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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0202
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Kirchenpolitik

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Unter Otto I. gewann die Reichskirche eine neue Bedeutung für die Politik, die von
seinen ottonischen und salischen Nachfolgern noch gesteigert und von der For-
schung plakativ mit dem Schlagwort »ottonisch-frühsalisches Reichskirchensy-
stem« versehen wurdet Gekennzeichnet durch »eine viel stärkere Konzentration
auf den Hof« und »durch eine enge Verquickung geistlicher und weltlicher Aufga-
ben, die den Bischöfen im gekoppelten Interesse von Reich und Kirche übertragen
waren«^, wurden in die reichspolitisch wichtigen Bischofsämter weniger orts-
ansässige Kleriker als vielmehr Persönlichkeiten berufen, die das Vertrauen des Kö-
nigs wie der Königin besaßen. Seit Heinrich II. waren dies in besonderer Weise Mit-
glieder der Hofkapelle^. Das setzte die Auswahl der Kandidaten durch den König
voraus, der die Domkapitel beziehungsweise im Fall der Erhebung eines Abtes oder
einer Äbtissin die Klosterkonvente mit ihrer »Wahl« zustimmterFU In diese am Hof
getroffenen Personalentscheidungen war auch die Königin eingebunden, die nicht
selten ihre eigenen Kandidaten durchzusetzen vermochte. Die Möglichkeit, diese in
kirchliche Ämter zu promovieren, eröffnete sich für die Königin durch das Mittel
der Intervention.
Das dafür zur Verfügung stehende Quellenmaterial beschränkt sich jedoch
größtenteils auf eher zufällige Erwähnungen in der Historiographie. Das hat zur
Folge, daß auch die in diesem Bereich nachweisbare Herrschaftsausübung der Kö-
nigin nur zu einem Bruchteil überliefert sein dürfte. Es fällt aber auf, daß sich die Be-
richte aus frühsalischer Zeit gegenüber der ottonischen häufen. Unter gleichzeitiger
Berücksichtigung der Tatsache, daß unter den frühen Saliern auch der Anteil der In-

164 Leo SANTiFALLER, Zur Geschichte des ottonisch-salischen Reichskirchensystems (Sitzungsbe-
richte Wien 229, Ü964); vgl. den zusammenfassenden Literaturbericht bei BosHOF, Königtum
S. 95f.; hier auch die neuere »System«-Diskussion.
165 Josef FLECKENSTEIN, Problematik und Gestalt der ottonisch-salischen Reichskirche, in: Reich
und Kirche vor dem Investiturstreit. Vorträge beim wissenschaftlichen Kolloquium aus Anlaß
des achtzigsten Geburtstages von Gerd Tellenbach, hg. von Karl ScHMiD (1985) S. 83-98, hier
S. 96.
166 FLECKENSTEIN, Flofkapelle 2 S. 156ff.
167 Grundlegend zum Bedeutungswandel des Wahlbegriffs von der Zustimmung hin zu der von
allen äußeren Einflüssen »freien Wahl« im Zeitalter des Investiturstreits: Paul ScHMiD, Der Be-
griff der kanonischen Wahl in den Anfängen des Investiturstreits (1929).

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