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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Hoenninger, Waldemar: Heidelberger Studentenstreiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0045

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Als der alte Großherzog Friebrich seinen 70. Geburtslag feierte,
waren die Dertreter der Heidelberger Studentenschaft bei einem großen
Kommers in Karlsruhe. Selbstverständlich war auch der August dabei
und bediente seine Herren. Da er aber neben den anderen Studenten-
dienern eine etwas klägliche Figur abgab, versuchte man ihn zu entlassen.
August blieb aber standhaft auf seinem Posten, trotz des wiederholten
Drängens, wegzugehen. Auf die Frage, warum er nicht gehe, erklärte
August: „2o, wisse se, ich hab ghört, daß verschiedeneLait unner de Gäscht
wäre, die de Krebs hawwe, un do hab ich die Gläser selwer schwenke
wolle." (Damals krassierte der Krebs.)

*

Anläßlich der 600-2ahr-Feier der Llniversität Bologna beschloß die
Heidelberger Studentenschaft, an dem Feste teilzunehmen. August sollte
aus verschiedenen Gründen zu Hause bleiben. Aber er bestand hartnäckig
darauf, dabei zu sein. Auf die Frage, warum er so großen Wert darauf
lege, gerade mit nach OSologna zu reisen, erwiderte August: „Wisse se,
Herr Dokter, do is mer noch so en Schlawiner 30 Mark schuldig, unn ich
glaab, dah ich den Kerl bei dem annere Lumpezeich, was do hinfährt,finn."

Der Pandektenlump^.

Als Philipp Wahl, der Heidelberger Pandektenlump, starb — so
erzählt eine alte Heidelbergerin — wollte der Geistliche die feierliche De-
erdigung mit Glockengeläute verweigern, was bei den Dürgern Oden-
heims grohe Entrüstung hervorrief. „Was, dem Pandektelump solle die
Kercheglocke nitt geläut werre, der uns so viel Dergnllche gemacht hott
durch sein gute Humor unn seine fidele Streich, na, sell kann nitt sei und
derf nitt sei."

Die herzhafte Frau des Lehrers Feigenbutz begab sich mit einigen
anderen Fcauen zur Deerdigungszeit in die Kirche und schloß sich ein. Auf
einZeichen läuteten sie die Glocken, und so geschah es, daß derPandekten-
lump unter Glockengeläut zu Grabe getragen wurde.

„Dertragt euch!"

Vor einigen Iahren trafen nach Mitternacht einige Passanten einen
Studenten, der einen Laternenpfahl umarmt hatte und sein Däuchlein an
ihn drückte. Dabei rief er fortwährend: „Dertragt euch, vertragt euch!"

Auf die Frage, was los sei, erwidecte der Studio, er habe im „Perkeo"
zweierlei Dier getrunken und nun finde in seinem Magen eine jammer-
volle Dalgsrei zwischen den beiden Dieren statt. Zur Deruhigung rufe
er beiden zu: „Dertragt euch!".

^ Dgl. „Kurpfälzer Jahrbuch" 1926/2?.

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