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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0241
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senheit der Kaiserin Richenza auf der Lütticher Synode im Frühjahr 1131 nachwei-
sen, auf der in Anwesenheit Innocenz' II. die Exkommunikation über seinen »Ge-
genspieler« Anaklet II. verhängt wurde^L Im Spätmittelalter reduzierte sich die
Teilnahme auf repräsentative Pflichten an der Seite des Herrschers, wie das Beispiel
Barbaras von Cilli auf dem Konzil von Konstanz verdeutlicht. Ulrich von Richental
schildert in seiner Chronik die glanzvolle Ankunft König Sigmunds und Königin
Barbaras an Heiligabend 1415, kurz vor Mitternacht, per Schiff in Konstanz. Nach
einem Empfang in der geheizten Ratsstube begab sich das Herrscherpaar mit sei-
nem Gefolge, darunter Königin Elisabeth von Bosnien, Herzogin Anna von Würt-
temberg und Herzog Rudolf von Sachsen, ins Münster, wo Papst, Kardinäle, Kon-
zilsväter und die Bevölkerung bereits seit Stunden auf sie warteten. Die Erwiderung
des königlichen Hand- und Fußkusses durch den päpstlichen Friedenskuß blieb
aber allein dem König Vorbehalten. An der mehrteiligen sechsstündigen Christmet-
te, die in den frühen Morgenstunden begonnen hatte und bis in den späten Vormit-
tag andauerte, nahmen Sigmund und die beiden Königinnen auf Sitzen zur Rechten
des Papstes teil^. Die illustrierte Konstanzer Richental-Chronik veranschaulicht,
wie Königin Barbara mit ihrem Gefolge im Rücken als einzige sitzt, während alle
übrigen, darunter Königin Elisabeth von Bosnien zu ihren Rechten und Herzogin
Anna zur Linken, stehend und mit verschränkten Armen der Messe beiwohnten^.
Während Sigmund an den einzelnen Konzils Versammlungen teilnahm und sich an
den Diskussionen beteiligte, berichten die Quellen für Königin Barbara und ihren
Hofstaat nur ihre Anwesenheit bei feierlichen Meßfeiern und Prozessionen^.

421 Zum Kontext und den Quellen vgl. S. 310.
422 Vgl. dazu Walter BRANDMÜLLER, Das Konzil von Konstanz 1414—1418. Bd. 1: Bis zur Abreise Si-
gismunds nach Narbonne (Konziliengeschichte. Reihe A: Darstellungen, 1991) S. 178f.;
HoENsen, Kaiser Sigismund S. 196.
423 Ulrich Richental, Chronik des Konzils zu Konstanz, Faksimileausgabe, bearbeitet von Otto FE-
GER (1964) fol. 21r; zum Bildprogramm der Chronik vgl. Lilli FiscHER, Die Bilderfolge der Ri-
chental-Chronik, besonders der Konstanzer Handschrift, in: Kommentarband zum Faksimile
S. 37-79. - Eine umfassende Analyse der Chronik bei Wilhelm MATTHiESBN, Ulrich Richentals
Chronik des Konstanzer Konzils. Studien zur Behandlung eines universalen Großereignisses
durch die bürgerliche Chronistik, AHC 17 (1985) S. 71-191, 323A55.
424 BRANDMÜLLER, Konzil 1, S. 186,270,274.

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