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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0203
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terventionen der Königin in den Privilegien und Schenkungen für Kirchen und Klö-
ster deutlich anstieg, könnte man die These ableiten, daß sich salische Königinnen,
unter ihnen besonders Gisela und Agnes, bei Besetzungen vakanter Bistümer und
Klöster in verstärkter Weise eingeschaltet hatten. Dieser Beobachtung trägt offenbar
Peter Ketsch Rechnung, wenn er für Königin Gisela zusammenfassend feststellt,
daß der Schwerpunkt ihrer politischen Mitwirkung in der »Kirchenpolitik« gelegen
habe: Da ihr Konrad II. weitgehend freie Hand gelassen habe, habe sie in den unter
seiner Regierung zu besetzenden Bistümern und Abteien mehrheitlich ihre Kandi-
daten durchgesetzt und auch die »Kirchenreformbewegung« maßgeblich geför-
dert^. Wie weit die Einflußnahme der Königin auf die Personalpolitik gegangen
ist, wird zu prüfen sein.
Eher schwierig ist eine Beurteilung für die ottonische Zeit. Erkennbar werden
aus den Quellen meist nur Förderungen und Protektionen seitens der Königin be-
ziehungsweise persönliche Beziehungen zwischen ihr und einzelnen Klerikern, aus
denen diese wiederum persönliche Vorteile erlangten. Die mittels Intervention und
vor allem wegen des großen politischen Ansehens der Königin prinzipiell mögliche
Einflußnahme auf die Promotion in kirchliche Ämter läßt sich oftmals nur wahr-
scheinlich machen.
So soll Königin Mathilde der ihr gewidmeten jüngeren Vita zufolge maßgeblich
die Erhebung Adaldags (937-988)^ zum Erzbischof von Hamburg-Bremen durch
Otto I. 937 betrieben haben. Er gehörte ihrem eigenen Verwandtenkreis der Nach-
fahren des WidukincW° an und war seit 927 in der Hofkapelle Heinrichs I. tätigt.
Als weiteren Grund für ihr Engagement nennt die Vita dessen Bereitschaft, für Kö-
nig Heinrich I. unmittelbar nach dessen Tod die erste Seelenmesse zu leserWT Im
Gegensatz zu dieser als durchaus wahrscheinlich einzuschätzenden Förderung, in
der Mathilde möglicherweise durch den ebenfalls mit ihm verwandten Bischof
Adalward von Verden unterstützt wurde^, ist ihre in der älteren Forschung vermu-

168 Peter KETSCH, Aspekte der rechtlichen und politisch-gesellschaftlichen Situation von Frauen im
frühen Mittelalter (500-1150), in: Annette KuHN und Jörn RÜSEN (Hgg.), Frauen in der Ge-
schichte II. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Beiträge zur Sozialgeschichte der Frau-
en vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart (Geschichtsdidaktik. Studien, Materialien 8,1982)
S. 11-71, hier S. 41. - Sehr positiv urteilte auch WUNDER, Gisela von Schwaben S. 160: »Beson-
ders um die Besetzung freiwerdender Bistümer und Reichsabteien hat sie sich, gebildeter und
sachkundiger als ihr Gemahl, sorgsam gekümmert.«
169 Vgl. Albrecht Graf FiNCK VON FiNCKENSTEiN, Bischof und Reich. Untersuchungen zum Integra-
tionsprozeß des ottonisch-frühsalischen Reiches (919-1056) (Studien zur Mediävistik 1, 1989)
S. 242f.; K. JORDAN, in: LexMA 1 (1980) Sp. 104.
170 Karl ScHMiD, Die Nachfahren Widukinds, DA 20 (1964) S. 1-47, bes. S. 22 und 36f.; zu den von
Adaldag initiierten Memorialeinträgen auf der Reichenau vgl. DERS., Religiöses und sippenge-
bundenes Gemeinschaftsbewußtsein in frühmittelalterlichen Gedenkbucheinträgen, DA 21
(1965) S. 18-81 sowie Gerd ALTHOFF, Amiticiae und Pacta. Bündnis, Einung, Politik und Gebets-
gedenken im beginnenden 10. Jahrhundert (Schriften der MGH 37,1992) S. 156-165.
171 FLECKENSTEIN, Hofkapelle 2 S. 10.
172... Qzzazzzdz'zz ezzz'zzz nezzeraMz's dozzzz'zza (= Königin Mathilde) postzzzodazzz uz'xz'f, ez'dezzz preslzi/tgro
(= Adaldag) zzzagzzazzz extzzLzzzf grafz'azzz zzzzzzzz^zzazzz fradezzs oMzüz'oziz, zpzcc? prz'zzzazzz zzzz'ssazzz &ca!rtauez*at
azzz'zzze regz's Hez'zzrz'cz, et otz zrzezzzoz'ezzr cazzsazzz fzzzzzzs/actz z'psz z'zzzpefrauz'f epzscopatezzz Agrzz'fafezzz apzH/zlz-
zzzzz SMizirz Offozzezzz, Vita Mathildis posterior, in: Die Lebensbeschreibungen der Königin Mathil-
de, ed. Bernd SCHÜTTE, MGH SS rer. Germ. [66] (1992) S. 143-202, hier c. 8 S. 160.
173 FiNCK VON FiNCKENSTEiN, Bischof und Reich S. 242f.

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