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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Kissinger, Rudolf: Die Metzelsupp!
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0214

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die Felder deckt und der Frost das Ackerlanö im Danu hält, die Arbeit
etwas ruhiger verläuft, dann wird es als bssonders willkommens Ge-
leaenheit in des Winters Eintönigkeit begrüht, wenn Metzelsupp ange-
sagt ist.

Deizeit schon, wenn daheim das Meh versorgt ist, rücken sis an, die
nächsten Verwandten,um beider Bas' zu helfen. Die Frauen verschwinden
in der Küche. Dort Hantiert der Metzger am dampfend'en Kefsel. Die
Mannsleute suchen die grohe Wohnstube auf. Hier hat der „Wetzelbursch"
gar nichts dagsgen, wenn der Hanübalser ihn beim Hacken ablössn will.
Wohl gibts hie und da auch schon ein mehrschneidiges Wiegemesser zum
Zerkleinern üer Fleischstücke, aber meist ist doch noch das Hackmesssr im
Gebrauch. Sein Detrieb gibt eigentlich erst di<e rechte Musik, die gerne
schon von drauhen vernimmt, wer mit Einladung bedacht ist. Am weih-
geschcuerten Tisch wird der Speck in lange Riemen zerlegt und dann in
„Griewe" geschnitten. Dald kommt das WLllfleisch auf den Tisch. Der
Metzger hat dazu die „durchwachsensn" Stücke aus dsm heißen Kessel
herausgeholt und schickt sie durch die Annemarie den Mannsleuten in die
Stube. „Dazu gehört ein Schnaps", sagt der Hausvater und holt den
Krug mir denr Kornbranntwein auf den Tisch, damit jeder sich ein „Würf-
chen" einschenken kann. Oft aber kommt es auch vor, daß grade am
Schlachttag von der fürsorglichen Hausfrau noch eine vorjährige Wurst
zum besten gegeben wird. Mit Stolz bringt die Mutter sie herein und
rät dem Metzger, diesmal seine Sache nur wieder so gut zu machen.
Lange aber kann die Hausfrau nicht bei den Mannsleuten bleiben. Drau-
hen in der Küche gibts für sie so unendlich viel zu tun, und sis meint schon,
„sie weih gar nit, wo ihr der Kopf steht vor lauter Durcheinander". Denn
jetzt schon schickt sie Tochter und Magd im Ort umher, will öoch der eine
und andere Detier, der erst zum Abendessen anrückt, wenigstens etwas
vom Wellfleisch versuchen, das in der warmen Drühe zum Frühstück gut
mundet. iZnzwischen aber geht die Arbeit im Hause rüstig fort. Jn der
Stube werden die Schinken ausgeschnitten, die Würste gefüllt, und draußen
in dec Küche gibts Arbeit in Fülle. Auch die kleinen Würstchen dürfen
nicht vergessen werden, die für die Kinder bestimmt sind.

Die Arbeit läht nach, dec Abend bricht herein. Blutwurst und
Schwartemageu sind im Kessel. An allerlei Aecksreien hat es während
des Wurstmachens nicht gefehlt. Der kleine Peter, der den Männern
allzu geschäftig im Weg herumläuft, ist in das Nachbarhaus geschickt wor-
den, die „Sulzenpresse" und den „Daumenhaspel" zu holen. Sr muß sich
nun manche Äeckerei gefallen lassen. Die Mannsleute haben draußen im
Stall zu tun, die Derwandten daheim, und inzwischen rückt eine andere
muntere Schar an. Das versteht sich ja auf dem Dorf von selbst, daß
alle Dachbarskinder und die Kleinen aus der Freundschaft zurMetzelsuppe
eingeladen werden. Sehnsüchtig reden sie schon seit Tagen davon, und
freudig wird von ihnen der Abend erwartett Die Zeit will ihnen nicht
schnell genug verstreichen. Mit dem Schlag Sechs stellen sich die geladenen
Kleinen ein und besetzen am Kindertisch dem Alter nach ihre Plätze. Ge-
räuschvoll haben sie sich aus dem von Kesseldampf und Gewürzgeruch
erfüllten Hausgang in die Stube hineingedrängt. Aun aber sind sie voller

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