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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0303
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Dabei unterscheiden sich die ottonischen Urkunden von allen anderen vor und
nach ihnen darin, daß sie nicht nur beteiligte Unterhändler nennen, sondern Inter-
ventionsformeln aufweisen, in denen an jeweils erster Stelle die ottonischen Kaise-
rinnen genannt werden. Nur das erste Pactum zwischen Pietro IV. Candiano"^ und
Otto I. wird als gegenseitige Übereinkunft ohne Nennung von Fürbittern geschlos-
sen. Die ebenfalls am 2. Dezember 967 gegebene und oben bereits genannte Besitz-
bestätigung hingegegen enthält die kanzleiüblichen Formulierungen bei Privilegi-
enverleihungen und weist daraufhin, daß Petrus, der »Herzog der Venetianer« den
Kaiser per A&Iezdam dz'Zecüzm coMz'üggm zzosfrzzzzz ac pgr zzzzzzfz'os szzos fofzzzrzzzgzzz Gzzzüarz-
z-zzzzzz gf aiz'zzzTZ fofzzzzrzigzzz <ü'zzco7zzzz?z um die Privilegierung angmgW Adelheid interve-
nierte auch in einer weiteren Urkunde für Vitalis Candiano, der nach der Schenkung
des Königshofes Musestre in der Grafschaft Treviso am 26. August 963""" in einer am
8. Januar 972 in Ravenna auf den Rat der Kaiserin hin ausgestellten und von Otto
auch vollzogenen Urkunde den in Istrien gelegenen Ort Isola zu freiem Eigen und
ausgestattet mit der Immunität erhielt""^. Daß es sich bei ihm um den Bruder Pietros
IV. gehandelt haben dürfte, der 978/79 selbst die Dogenwürde bekleidete"^, ist an-
gesichts dieser umfassenden Privilegierung recht wahrscheinlich.
Nach der Ermorderung des Dogen Pietro IV. und seines kleinen Sohnes aus sei-
ner zweiten Ehe mit Waldrada, der Tochter des Markgrafen Hubert von Tuszien und
Enkelin Hugos von Vienne, saß Kaiserin Adelheid am 25. Oktober 976 in Piacenza
persönlich einer Gerichtssitzung vor, in der über das Wittum Waldradas verhandelt
wurde. Dieses wollte ihr die neue politische Führung in Venedig vorenthalten, wes-
halb sich die ehemalige venezianische Herzogin als Nichte Adelheids"^" in einem
Schreiben an die Kaiserin wandte und sie um die Zulassung ihres Anwalts vor Ge-
richt bat"^.
Können die Beziehungen zu Venedig und besonders zu den Candianen in der
Regierungszeit Ottos I. und Adelheids als »freundschaftlich«"^ bezeichnet werden,
so änderte sich dieses Verhältnis unter dem Sohn und Nachfolger Otto II. Wegen des

186 Doge von 959-976; wurde ermordet. Der vor seinem Dogat zeitweilig am Hof Berengars II. le-
bende und auch an dessen Heerzug gegen Spoleto teilnehmende Venetianer hatte nach der Kai-
serkrönung Ottos I. und der Absetzung Berengars sehr schnell die Fronten gewechselt; vgl.
KRETSCHMAYR, Geschichte von Venedig 1, S. 109-112.
187 Const. 1 Nr. 15, S. 36.
188 DOI. 257, S. 366f.
189 DOI. 407, S. 554 mit der Bezeichnung Adelheids als coznes nosfn bnpen'z. - Beide Urkunden wur-
den wohl für ein und dieselbe Person ausgestellt, wobei es sich nicht um den gleichnamigen
Sohn des Dogen Pietro IV. und Patriarchen von Grado handeln kann, da in den Diplomen der
geistliche Stand nicht genannt ist. Otto II. bestätigte am 16. April 977 dem Patriarchen Rodald
von Aquileja den Besitz von Isola, den Vitalis dorthin verkauft hatte (DOII. 154 S. 174), während
Otto III. am 30. Mai 998 eine Besitzbestätigung für Dominico Candiano, den Sohn des Vitalis,
verfügte (DOIII. 293 S. 718f.); vgl. KÖPKE-DÜMMLER, Otto der Große S. 346 Anm. 2.
190 Vgl. die Stammtafel bei KRETSCHMAYR, Geschichte von Venedig 1, S. 436.
191 Als Enkelin Hugos von Vienne, der durch die Heirat mit Königin Bertha von Burgund zum
Stiefvater Adelheids und durch ihre eigene Heirat mit seinem Sohn, König Lothar, zu ihrem
Schwiegervater wurde, war Waldrada die angeheiratete Nichte der Kaiserin.
192 Zur Gerichtssitzung siehe oben S. 156f. sowie Karl UHLiRZ, Jahrbücher des Deutschen Reiches
unter Otto II. (1901) S. 192.
193 So RÖSCH, Venedig S. 12 und DBRS., Der venezianische Adel bis zur Schließung des Großen
Rats. Zur Genese einer Führungsschicht (Kieler Historische Studien 33,1989) S. 50.

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