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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0051
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DER MEISTER DES HAUSBUCHES

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an seinen Meister begonnen, die er vom Bodensee mitbrachte. Das
kann natürlich der Fall gewesen sein, ist aber doch wohi besser ais
Hypothese zu behandeln, da man weder Beweise für die Herkunft des
Künstlers von Konstanz noch für die Ansässigkeit des "(E* °/b° daselbst
besitzt und da wir den Besteller des Hausbuches so wenig kennen, wie
den ursprünglichen Ort seiner Entstehung.
Die Verschiedenheit, welche die Zeichnungen zeigen, sind nicht in-
dividueller, sondern lediglich qualitativer Art/ von dem sorgfältig mini-
ierten, bis heute nicht erklärten Wappen des ehemaligen Besitzers mit
dem gestümmelten Baumstamm auf p. 2a angefangen, das man früher
für das der bürgerlichen Familie Goldast in Konstanz hielt, das aber
schon Bossert und Storck nach der abweichenden Tingierung und Helm-
zier für ein anderes erklärten, und das auf p. 34 b in einer veränderten
Fassung als Federzeichnung mit einer Salade statt des Stechhelmes,
einem vollständig veränderten Greifen, anderen Helmdecken ohne
Rahmen und damaszierten Grund wiederkehrt.^ Von derselben Hand
rührt die Miniatur aus Spielkarten und anderen Stichen des Meisters
°0 °/;b° auf p. 3 a her, und daran reihen sich schon p. 11—17a die sieben
reichen Planetenbilder, die bereits den ganzen Zauber der Kupfer-
stiche des Meisters aus seiner späteren Zeit atmen und künstlerisch
den Höhepunkt der Illustrationen bilden.
Die übrigen Blätter stehen bei weitem nicht auf gleicher Stufe, sind
aber auch unter sich wieder verschieden. Man unterscheidet eine erste
Kategorie wie das Badehaus mit den auf dem Bauernhof lustwandeln-
den Paaren p. 18b—19a, das Wasserkastell mit Fisch- und Entenfang
p. 19b—20a, das Krönleinstechen p. 20b—21a und ein zweites Turnier-
bild p. 21b—22a, die Jagdgesellschaft mit den Hirschen vor dem Dorf
p. 22b—23a, das Frauenhaus mit den Pferdeknechten p. 23b—24a
und den wieder sorgfältiger, weil mit Benutzung von zwei Stichen des
Meisters °(B- °/ib° komponierten Liebesgarten p. 24 b—25 a.
1 Dieser Ansicht ist auch Friediänder (Kap. XVIII. [1894] p. 272), der in seiner vor-
sichtig abwägenden Weise das Hausbuch wie die Kupferstiche etwa um 1480 ansetzt
und vom ersteren glaubt, daß es zwar stiiistisch eng verwandt, wenngleich mit geringerer
Liebe ausgeführt sei, und zwar in relativ kurzer Zeit.
2 Nur eine sehr oberflächliche Betrachtung konnte zu der irrigen Behauptung führen,
es handle sich um eine spätere Kopie des ersten Wappens.
 
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