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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0168
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154

DER MEISTER DES HAUSBUCHES

hält. Beide tragen Schnabelschuhe, das Mädchen überdies Trippen.
Links neben ihm steht ein Nelkenstock auf der Bank und rechts vorn
am Boden ein Kühlbecken mit Weinkanne und Becher. Die Darstellung
umrahmt eine türartige Öffnung, deren Rundbogen zwei mit großen
Blättern besetzte Zweige schmücken. Einf.
167: 107 mm. Einf.
Duchesne, Voyage p. 77. — Naum. Arch. VI. (1860) 109. 87. (Harzen.) — Renouvier,
Des types (XVe siöcle) p. 94. — Renouvier p. 154. — P. II. 260. 36. — L., M. d. A. K. 75.
— Bossert u. Storck, Hausbuch p. 45. — Faber du Faur p. 34.
Lichtdruck bei L., W. v. O. Taf. III. Fig.6. (Paris.) — Kupferlichtdruck bei L., M. d.
A. K. 75. (Coburg.) — Strichätzung danach in Das Kupferstichkabinett II. — Strich-
ätzung im Kat. Lipperheide 3. Abt. 1. Bd. p. 232. Fig. 473. — Kornätzung, verkleinert,
bei Zimmermann, Kunstgeschichte II. p. 411. Abb. 338. — Kornätzung bei L. Rosentha!,
La Gravüre p. 93. Fig. 37. (Paris.) — Kornätzung, verkleinert, im Burlington Magazine
XVIII. (1911) p. 319. PI. II. E.
Aukt. Brandes (Leipzig 1795) 7 Tlr. 16 Ngr., jetzt in Coburg.
COBURG (Schöner Abdruck. 1795. S. Brandes.) — PARIS (Gut, aber un-
sauber.)
Das entzückende, leider nur in zwei minderwertigen Drucken erhaltene Blatt bildet
einen Höhepunkt in der deutschen Kunst des XV. Jahrhunderts. Die holde Verschämt-
heit des Mädchens, der zärtliche Blick des Liebhabers, sowie ihre ineinandergelegten
Hände sind mit unnachahmlicher Grazie dargestellt und psychologisch beseelt. Man
vergleiche mit dieser Zartheit und Anmut Dürers, ein ähnliches Thema behandelnden,
aber etwa ein Dezennium späteren, Spaziergang B. 94, um zu erkennen, wie weit der
Hausbuch-Meister hier seiner Zeit voraufgeeilt war.
Die verschiedenen Kopien vom Monogrammisten ß(?< 8, Wenzel von Olmütz, Israhel
van Meckenem und die kleine früher dem Peregrino zugeschriebene italienische
bleiben sämtlich himmelweit hinter dem Urbild zurück, das auch sonst viel kopiert
wurde.
Renouvier erkannte das Blatt zuerst als das Original der drei von Bartsch be-
schriebenen Kopien. Duchesne sah das Original angeblich in der Wiener Hofbibliothek,
wo sich indes nur die Kopie von Wenzel von Olmütz befindet. Auch PassavanO hielt
dieselbe irrtümlich für das Original und das Monogramm für aufgestempelt.
Weitere Benutzungen des Stiches zeigen ein Buchdeckelüberzug aus z. T. geschnit-
tenem Leder in der Wiener Nationalbibliothek," der die Darstellung von der Gegen-
seite zeigt und daher wohl nach einer der beiden gegenseitigen Kopien vom Mono-
grammisten b(X 8 oder Israhel van Meckenem gefertigt sein kann. Ferner ist er in den
Miniaturen eines Gebetbuches der Bibliotheque nationale in Paris 3 nach fol. 20 v.
1 Bd. II. 134. 48.
2 Photographie herausgegeben vom Österreichischen Museum. — Vergl. Th. Gottlieb,
Bucheinbände der k. k. Hofbibliothek zu Wien. Sp. 7. Taf. 83 (1910).
3 Nr. 1173.
 
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