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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0102
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88

DER MEISTER DES HAUSBUCHES

einem Kopftuch. Beide tragen zwei- und dreifach umrandete runde
Scheibennimben mit kleinen Halbkreisen gemustert. Rechts hinter
seiner Gattin lehnt Zacharias mit einer Kappe auf dem langbärtigen
Haupt, auf den Stab gestützt, in der Türe. Links naht durch das
zinnenbekrönte rundbogige Hoftor Joseph mit Reisesack und Wander-
stab in der Linken. Dahinter erhebt sich ein von vielen Vögeln um-
schwärmter Wald, und rechts hinter der Mauer wird am offenen Fenster
eines zweiten Hauses der Kopf einer Frau sichtbar. Im Vordergrund
links und rechts einige Pflanzen. Einf.
140 : 88 mm. Einf.

H., N. N. I. 301. 24. - B. X. 2. 3. - P. II. 256. 5. - Naum. Arch. VI. (1860) 98.
9. (Harzen.) - Dutuit V. 134. 5. - Rep. XV. (1892) 115. 9. (L.)-L., M. d. A. K. 9.-
Bossert u. Storck, Hausbuch p. 44.
Nachstich bei Boland, Choix d'estampes rares Fig. 9. — Kupferlichtdruck bei L.,
M. d. A. K. 9. (Amsterdam.) — Strichätzung danach bei Singer, Geschichte des
Kupferstichs p. 13. — Phototypie von A. L. Vereluys bei van der Kellen, Reproductions
Livr. XLIII. B. (Amsterdam.)
AMSTERDAM (Sehr schön. W. Ochsenkopf mit nach außen gekrümmten Hörnern.) —
WIEN (H. Mittelmäßig, oben etwas verschnitten und auch in der Breite ein wenig.) i
Dutuit bezweifelt die Eigenhändigkeit des Stiches, aber ohne ausreichenden Grund.
Storck rechnet ihn mit der heiligen Familie Nr. 28 zur zweiten Periode und meint, daß
sie schon ans Ende der achtziger Jahre gehören und bereits Elemente ausgebildet ent-
halten, die erst in der Bilderfolge des Mainzer Marienlebens Gestaltung gewinnen. —
Hachmeister zitiert den Stich p. 10 ohne jede Berechtigung zusammen mit L. 17, 19
und 23 als ziemlich mangelhaft in der Perspektive und zieht daraus weitere Schlüsse
auf das Können des Künstlers.
Der Stich zeigt in der allgemeinen Anordnung der Komposition bei völliger Ver-
schiedenheit in allen Einzelheiten so große Ähnlichkeit mit dem betreffenden Bilde des
Mainzer Marienlebens von 1505, daß man ihn nur als eine Vorstufe dafür ansehen kann.
Alle Elemente: die Begegnung der Frauen rechts, Zacharias in der Haustür, Joseph
links im Hoftor, Wald und Hausgiebel hinter der Hofmauer sind hier wie dort vorhanden,
aber immer so ganz anders, daß an eine Benutzung des Stiches nicht zu denken ist und
alles nur durch die Stileinheit erklärt wird.

10 DIE ANBETUNG DER KÖNIGE
In den mit Stroh gedeckten Ruinen eines romanischen Palastes,
die den Stall umgeben, sitzt in der Mitte Maria mit über den Kopf

i Die Einfassungslinie ist links unten und rechts oben nicht mehr erhalten.
 
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