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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Grossmann, Rudolf: Heidelberg als moderne Fremdenstadt: wie es ist, und was sein sollte
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0218

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oder da und dort, wo sich eben die Geiegenheit dazu bietet, mit glücklicher
Hand zu rekonstruieren, nicht sklavisch sich an die schulmeisterlichs lRegel
des Daustildogmatikers bindend, sondern immer das ganze vor 'Augsn,
den heiligen Distrikt Alt-Heidelbergs. Nicht allein um das Bauwerk von
Menschenhand handelt es sich dabei, sondern auch um Daum und Wald.
bei denen im ganzen Zusammenhang nicht unbedin-gt immer dis Fülle das
Erstrebenswerte ist. Um eine Einzecheit herauszugreifen, möchte ich- hier
einmal den Gedanken des Herrn S. zur Erwägung stellen, ob nicht die in
den letzten Hahrzehnten ganz zugewachsene bauliche Dasis des Schlosses
wieder so weit freigelegt werden könnte, d-ah sie von der Scheffelterrassie
bis zum Englischen Bau wied-er eckenntlich, die ungeheure Wucht dieses
beherrschend-en Bauwerks wieder klar erkennen liehe.

160000 Fremde in einem dreiviertel Jahr, aber: keine entsprechende
Aufenthaltsdauer! Waren es — die Statistik auf d-iesem Gebiet ist
freilich noch nicht ausgebaut — im Jahre 1926 noch 1,90 Tage schätzungs-
weise mittlerer Aufenthaltsdauer, so sind es im Juni 1927 nur noch 1,75
Tage gewesen. Wer die ungeheure wirtschaftliche Dedeutung des Frem-
denverkehrs erfaht hat, der sucht nach Mitteln, hier Desserung zu
schaffen. Dem Heidelberger drängt sich da eine Reihe von Mahnahmen
auf, die heute noch Zukunstsmusik sind, aber trotz aller Schwierigkeiten in
absehbarer Zert Wirklichkeit sein werden. Ein Anfang ist gemacht mit
dem nun wohl beginnenden Werk des Badehauses, nicht das einmal ge-
plante pompöse Kurhaus, sondern ein schlichtes, freilich mit allen tech-
nischen Einrichtungen ausgestattetes Dadehaus über der lRadiumquelle,
die dad-urch erst voll erschlossen werden kann. Daneben wird aber früher
oder später ein Mittelpunkt des ganzen Lebens der Fremden hier ge-
schaffen werden müssen, um es ganz krah auszudrücken: ein Wohnzimmer
müssen sie hier haben neben den vielen Schlafzimmern, die ihnen unsere
Gasthöfe in jeder Ausstattung bereitwilligst zur Derfügung stellen. Än-
sere Baumeister verstehen es zum Glück wieder, einfach-gediegene Zweck-
bauten harmonisch ihrer Amgebung einzugliedern. Die Kurlebenmittel-
punkte, die von ganz kleinen Badeplätzen in den letzten Iahren geschafsen
wurden, beweisen das. Auch Heidelberg wird eben aus Wirtschaftlichkeit
diese Auslage auf sich nehmen, sobald von außerhalb herrschender Kraft
der lRaum dazu freigegeben ist. Lange wird das nicht mehr dauern.

älnd noch ein drittes von Anlage ist notwend-ig: Spielplätze jsder Art,
die dem Fremden so gut wie dem Einheimischen zugänglich sind, ja. bei
guter Anlage auch imstande, manchen Fremden zur dauernden lNieder-
lassung zu bewegen. Denn wenn überall auf der Erde uns die letzten
fünfzig Iahr-e erdrücken wollten in wachsender Me-chanisierung. in äleber-
tempo und Nervosität, so haben sie doch uns die Wiederentdeckung einer
naturgemähen Körperpslege gebracht: Der moderne Mensch, besonders
die jüngere, kommende G-eneration, will und muß für die Freizeit Sport
und Spiel und damit auch Spielgelegenheit haben. Die Ausllbung aller
Sportarten, des Fuhball so gut chie ches Golf, des Rugby, Tennis, aber
auch des Schwimmens, Ruderns und- Reitens ist für einen Fremdenplatz
von der Dedeutung Heid-elbergs eins Selbstverständlichkeit und die dafür
aufgewendeten Mittel sind Anlagekapital in des Wortes bester De-
deutunq.

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