Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0018
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ter vom 10. bis zum ausgehenden 12. Jahrhundert gelegt. Die seit ottonischer Zeit
festzustellende Entwicklung hin zu einer verstärkten Einbindung der Königin in
den verschiedenen Bereichen des politischen Lebens ist Ausgangspunkt und Basis
für die eben skizzierte Gliederung. Doch galt das Interesse nicht nur den Möglich-
keiten und Notwendigkeiten der Herrschaftsausübung im hohen Mittelalter. Aus-
gehend von den Handlungsspielräumen im 10., 11. und 12. Jahrhundert sollte der
Bogen zum späten Mittelalter gespannt werden, um Kontinuitäten, Entwicklungen
und Veränderungen aufzuzeigen. Verbunden damit ist die Überprüfung der ver-
breiteten Forschungsthese vom »Schattendasein« der Königin in der Politik seit
dem 13. Jahrhundert. Es ist zu hinterfragen, ob das »Königinnentum« als ein für das
politische Geschehen nicht mehr relevanter Faktor anzusehen ist. Diese Frage kann
dabei nur vor dem Hintergrund der gravierenden Veränderungen der politischen
Landschaften und Mächte im spätmittelalterlichen Reich beantwortet werden.
Daß solche komplexe Fragestellungen in einer Monographie kaum bewältigt
werden können, liegt auf der Hand. Die das Spätmittelalter in den Blick nehmenden
Passagen sind deshalb als erste Skizzen zu bewerten, die lediglich Tendenzen und
Entwicklungen anzusprechen beabsichtigen. Deutlich erkennbar werden dabei De-
fizite der Forschung. Denn im Vergleich zum hohen Mittelalter wissen wir von der
Stellung der Königin im späten Mittelalter relativ wenig. In den Quellen ist sie
scheinbar selten und nurmehr in ihrer dynastischen Bedeutung präsent, was sich in
der Forschung widerspiegelt. Zudem stehen für den Zeitraum des Spätmittelalters
bislang kaum Urkundeneditionen zur Verfügung sowie modernen Ansprüchen
genügende Regestensammlungen, die erst in den letzten Jahren in Angriff genom-
men wurden, wobei allerdings die Königin nach wie vor kaum Berücksichtigung
findet. Für das Spätmittelalter bedarf es deshalb im besonderen Maße einer Aufar-
beitung seitens der biographischen und - im Zuge der veränderten Herrschaftsbasis
des spätmittelalterlichen Königtums - der landesgeschichtlichen Forschung, um ein
detailliertes Tableau der politischen Aktivitäten spätmittelalterlicher Königinnen er-
stellen zu können. Insofern ist deren Einbeziehung in die vorliegende Studie nur in
exemplarischer und rudimentärer Weise möglich.
Trotz dieser forschungsbedingten Schwierigkeiten erscheint die wenn auch nur
in Ansätzen mögliche Ausdehnung der Frage nach der Herrschaftsausübung der
Königin auf das Spätmittelalter unverzichtbar. Denn gerade durch die sich verän-
dernden Voraussetzungen im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter mußte
die Stellung der Königin neu definiert werden. Inwieweit sich ihre Herrschaftsräu-
me sowie der Grad und Umfang ihrer Herrschaftsausübung entwickelten und ver-
änderten, ist jedoch - wie ich meine - in der Tendenz zu erkennen und, wenn auch
nur lückenhaft und exemplarisch, darzustellen.
Der Versuch, das gesamte Mittelalter in den Blick zu nehmen, läßt schließlich
ein differenzierteres Ficht auf die starke politische Stellung der Königin im hohen
Mittelalter werfen und verdeutlicht das »Amt« der Königin in seiner Gesamtheit.

Ursprünge Deutschlands bis 1024 (1994); Hagen KELLER, Zwischen regionaler Begrenzung und
universalem Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024 bis 1250 (1986);
Peter MoRAW, Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelal-
ter 1250 bis 1490 (1985).

14
 
Annotationen