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Lehrs, Max [Editor]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0180
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166

DER MONOGRAMMIST b(X 8

Erst mit Becker und Harzen begann die Forschung kritischer um-
zäunte Wege zu gehen, und da sich aus den mit b(X 8 bezeichneten
Stichen auch sonst wenig stilistische oder technische Beziehungen zu
jenen Schongauers erkennen ließen und eine neue Generation sogar
durch Flechsigs subtile Untersuchungen* den Nachweis führte, daß
man auch das Monogramm offensichtlich falsch gedeutet hatte, indem
man den zweiten Buchstaben wegen einer sehr oberflächlichen Ähn-
lichkeit für ein s nahm, während es sich zweifellos um ein g handelte,
verzichtete man auf weitere Bemühungen um jeden Preis nach einem
Namen des rätselhaften Stechers zu streben, von dem man nicht einmal
wußte, ob er am Ober- oder am Niederrhein ansässig gewesen sei.
Es wäre nutzlos, hier den verworrenen Fehlschlüssen der älteren
Ikonographen nachzugehen, die wohl größtenteils auf SandrarU zurück-
führen. Was darin zu lesen stand, galt nicht nur den Zeitgenossen,
sondern auch weiteren Generationen als Norm, und man ließ sich daran
genügen, indem man es beruhigt nachschrieb und auf diese Weise für
seine weitere Verbreitung Sorge trug.
Obwohl es an signierten Blättern des Monogrammisten b(X 8 nicht
mangelt — der gegenwärtige Stand seines Stecherwerks, wie er im
nachstehenden Katalog verzeichnet ist, beträgt 44 Nummern —, hat sich
doch nur ein einziges Blatt, das Wappen der Frankfurter Familien
Rohrbach und Holzhausen Nr. 40, gefunden, das nähere Auskunft über
Ort und Zeit seiner Tätigkeit gibt. Der Künstler scheint als Gold-
schmied wenigstens zeitweilig in Frankfurt a. M. ansässig gewesen zu
sein. Als direkten Schüler Martin Schongauers kann man ihn nicht
gut bezeichnen, wenn er sich auch technisch, wie so viele andere,
selbst niederländische Meister, an ihm gebildet haben mag. Von
direkten Kopien nach Schongauerschen Vorlagen kennen wir lediglich
die 5 Passionsblätter Nr. i—5, die vielleicht den Anfang einer auf
halbem Wege liegengebliebenen Jugendarbeit bezeichnen. Die übrigen
7 Blätter der Folge des Colmarers^ hat er offensichtlich nicht kopiert,
1 Monatshefte f. K. IV. (1911) p. 95-115 und p. 162-175.
2 Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste. 2 Bde. Nürnberg
und Frankfurt 1675—1679.
 
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