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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Gilardone, Georg: Vier wiedergefundene Zeugen der Königsherrlichkeit Friedrich V.
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0099

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schlang sich ein kreisrundes Dand mit der Devise des Hosenbandordens,
lckonnx soir glll mal X peime. So enchielten die Trvmpetfahnen der Leib-
garde auch eine Huldigung für die Kurfürstin. War doch Elisabeth von
der Psalz die Grohnichte und das Pat-enkind der Stifterin des Ordens
der „jungfräulichen" Königin von England gewesen.

Auf dem zeitgenöfsischen Stich Eberhard Kiesers über den Einzug
Friedrichs und seiner Gemahlin vor der Krönung in Prag sind je zwei
Kornette Arkebusiere und Kürassiere verewigt. Ohne Zweifel haben
dieser auch aktenmähig nachgewiesenen Elitetruppe der berittenen Leib-
garde die 4 Drompetenfahnen gehört.

Allerdings lassen sich drei von ihnen schon auf einem noch älteren
Stich nachweisen, wo sie ganz deutlich sichtbar sind. Dieser Stich von der
Hand V. Kellers stammt aus dem Iahre 1615 und stellt die Degrüßung
der Kurfürstin am 7. Huni 1615 durch ihren Gemahl im Feldlager zwischen
Heidelberg und Ladenburg dar. Das Original der sogenannten „2deih-
empfahung", das dieses Bild enthält, wird in der Heidelberger Plniver-
sitätsbibliothek aufbewahrt.

2n der Schlacht am Weihen Derge wurde die kurpfälzische Leibgarde
von Pappenheims Kürassieren nach erbittertem Widerstand zusammen-
gehauen. Fast alle ihre Feldzeichen, also die beiden Standarten und
wenigstens drei von den Trompetfahnen wurden unter die Sieger geteilt.
Und zwar fanden die beiden Reiterbanner mit den etwas voreiligen Auf-
schriften „Oiverti neseio: Hch laß mich nicht auseinandersprengen", und
„Panäem bona eallsa lriumpbat: Endlich sieg-t die gute Sache", den Weg
in öie Kirche Macia vittoriosa im päpstlichen lRom. Hier wuröen sie am
22. März 1624 von dem jüngeren Anhalt, einem protestantischen Mit-
streiter in Ler Schlacht, einwandfrei festgestellt. Zwei Lrompetentücher
kam-en als Siegestrvphäe in die Marienkapelle des Schlosses auf dem
Frauenberg ob Würzburg und eine dritte an den kurbayecischen Hof nach
München. Dieses Stück sollte als einziges auf deutschem Boden bleiben
und ist das der Münchner Sammlung. Wieder nur eine der Trompeten-
sahnen scheint sich mit den Lleberresten der pfälzischen iReiterschar gerettet
zu habeil und ist schliehlich im fernen Aationalheiligtum früheren schwedi-
schen Waffenruhms, in der Ritterholmkicche, gelandet. Hier gilt sie bis
heute als ein einer bayerischen Truppe entrissenes Beutestück. Auf ihrer
Hrrfahrt erhielt sie noch eine weitere, spätere Tlmschriftung, die das
Münchener Stück nicht aufweist: „Zuperma Pellu8 Liäera Oonar". Tlebsr
Urheber und Sinn d-ieser Zutat kann man nur Vermutungen äußern.

Seit langem befindet sich in der Bildersammlung des Armeemuseums
unter 2876 eine genaue farbige Abbildung des Stockholmer Stückes.
Diese Abbildung ermöglichte die Feststellung der Wesens- und Arsprungs-
gleichheit der Stockholmer und der Münchener Fahne.

Aber auch die beiden Würzburger Schicksalsgenossinnen aus dec
Schlacht am Weihen Berg haben während des großen, dreihigjährigen
Weihblutens Deutschlands den Weg nach dem fernen Schweden gefunden.
Ueber sie gibt das grohe Fahnenwerk des K. Kriegsarchivs in Stockholm,
das gegen Ende des 17. Iahrhunderts entstanden ist, folgende Auskunft:
„Die Kirche zu Kungsara, Västmanland, besitzt auf ihrem Altar zwei

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