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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0236
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DER A1EISTER

nach der kurfürstHchen Münze nehmen mußte. Darunter sei ein Teil
der Geschenke der beiden Erbauer der Kirche, Herzog Sigismunds und
Herzog Albrechts IV. von Bayern gewesen. Mehrere Stücke davon
sollen mit den gotischen Buchstaben H W bezeichnet gewesen sein und
kamen daher wohl aus der Werkstatt des Hans von Windsheim, da um
1470—1495 kein anderer Goldschmied in München lebte, auf den das
Monogramm bezogen werden könne.
Trotz dieser etwas lockeren Beweisführung — es fehlt ja vor allem
auch an einem Beispiel für die Monogrammform des historischen
Hans von Windsheim — und obgleich Nagler immer geneigt ist, für
ungedeutete Monogramme passende Künstlernamen zu finden, kann
man ihm hier meines Erachtens nicht so unrecht geben, daß der Kupfer-
stecher soweit man nach Stil, Bezeichnung und Datierung seiner
Blätter urteilen darf, in der Tat jener durch eine große Menge von
Urkunden, auch von der neueren Lokalforschung genugsam beglaubigte
Münchner Goldschmied Hans von Windsheim gewesen sein mag,
auch wenn offenbar keine datierten oder signierten Silberarbeiten von
seiner Hand irgendwo mehr nachzuweisen sind.*
Schon Passavant hat in den Stichen deutlich die Hand eines pro-
fessionellen Goldschmieds erkannt, nicht nur wegen der etwas steifen
Zeichnung des figürlichen Teils seiner Kompositionen, sondern auch
wegen der harten und glasigen Stichweise. Nagler findet, daß seine Art zu
zeichnen des „Adels" entbehre und ebenso der scharfen Charakteristik.
Dem vermag ich allerdings nicht zuzustimmen, finde im Gegenteil,
daß die Köpfe seiner Figuren doch eine große Ausdrucksfähigkeit
zeigen, wie sie eben nur einer selbstsicheren Künstlerpersönlichkeit
eigen zu sein pflegt. Auch findet man Züge einer originellen Künstler-
i Vergl. besonders das inhaltsreiche Buch von Max Frankenburger, Die Alt-
Münchener Goldschmiede und ihre Kunst (München 1912) p. 273 u. ff., wo das bio-
graphische Material über Hans von Windsheim durch eine Menge mit großem Fleiß
zusammengetragener Urkunden aus Münchener Archiven und Kloster Tegernsee von
1450 bis 1525 bereichert wird. Der Name des Künstlers kehrt hier in der Schreibweise
Wynszhaym, Winszhaim, Wynszham oder Winszhaim immer wechselnd
wieder, und 1522 wird auch seine Witwe erwähnt. Leider nur deckt sich, wie so oft,
keine einzige nachweisbare Arbeit mit dieser Fülle von Urkunden, und die Kupferstiche,
dafern sie in der Tat von ihm herrühren, sind die einzigen Werke seiner Hand.
 
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