DOI Artikel:
Becker, Albert: Kaiserslautern oder Kyffhäuser?
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0181
solche Kriege, die den Rhein bedrohten. (Zn einem Gedichi des 18. Iahr-
hunderts, das denDod Sickingens zuvor geschildert, heißt esweiter(1793):
2m Aeich der Geister rief man nun:
Geliebter Frqnz, willkommen!
Kannst hier von deinen Siegen ruhn,
nur immer Plah genommen!
Doch sehnte sich der Heldensohn
nach einer Expedition
als Geist auf unsrer Erde.
Man hielte drauf geheimen Rat —
und Franz, dem Supplikanten,
war, was er untertänig bat,
in Fvrma zugestanden.
„Zeig", hieh es, „lorbeerreicher Mann,
hinfort Krieg vder Frieden an.
im lieben Deutschen Reiche!"
Dort, wo sein ruiniertes Schloh
Lie Molken embrcrssieren,
ist öfters nun der Teufel los,
hört man die Trommel rühren,
der Nosse Schnauben, Waffenklang,
Ler Wagen Aasseln, Schlachtgesang
und Dvnnern Ler Kanonen.
„2lch!" rufen Lie Sickinger dann,
„Franz ist heut ausgezogen!
Er hat, sooft ein Krieg begann,
noch nie dies Dors betrogen.
Stets traf die Llnglücksahndung ein:
denn, wird es Krieg, hört groh und klein
dies fürchterliche Sausen."
Wird's Frieden, kehrt er froh zurück
im sanften Ton der Flöten:
man hört die schönste Feldmusik
von Pauken und Trompeten.
Die Pferde wiehern lustig drein,
da- heiht's: Seid fröhlich, Franz zieht ein!
Gvttlob! 2lun wird es Frieden!
Der Kern dieser Sage ist mhthologisch: es ist das Totenheer, mit
dem Wodan durch die Lüfte brausti ist der uralte Glaube vom mitternächt-
lichen lReigen der Toten, der ja dann auch in der Totentanzdarstellung
sich künstlerisch auswirkt.
Einer Kaiserslauterer „Barbarossasage" sei noch gedacht: ich meine
das Gedicht „Der Rohkauf", das als „pfälzisches Dolkslied" in unsere
Lesebücher übergegangen ist: auch K. Simrock hat es in seine Sammlung
(1836) der lRheinsagen ausgenommen, zu der es nach Simrocks Dorrede
zu dem Duch „Herr Wilhelm von Walbrühl in Berlin" als Erstdruck
beistenerte.
Der Rohkauf.
Durch den Wald hin ritt der Müller,
will verkaufen seinen Schimmel;
finster ist's, kein Mondenschein,
und Lie lieben Sternelein
halten sich verborgen.
162
hunderts, das denDod Sickingens zuvor geschildert, heißt esweiter(1793):
2m Aeich der Geister rief man nun:
Geliebter Frqnz, willkommen!
Kannst hier von deinen Siegen ruhn,
nur immer Plah genommen!
Doch sehnte sich der Heldensohn
nach einer Expedition
als Geist auf unsrer Erde.
Man hielte drauf geheimen Rat —
und Franz, dem Supplikanten,
war, was er untertänig bat,
in Fvrma zugestanden.
„Zeig", hieh es, „lorbeerreicher Mann,
hinfort Krieg vder Frieden an.
im lieben Deutschen Reiche!"
Dort, wo sein ruiniertes Schloh
Lie Molken embrcrssieren,
ist öfters nun der Teufel los,
hört man die Trommel rühren,
der Nosse Schnauben, Waffenklang,
Ler Wagen Aasseln, Schlachtgesang
und Dvnnern Ler Kanonen.
„2lch!" rufen Lie Sickinger dann,
„Franz ist heut ausgezogen!
Er hat, sooft ein Krieg begann,
noch nie dies Dors betrogen.
Stets traf die Llnglücksahndung ein:
denn, wird es Krieg, hört groh und klein
dies fürchterliche Sausen."
Wird's Frieden, kehrt er froh zurück
im sanften Ton der Flöten:
man hört die schönste Feldmusik
von Pauken und Trompeten.
Die Pferde wiehern lustig drein,
da- heiht's: Seid fröhlich, Franz zieht ein!
Gvttlob! 2lun wird es Frieden!
Der Kern dieser Sage ist mhthologisch: es ist das Totenheer, mit
dem Wodan durch die Lüfte brausti ist der uralte Glaube vom mitternächt-
lichen lReigen der Toten, der ja dann auch in der Totentanzdarstellung
sich künstlerisch auswirkt.
Einer Kaiserslauterer „Barbarossasage" sei noch gedacht: ich meine
das Gedicht „Der Rohkauf", das als „pfälzisches Dolkslied" in unsere
Lesebücher übergegangen ist: auch K. Simrock hat es in seine Sammlung
(1836) der lRheinsagen ausgenommen, zu der es nach Simrocks Dorrede
zu dem Duch „Herr Wilhelm von Walbrühl in Berlin" als Erstdruck
beistenerte.
Der Rohkauf.
Durch den Wald hin ritt der Müller,
will verkaufen seinen Schimmel;
finster ist's, kein Mondenschein,
und Lie lieben Sternelein
halten sich verborgen.
162