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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0291
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HANS SCHMUTTERMAYER VON NÜRNBERG

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sind.* Als Verfasser des Büchleins nennt sich ein Hans Schmutter-
mayer aus Nürnberg, über dessen Person sich nichts ermitteln ließ
und über dessen Existenz auch die Nürnberger Archive keinerlei
Auskunft geben.
Im Anzeiger von 1882 berichtet dann C. F. Gebert a. a. O. über einen
Goldschmied Hans Schmettermeyer oder Schmettermayer, auch
Schmuttermeyer, der 1503 Münzwardein zu Schwabach wurde, 1510
als Münzmeister in Bamberg angestellt ward, (aber dort nur bis 1515 in
den Kämmerei-Rechnungen vorkommt), wo er vielleicht starb. Gebert
glaubt, daß er mit dem Verfasser des Fialenbüchleins eine Person sei,
und schließt dies namentlich aus der Übereinstimmung des seltenen
Namens und des Vornamens, sowie aus dem Umstande, daß er seine
Schrift mit einem Kupferstich illustriert, also in einer Kunstart, die
gerade von den Goldschmieden geübt wurde. Diese bedurften ja auch
bei ihren Arbeiten der Kenntnis von Fialen und Maßwerk.
Ich glaube wohl, daß Geberts Identißzierung nicht zu gewagt ist, wenn
sich auch nicht beweisen läßt, ob Schmuttermayer die Tafel zu seiner
Schrift selbst gestochen hat. Einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit
hat die Annahme jedenfalls für sich.
In der Art der Zeichnung erinnern Fialen und Wimperge an die
Baldachine Wenzels von OlmützU doch stehen sie diesen an Zart-
heit und Sicherheit der technischen Behandlung ein wenig nach.
Schmuttermayer scheint, wenn er wirklich die Tafel zu seiner Schrift
selbst gestochen hat, sich gelegentlich des Grabstichels bedient zu haben.
Das Wasserzeichen des großen Ochsenkopfes mit breiter Stange,
Krone und siebenblättriger Blume, wie es der Nürnberger Abdruck
aufweist, ist bei Briquet unter Nr. 14591 abgebildet. Er fand es in
Münchner Papieren von 1487 und in Eichstätter von 1489 bis 1493.
Bei anderen Kupferstechern kommt es nach meiner Erfahrung niemals
vor. s
1 Vergl. Bd. VII des Kritischen Katalogs p. 87. Nr. 58—81.
2 Vergl. Bd. VI des Kritischen Katalogs p. 272. Nr. 81—87.
3 Ein in der Form völlig abweichender viel breiterer und niedrigerer Ochsenkopf mit
ganz anderer Krone und fünf blättriger Blume an dünner Stange kommt mitunter bei
dem oberdeutschen Schongauer-Schüler vor. Vergl. die Abbildungen in Bd. VI
des Kritischen Katalogs Nr. 49 und 58.
 
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