederlegen". «Es müssen aber ein paar Worte dazu gesprochen werden."

^ Dgl. „Kurpfälzer Jahrbuch" IS26/27.

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