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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0277
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Heinrich und insbesondere für dessen Nachfolge im Königsamt^ gegenüber dem
sieben bis zehn Jahre älteren Otto, der bereits von König Heinrich I. in Absprache
mit den Großen des Reichs als sein Nachfolger auserwählt und designiert worden
warW Nach dem Tod König Heinrichs habe Mathilde die Kandidatur ihres gleich-
namigen Sohnes betrieben^, jedoch erfolglos, da Otto 936 als König anerkannt wur-
de. Das belastete Verhältnis zwischen Mathilde und Otto habe die Königin dann
auch von der Teilnahme an der Aachener Krönung abgehalten W
Die Einschätzung, daß Königin Mathilde Heinrich vorgezogen habe, basiert im
wesentlichen auf der Vita Mathildis posterior, in der dieser als ihr Lieblingssohn
und Wunschkandidat für das Königsamt dargestellt wird:... zptasz esset Mwz'cMS z'ENs,
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rz Die Schwierigkeit liegt, was der Forschung lange bekannt ist, im »Wahrheits-
problem«^ der Vita, die gerade auch hinsichtlich der Vorgänge von 936 jüngst von
Bernd Schütte zwar als »eine wichtige, wenngleich auch sehr tendenziöse Quelle«^
beurteilt wurde. Denn die Vita posterior ist beim Herrschaftsantritt Heinrichs II.
1002/03 von diesem in Auftrag gegeben worden und verfolgt den Zweck, aus der
Retrospektive dieser Jahre die Herrschaftslegitimation der bayerischen Heinriche
und insbesondere diejenige Heinrichs II. als Enkel des 936 übergangenen und Sohn
des 984 gescheiterten Heinrich^ zu untermauern. Das »Scharnier« dieser legitima-
torischen Konstruktion ist Königin Mathilde, deren ganze Liebe Heinrich dem Jün-
geren gegolten habe. Nach seinem frühen Tod habe sie - nach Auskunft der Vita -
ihre Zuneigung ihrem gleichnamigen Enkel, Heinrich dem Zänker, geschenkt^ und
für dessen Nachkommen die Übernahme des Königtums prophezeit--.

13 So z. B. ALTHOFF, in: NDB 16 (1990) S. 372.
14 Während die Nachricht bei Widukind, Res gestae I 41, daß Otto I. von seinem Vater Heinrich I.
zu seinem Nachfolger designiert worden sei, in der Forschung allgemein als Faktum angesehen
wird, herrscht nach wie vor Uneinigkeit darüber, zu welchem Zeitpunkt diese Designation vor-
genommen worden sein soll: Nach Karl ScHMiD, Die Thronfolge Ottos des Großen (1964), nach-
gedruckt in: HLAWiTSCHKA (Hg.), Königswahl S. 417-508 fand sie im Zusammenhang mit der
sog. Hausordnung Heinrichs 1. bereits 929/30 statt. Dem gegenüber steht die begründete Auf-
fassung von Hartmut HoFFMANN, Zur Geschichte Ottos des Großen (1972), nachgedruckt in:
ZiMMERMANN (Hg.), Otto der Große S. 9-45, daß die Designation erst kurz vor dem Tod Hein-
richs I. erfolgt sei. Zu dieser Forschungsdiskussion vgl. BosHOF, Königtum S. 66f.; Günther
WoLF, Die Kinder Heinrichs I. und Mathildes und die Bedeutung ihrer Verlobungen und Heira-
ten. Über die zentrale Bedeutung von DHI Nr. 20, AfD 36 (1990) S. 45-60 sowie die erneute Aus-
einandersetzung mit der die Kontroverse aufgreifenden Literatur durch H. HoFFMANN, Ottoni-
sche Fragen, DA 51 (1995) S. 53-60.
15 BEUMANN, Ottonen S. 53.
16 Zu dem bei Widukind geschilderten Krönungszeremoniell (7. August 936) und der damit ver-
bundenen Quellenproblematik vgl. oben S. 31-35.
17 Vita Mathildis posterior, ed. SCHÜTTE c. 6 S. 156.
18 LiNTZEL, Wahrheitsproblem bes. S. 407-413.
19 SCHÜTTE, Untersuchungen bes. S. 98-110, zit. S. 99.
20 Zum Thronstreit 983/84 vgl. unten S. 320ff.
21 ... et sz'cMf ueneraMz's regz'ua imnc pre ceferz's szzz's natz's dz'iexeraf, z'fa ef /ziz'MZTZ ez'zzs Hez'wrz'czzzzz SMMZM par-
UMhz??z nepofezzz aiz'z's nepofz'&MS zu amore praeposzzzf, Vita Mathilidis posterior c. 20 S. 183f.
22 Diese Erwartung legt der Verfasser der Vita der Königin in einer fiktiven wörtlichen Rede in
den Mund: Sperazzzas azzZezzi Izoc zzomen rzon excz'dere & genere nosfro, pz*z'Msz?Maz?! aiz^zzzs parvaNs
nepos orzafM?- de ezasdezu pzzerz semz'ne, z?MZ SHMzzzzehzz* regaiz dz'gnz'fate, c. 20 S. 185; vgl. dazu SCHÜTTE,

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