Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

DOI Artikel:
Hoenninger, Waldemar: Heidelberger Studentenstreiche
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0044

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Wird geschehen." Als der Geistliche gesprochen hatte, ging Beinhauer
ans Grab, legte den Kranz nieder, drehte sich ohne ein Wort zu sagen um
und weinte. Den Freunden berichtets er: „2ch konnte vor Rührung kein
Wort herausbringen". Dei Semesterbeginn kam Beinhauer auf die An-
trittskneipe, erzählte von dem schweren Dsrlust und erklärte: „Es wird
euch wohl alls, liebe Korpsbrüder, die Trauerreds interessieren, die ich
gehalten habe". Daraufhin hielt er eine Rsde, die er angsblich auf dem
Friedhof gehalten hatte.

Einst srug ein Arzt den Deinhauer, woher er die rote Aass habe,
worauf Deinhauer erwiderte: „Mensur Är. 13".

-r-

Ein Dackfisch frug auf einem Museumsball einen Leutnant: „Kennen
Sie Schopenhauer?" „Sie meinen wohl Deinhauer, gnädiges Fräulein",
erwiderte der Soldat.

Einst wurde auf der Iagd die Gesellschaft plöhlich von einem wilden
Gber überfallen, alles rief: „Deinhauer vor, der ist noch unverheiratet".
„2ch ging vor, nahm meinen Hirschfänger und stach ihn sofort nieder."

Als in den achtziger Iahren der Schah von Persien nach Heidewerg
kam, war am Bahnhof Alt- und 2ung-Heidelberg versammelt, um den
erotischen Herrscher zu begrühen. Anter den Zuschauern befand sich auch
stud. phil. in Ewigkeit Philipp Deinhauer, stadtbekannt durch seine witzi-
gen Erzählungen und betrachtete sich das Leben und Treiben. Gelegent-
lich erzählte er am Biertisch darüber folgendes: „2ch promsnierte am
Dahnhof auf und ab. da kam ein Herr der Amgebung des Schah's auf
mich zu und frug mich, ob ich zufällig etwas Meiselektüre bei mir habe,
er habe noch eine lange Deise vor, und möchte sich die Zeit mit Lesen
vertreiben. Ich kramte in meinen Taschen und fand als einziges Lese-
material den Heidelberger S.C.-Ko-mment. Sofort überreichte ich ihm das
Heft und empfahl eifriges Studium. Seitdem gilt die Schrift als
persisches bürgerliches Gesetzbuch!"

Einiges vom Stuöenten-August.

Der Studentendiener August, das Pendant zu Muck, war ein
originelles Haus. Einst sah die Dorstandschaft der Heidelberger Stu-
denten anlählich des 70. Geburtstages Dismarcks festlich in der Stifts-
mühle beisammen und beschloh, ein Telegramm folgsnden Inhalts an den
Altreichskanzler zu senden: Dem Deutschesten der Deutschen sendet herz-
liche Glückwünsche die Heidelberger Studentenschaft. Die Dertreter der
Studentenschaft unterschrieben das Telegramm und fügten ihre Zirkel
bei. August bekam den Auftrag, das Weitere bei der Post zu veranlassen.
Etwa zwei Stunden wartete man auf den Diener, um über die Aufgabe
des Schreibens Näheres zu erfahren. „Warum kommst du so spät,
August", frug öer Dorsitzende, als endlich der längst Erwartete erschien.
„(Za, wisse se, Herr Dokter", sprach August, si hawwe uf der Poscht nitt
gewiht, wie se die Zerkel telegraphiere solle."

28
 
Annotationen