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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0273
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Zusammen mit dem König an der »Spitze des Reiches« stehend, konnte die Königin
zu jeder Zeit in ganz unterschiedlicher Hinsicht Einfluß auf politische Entwicklun-
gen nehmen. Diese politische Einflußnahme manifestierte sich, wie im letzten Kapi-
tel dargestellt wurde, in der Wahrnehmung bestimmter Termine, der zeitweiligen
Übernahme einzelner Aufgaben sowie der Durchführung herrscherlicher Maßnah-
men anstelle des Königs, aber auch in gemeinsamen Handlungen des Herrscher-
paares. Dabei hat sich gezeigt, daß eine generelle und offizielle Einbeziehung der
Königin in die Herrschaftsausübung - sei es im Rahmen der Rechtsprechung, des
Lehenswesens, der Kirchenpolitik - offensichtlich nur im 10., 11. und 12. Jahrhun-
dert unter den Ottonen, Saliern und frühen Staufern möglich war und allgemein
akzeptiert wurde.
Doch auch im späten Mittelalter befand sich die Königin unabhängig davon im
»Zentrum von Macht und Politik« und konnte allein schon aufgrund der teilweise
auch privaten Nähe auf die politisch verantwortlichen Persönlichkeiten - den Kö-
nig wie auch die geistlichen und weltlichen Fürsten - direkten wie indirekten Ein-
fluß ausübend Das gesamte Mittelalter hindurch wandten sich deshalb immer wie-
der, und wohl sehr viel häufiger als es sich in den Quellen nachweisen läßt, die un-
terschiedlichsten Personen und Personengruppen in schwierigen Situationen mit
der Bitte um Fürsprache und Vermittlung an die Königin. Einer aus der Kanzlei Kö-
nig Rudolfs von Habsburg stammenden Formel zufolge ersuchte so z. B. Königin
Anna eine nicht namentlich bekannte Frau, die sie offensichtlich um Intervention
beim König gebeten hatte, bei günstiger Gelegenheit an ihren Hof zu kommen, und
versicherte ihr, daß sie sich darum bemühen werde, den König zu allem zu bewe-
gen, was für sie und ihren Gemahl nützlich sei".
In dieser Funktion als Vermittlerin scheint sich für die Königin ein Aktions-
raum zu eröffnen, dem - neben den Repräsentationsverpflichtungen - eine gewisse
Dauerhaftigkeit und Kontinuität anhaftete. Denn selbst die ansonsten ohne politi-
sche Bedeutung gebliebene Bianca Maria Sforza, die Gemahlin Maximilians I.,
konnte hin und wieder erfolgreich zugunsten verschiedener Personen intervenie-
ren, wobei ihr Einfluß auf kirchliche Institutionen sehr viel größer gewesen sein soll
als derjenige auf ihren Gatten. Gegenüber ihrem Onkel Lodovico il Moro gab sie zu.

1 Allgemein dazu Gerd ALTHOFF, Verwandtschaft, Freundschaft, Klientel. Der schwierige Weg
zum Ohr des Herrschers, in: DERS., Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in
Frieden und Fehde (1997) S. 185-198; Hermann KAMP, Vermittler in den Konflikten des hohen
Mittelalters, in: Ta Giustizia nell'Alto Medioevo II (Secoli IX-XI) (Settimane di Studio del Cen-
tro Italiano di Studi sull'Alto Medioevo 44,1996) S. 675-710.
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Wiener Briefsammlung zur Geschichte des Deutschen Reiches und der Österreichischen Länder
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Nach den Abschriften von Albert Starzer hg. von Os-
wald REDLICH (Mittheilungen aus dem Vatikanischen Archiv 2,1894) Nr. 160 S. 175f.

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