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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Becker, Albert: Kaiserslautern oder Kyffhäuser?
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0183

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hundert bezeugt ist. Rückert, der aus den 1812 erschienenen Volkssagen
von Büsching schöpste, kannte die 1816—18 erschienenen Grimmschen
Sagen noch nicht, die eben herauskamen, als Rückerts Gedicht zur
Kenntnis der Oessentlichkeit gelangte (nicht vor 1812). Grimm aber be-
rief sich auf die „FürstlichenTischreden", herausgegeben vonWerner Geb-
hardt C. uird Georg Draudius P. O. (Basel 1642), die das uns aus öem
Flugblatt von 1532 bekannte Gespräch eines römischen Senators und
eines Deutschen, das 1532erschienen, erneutwiedergaben; auch I. Fischarts
Geschichtklitterung (1525) hätte er als Quelle nennen können.

Man sieht, daß Kaiserslautern und Kyffhäuser als Stätten der Der-
örtlichung der deutschen Kaisersage sast gleich alte lRechte haben. Und
Vückert^ schönes Gedicht aus der Zeit der Wiederaufnahme der Sags
in der deutschen Einheitsbewegung des 19. Iahrhunderts kann mit glei-
chsm Recht auf Kaiserslautern bezogen werden wie aus den Kyffhäuser.
Än beiden Oertlichkeiten hat sich die äckeberlieferung selbständig gebildet,
ohne daß sie etwa von der einen auf die andere übertragen worden wäre.

Die genauere Detrachtung der Pfälzer Darbarossasagen lehrt uns,
Wie weit sich auch eine sogen. geschichtliche Sage, öie Sage aus dem Er-
eignis, von öem tatsächlichen Geschehnis entfernt und wie der eigentliche
Sagenanlaß, der Kern, kaum unter der überwuchernden Hülle noch durch-
schimmert. Das lehrt uns auch eine andere „geschichtliche" Sage der
Pfalz, die, wie bereits angedeutet, dem Kreis der Barbarossasagen und
der in ihnen zum Ausdruck gebrachten Kaiseridee nahesteht: ich meine
die „Nächtliche Erscheinung" am Rhein bei Speyer, von der ein ander-
mal die Rede sein soll.

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