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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0329
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MAIR VON LANDSHUT

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vereinzelte Blumen und Grasbüschel. Unten links, an der zur Haustür
führenden Stufe, der Name des Stechers. Einf.
149:250 mm. Einf.
163 : 254 mm. PI.
v. Murr, Journal H. (1775) 242. 6. - B. VI. 367. 9. - N., K.-L. VIII. 204. 9. - P. II.
157. 9. — Willshire, Cat. II. 381. 10. — Schubert 13. p. 34, 50 und 53.
Photographie bei Gutekunst, Perlen mittelalterlicher Kunst. (Paris, S. v. Roth-
schild.) — Lichtdruck im Kat. Durazzo. (Ebenso.)
Aukt. Durazzo (Stuttgart 1873) 725 fl. an Clement für Rothschild.
BERLIN (Mod. Ziemlich gut und mit vollem Plattenrand. W. Wappen mit Salzkufe.
S. v. Nagler.) — DRESDEN (Mod. Mittelmäßig und mit vollem Plattenrand.) —
MÜNCHEN (Mod. Guter Abdruck.) — OXFORD (Mod. W. Wappen mit Salzkufe.) —
PARIS, S. v. Rothschild (Alt. Prachtvoll. 1873. S. Durazzo.) — WIEN, S. v. Liechten-
stein (Alt.)
Die von Bartsch noch als Martyrium des heiligen Sebastian beschriebene Dar-
stellung ist schon im XVIII. Jahrhundert von v. Murr a. a. O. richtiger als die drei
Söhne bezeichnet worden, die nach ihrem toten Vater schießen, vielleicht nach Paul
Behaims handschriftlichem Katalog von 1618 im Berliner KabinettA Passavant erzählt
die Geschichte, die um die Jahrhundertwende offenbar sehr beliebt war, da sie nicht
nur Mair von Landshut, sondern auch der Münchner Meister illustrierte,
nach dem 45. Kapitel der Gesta Romanorum, wo übrigens von vier Söhnen die
Rede istA
Weshalb Bartsch den Stich auch als Originalarbeit Mairs in Zweifel zieht und
meint, er könne sehr wohl von der Hand eines modernen Künstlers herrühren, ver-
stehe ich, offen gestanden, nicht recht, glaube jedoch, daß er sich durch das Aussehen
einiger Neudrucke, wie sie von den bekannten 6 Exemplaren in drei Fällen mit vollem
Plattenrand und dem Wasserzeichen des Wappens mit der Salzkufe Vorkommen,3
täuschen ließ. Der Stich ist ebenso sicher wie alle übrigen seines Werkes von Mairs
Hand. Auch Schubert scheint daran festzuhalten, wenn er auch technische Unter-
schiede in einzelnen Partien aufzählt, bei denen ich weniger rigoros vorzugehen für
besser halte. Ich kann hier nicht im einzelnen den vielfältigen Gründen nachgehen,
die Schubert für eine Beeinflussung unseres Stechers durch den Meister im
allgemeinen und durch dessen Darstellung vom Erbstreit der drei Königssöhne L. 21 ins
Feld führt. Es genügt mir, daß er eine direkte Abhängigkeit des Landshuters von
seinem Kompatrioten keineswegs als vorhanden betrachtet, sondern nur von
einer Beeinflussung im Landschaftlichen und in anderen Einzelheiten spricht. Beachtens-
wert scheint mir sein Hinweis, daß die Fabel von den Königssöhnen gerade 1489 (am
3. Februar) in deutscher Ausgabe bei Johann Schober in Augsburg erschien, woraus
sich zwar keine Datierung der beiden Stiche, wohl aber eine Erklärung für die Ver-
wendung dieser sonst seltenen Darstellung ableiten lasse.
1 Seite 78: „Drei sohne schießen ihren dothen vater. L. ^ bgn."
2 Vergl. Sotzmann im Kunstblatt 1851. p. 294.
3 Z. B. in Berlin, Dresden und Oxford.
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