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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0345
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DER MEISTER

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er keinen dieser Namen ais sichergesteHt hat gelten lassen, sondern
jede Benennung des Künstlers nur als reine Hypothese buchte. Der
älteste Sammler, der ihn benennt, ist wohl Paul Behaim, der in seinem
handschriftlichen, im Berliner Kupferstichkabinett aufbewahrten Katalog
von 1618 die Blätter des Meisters J) „Mathias Zingel" tauft. Sandrart
sagt etwas später (1675), daß ihn einige „Martin Zink", andere „Martin
Zatzinger" nennen, und so wird er von den Kunstschriftstellern des
XVIII. Jahrhunderts: Orlandi, Christ, v. Murr, Füssli, Strutt usw.
immer wieder mit den gleichen fragwürdigen Namen belegt, wobei die
Wiederkehr des Namens Matthias Zündt neben Zagei und Zasinger,
wie die Angabe, daß er auch eine Anzahl Ornamentstiche hinterlassen
habe, deutlich bezeugen, daß man ihn mit dem schon der zweiten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts angehörigen Nürnberger Radierer diesesNamens
identifizierte.
Jedenfalls blieb die Bezeichnung: „Martin Zasinger" in der Folgezeit
bei den Ikonographen des XIX. Jahrhunderts traditionell zu Recht
bestehen und wurde von den Auktionskatalogen bis in die allerjüngste
Zeit gläubig nachgebetet.
Die Arbeiten des Meisters beschränken sich auf religiöse,
moralisierende und weltliche Darstellungen. Ornamentale kommen nicht
in seinem wenig umfangreichen Werk vor, so daß man aus den Kupfer-
stichen allein nicht auf seine Tätigkeit als Goldschmied zu schließen
braucht.
Er ist im allgemeinen ein guter Zeichner, besonders in den Blättern
mit kleineren Figuren, nur mitunter bizarr und manieriert in den
Größenverhältnissen. Mit spitzem Stichel führt er seine Platten aus,
deren mit Einzelheiten etwas überladene Hintergründe deutlich, wie
schon oben gesagt, die Kenntnis der noch dem XV. Jahrhundert an-
gehörigen Arbeiten Dürers, Holzschnitte wie Kupferstiche, verraten.
Der Drang zur Vertiefung in eine von Wäldern und Wegen durch-
setzte stimmungsvolle Landschaft mit schilfumstandenen, von Wasser-
vögeln und Kähnen belebten Seen, Wasserkastellen, Burgen und anderen
Baulichkeiten ist so stark ausgeprägt, daß man zuweilen schon an die
reizvollen Prospekte der Meister der Donauschule: Altdorfer, Wolf
Huber und Hirschvogel erinnert wird. Doch mengt sich darein noch

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