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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0094
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konnten, läßt vermuten, daß es zumindest einen dritten, vielleicht auch weitere
Schenken und Kämmerer der Kaiserinnen am Prager Hof gegeben haben wircP^.
Daneben kennen wir aus der Zeit Karls IV. vor allem Einzelpersonen, darunter meh-
rere, an der Spitze des Personals stehende Hofmeister^, einen Marschall^ und Un-
termarschall^ sowie Kämmerer*^, eine Kammerfrau^, einen Küchenmeister^
und etliche Dienstboten^.
Einen Einblick in den Umgang der Königin mit den zu ihrem Hofstaat
gehörenden Bediensteten eröffnen Verfügungen der mit dem nur wenige Monate
regierenden Habsburger Albrecht II. verheirateten Königin Elisabeth von Luxem-
burg*^ an Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Wien, die sich im dortigen
Stadtarchiv im Original erhalten haben. Es handelt sich dabei um mit dem Siegel
der Königin ursprünglich verschlossene Briefe mit der Adresse: Den erlern wcz'scn
nnsern gefrewn liefen, Bnrgerwaz'sfer, Rz'cMer Mtitf Rat nnser Süd ztt WzHuWT
Gemeinsam ist allen Schreiben, daß sie jeweils wirtschaftliche und rechtliche
Anliegen verschiedener Personen und Personengruppen enthalten, die die Königin
auf deren Ersuchen hin den Verantwortlichen in der Stadt Wien unterbreitete und
entsprechende Realisierung durch den Rat forderte. Die Personen, um deren Belan-
ge sich Elisabeth in dieser Weise kümmerte, kamen aus ihrer persönlichen Diener-
schaft, so der nicht näher bezeichnete Diener Friedrich Eisendorfer, der seinen Most
aus der Wachau zur weiteren Produktion nach Wien bringen wollte und dazu der
Genehmigung des Rates bedurfte^. Entsprechendes gilt für ihren Türhüter Stefan,
der seinen in Medling angebauten Wein zum Verkauf nach Wien bringen wolltet

466 Vgl. allgemein Frantisek KAVKA, Am Hofe Karls IV. (1990).
467 Heinrich von Dornstein, Hofmeister Königin Biancas (Reg. Imp. VIII Nr. 713). - Peter von Jano-
witz als Hofmeister der Kaiserin Anna von Schweidnitz (Reg. Imp. VIII Nrr. 2985 + 3466). - Hi-
nico Bruschin (Reg. Imp. VIII Nr. 4662) und Herso von Chrustowicz als Hofmeister der Kaiserin
Elisabeth; zu letzterem, der als Prager Hausbesitzer nachweisbar ist, vgl. PATZE, Hofgesellschaft
S. 753.
468 Pescho Lischa als Marschall der Kaiserin Elisabeth; Reg. Imp. VIII Nr. 4662.
469 Czenco von Lypa als Untermarschall der Kaiserin Anna; Reg. Imp. VIII Nr. 3040.
470 Ein Aibera cazneran'MS dominae imyeratricis der Elisabeth und Hroch, ebenfalls ein Prager Hausbe-
sitzer, als Kämmerer der mit Wenzel verheirateten Königin Johanna; vgl. PATZE, Hofgesellschaft
S. 753.
471 Reg. Imp. VIII Nr. 3404: Kammerfrau der Kaiserin Anna.
472 Heinrich von Zingelheim als Oberküchenmeister der Kaiserin Anna; Reg. Imp. VIII Nr. 2465.
473 PATZE, Hofgesellschaft S. 754.
474 Zu ihrer Biographie vgl. Hans WAGNER, Elisabeth (von Luxemburg), in: NDB 4 (1971) S. 441f.
und G. HÖDL, in: LexMA3 (1986) Sp. 1832.
475 So z. B. die Adressen der Urk.-Nrr. 2668, 2681, 2682 (siehe folgende Anm.). Dem Wiener Stadt-
und Landesarchiv und seinem Direktor, Herrn Professor Dr. Ferdinand Op 11, danke ich für die
Zusendung der entsprechenden Urkundenkopien.
476 Erlern weisen nnd heben getrewn. Wh bz'hen ew in SMndern/ieiss, daz ir nnsern getrewn Entwichen
Eisndop/er, nnsern diener, nnd seiner hans/rawn ettiez'ch niosst, die in in der Wochaw werden, nemieich
ais an/Mr drei/iing, in die stat ze Wienn bringen nnd da nach irn notdnrfth uertnn lasset nnd in des, nn-
ser bet darinn angesehen, nicht versaget. Daran erczaz'gt ir nns snnder woigeoaiien. Geben zn Ofen an
y/Intztag nach nnser heben Erawen tag, ais sy geborn ist, Anno Domini m" ^nartesimo octano (1438 Sep-
tember 11, Ofen), Wien, Stadt- und Landesarchiv, Urk. Nr. 2668.
477 Erber nnd weisen heben gefrewen. Uns hat/Erbracht der Siegel, nnser tnrhneter, wie er efth'ch wein zn
Medhng hab, ais an/Tier/heder, die er gern gen Wyenn woit lassen/nren; möcht im das mit ewerm gnnst
nnd willen geen. Bitten wir ewch, ir weit im oder seinem wez'b die obgemeiten wein gen Wyenn gnnnen ze

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