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Lehrs, Max [Editor]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0248
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234

DER MEISTER

geringste zu tun hat. Er Endet, daß sie an den Meister ^ erinnere, aber für ihn
nicht gut genug sei. Auch das kann ich durchaus nicht finden, und Wessely, der sie
als unbeschrieben diesem ausgezeichneten Schongauer-Schüler zuweist, irrt ebenfalls.
Ich giaube in den vier runden Blättchen mit Sicherheit die Hand des Meisters
zu erkennen, auf den man vielleicht zuerst wegen des kleinen Formates nicht verfällt,
mit dessen bezeichneten Arbeiten sie aber in Zeichnung und Technik absolut überein-
stimmen. Ich legte sie in Berlin zu dessen nur um wenige Millimeter größeren, ebenfalls
runden heiligen Georg Nr. 8, bei dem das Monogramm zufällig außerhalb der äußeren
Kreiseinfassung erhalten ist, und war überrascht von der völligen Übereinstimmung. Es
wäre sogar nicht unmöglich, daß die Bezeichnung bei den 4 Blättern der Berliner Folge
ursprünglich ebenfalls außerhalb der äußeren Einfassungslinie gestanden habe und nur
abgeschnitten wurde. Übrigens sind die Buchstaben auf dem Titulus der Kreuzabnahme
Nr. 6 ganz die gleichen wie auf dem Monogramm des heiligen Georg Nr. 8.

MÄNNLICHE HEILIGE
8 ST. GEORG
Taf. 229Nr. 556 Der Ritter kniet in voller Plattenrüstung nach rechts gewendet mit
langem, flatterndem Haar auf dem die ganze Breite der Darstellung ein-
nehmenden Drachen, der den Kopf zurückwendet. Er hält mit der
Linken das abgebrochen im Körper des Tieres steckende Unterteil der
Lanze und schwingt in der erhobenen Rechten das Schwert. Dahinter
rechts steht das den Kopf zurückwendende Pferd, an dem der zer-
brochene Lanzenschaft und die Salade des Ritters hängen. Links im
Mittelgründe kniet die Prinzessin mit lang herabwallendem Haar, und
dahinter erhebt sich auf baumbestandenen Felsen das elterliche Schloß,
von dessen Zinnen König und Königin dem Kampfe zuschauen. Im
Vordergrund Rasen. Doppelte Kreiseinf. und rechts unten außerhalb
derselben die Bezeichnung
60 mm. Durchm. äuß. Einf.
Brulliot, Dict. II. 1268. - P. II. 155. 7. - L. I. 299. bei 5.
BERLIN (Prachtvoller Abdruck, mit Schonung der Bezeichnung rund ausgeschnitten.
S. v. Nagler.)
Reizende Komposition, in der wieder der Drache mit dem lebhaft bewegten Ritter
eine besondere Rolle spielen. Daß Passavant irrigerweise den heiligen Georg vom
Meister des Kalvarienberges L. 5 für einen unvollendeten Druck dieses Stiches hält
und daß Nagleri jenen viel älteren niederländischen Stich in das Werk des ober-

i Mon. III. 1691. 8.
 
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