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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Meisinger, Othmar: Alte Segen und Heilräte aus der Pfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0057

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Hlm Mul zu stillen, weist man sonst gerne auf die Wunden Christi hiu,
ein -Zug, der hier fehlt.

16. Blutstellen.

2lch blueth vergiß du deinen Gang wie Gott des mans, der auf dem Stuhl satz
und tlnrecht älrtheil sprach. XXX.

17. Böse Vrust

Wenn eine Frau eine gar böse Brust hat. 2kimm Wein in ein Zinnern Ge-
schirr und thue daran 2 loth Sasafrah, Sasaparilla, ein Quinthein Sasran, 2 loth
Sühholz, ein loth Kandelzucker, ein wenig weihe lilien Dlätter, ein wenig Hasel-
wurtzel, ein wenig Königshutwurtzel, ein wenig blau Deilgen, ein wenig Zvrn Dlu-
men, las es 3 Tage u. 3 Aacht aneinanter stehen, alsöann getrunken, und wann Les
Weins wenig wird, wird er daran gegossen.

18. Rvte Brust.

Wann eine Frau eine Rothe Brust hat, nimm eine schwartze Katz, schneid solche
in den Schwantz, so lange, bis er Blutet. Mit dem Mut fchmiere die Drust und
wasche es ab.

Nach urallem Glauben hat Dlut übernatürllche Kraft, auch gegen
Krankheiten und Verwundungen, es gewährte Zauber gegen Hexen,
Wetter und Geister. Warmes Gemsblut verschafft dem sZäger Kraft und
Mut und sichert ihn gegen Schwindel. Noch sind heute da und dort Väder
in warmem Ochsenblut Volksmittel gegen Kraftlosigkeit. Im „Armen
Heinrich" von Hartmann von Aue gilt das Vlut einer reinen Jungfrau
als Heilmittel gegen die Mieselsucht (Lepra).

19. Für den Drand.

Ein kreuzer weih Wachs, vor 2 Kreuzer Jnstlich, vor 2 Kreuzer Dahmöl und
einen Löffel voll Rindsschmalz. Das ist vor den Drand.

20. Gegen den kalten Brand.

Kalt brand solt stille stahn,
bis die Maria gebahr ihr letzten Sohn.

Der „letzte" oder „zweite" Sohn Maria findet sich immer wieder in
Drand- und Feuersegen.

21. Gegen öie Geflechte und Warzen.

Wozu öie schwartzen Schnecken nuhen.

Sie vertreiben die Geflechte, die Wartzen an Händ und Fühen, die Hühner-
augen an den Fühen, sie heilen die Brüch und alle Schäden.

Thue die Schnecken zusammen in einen Topf, wirf viel Saltz daran, grab 9 Tage
in die Erden, darnach distillier in einem Glas an üer Sonnen.

Auf uralteu Drauch weist in diesem Heilrate die Verwendung der
schwarzen Tiere und der den Germanen heiligen Neunzahl. Das Der-
graben der Schnecken deutet an, daß die Krankheit verwesen soll, wie der
Leib eines Degrabenen. Im Vogtland vertreibt man Hühneraugen, in-
dem man mit einer Speckschwarte über die Hühneraugen streicht und sie
bei einem Degräbnis nach dem Vaterunser ins Grab wirft oder in den
Sarg legt.

22. Gegen Sonnenflecken.

Wenn die Menschen Sommerfleckigt seind, fang den Thau auf, der auf dem
Weihen liegt, misch mit Rosenwasser und rein weih Lilienöhl daran. Mit dem
Wasser wasche dich, das machet ein schön hell Gesicht, vertreibt auch die Pocken.

Der hier erwähnte Tau spielt im Volksglauben eine große Volle; be-
sonders wertvoll ist er, wenn man ihn am 1. Mai, an Weihnachtsn, am
Iohannistage unbeschrien sammelt. Er vertreibt auch Fieber, schützt vor

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