Herrschaft zwischen Idee und Wirklichkeit
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nach seinem babenbergischen Haibbruder Heinrich Jasomirgott 1142 außerdem das
Amt des rheinischen Pfalzgrafen und dehnte damit seine Einflußzone nach Norden
hin aus^. Schwaben und das Elsaß erschlossen sich dem König über seinen Bruder
Friedrich, der wiederum in verwandtschaftlicher Beziehung zum Haus Saarbrücken
stand, aus dem der Mainzer Erzbischof Adalbert 11. hervorgegangen war. In Nieder-
lothringen, wo die Grafen von Löwen und die von Lothar 111. protegierten Grafen
von Limburg um die Herzogswürde rangen, unterstützte Konrad den seit 1139 mit
seiner Schwägerin Liutgard von Sulzbach verheirateten Gottfried von Löwen, der
sich mit seiner Hilfe gegen Heinrich von Limburg, den Sohn des unlängst verstorbe-
nen Herzogs Walram III., durchsetzen konnte^. Die »neuralgischen Punkte von
Konrads Herrschaft«^ waren also nurmehr Bayern und Sachsen, wo die Welfen -
zunächst Heinrich der Stolze, nach seinem Tod sein Bruder Welf VI. und sein Sohn
Heinrich der Löwe - über beträchtlichen Besitz und Anhang verfügten. Während
der sächsische Raum Konrad im wesentlichen verschlossen blieb und er hier nur auf
konventionelle Weise, nämlich über die Besetzung von Bistümern und Reichsab-
teien, Einfluß gewinnen konnte, läßt sich in Bayern eine systematische Durchbre-
chung der welfischen Einflußsphäre beobachten. Zum einen waren hier die Sulzba-
cher begütert, mit denen Konrad über seine Frau Gertrud verwandt war. Dann
wurde noch im Jahr seiner eigenen Wahl Konrads Halbbruder Otto, Abt von Mori-
mond, zum Freisinger Bischof erhoben^; und nach der Ächtung Heinrichs des Stol-
zen, der damit auch seine Herzogtümer verlor, wurde ein weiterer Stiefbruder des
Herrschers, Leopold von Babenberg, als Herzog von Bayern eingesetzt'"'.
Doch Konrad III. beschränkte sich mit seiner >Familienpolitik< nicht darauf, mit
ihrer Hilfe seine eigene Hausmachtbasis zu arrondieren; er setzte sie ebenfalls als
politisches Mittel ein. So läßt sich schon im Konflikt um das bayerische Erbe des
1139 verstorbenen Heinrichs des Stolzen das Bestreben beobachten, Ausgleich und
Bündnisse durch Heiratsverbindungen zu schaffen. 1138 hatte der König Heinrich
zum Verzicht auf eines seiner beiden Herzogtümer aufgefordert, da laut Fürsten-
spruch niemand zwei Herzogtümer innehaben dürfe'Ä Als Heinrich sich weigerte,
wurden ihm infolge seiner Ächtung kurzerhand Sachsen und Bayern entzogen; mit
Sachsen wurde Albrecht der Bär belehnt, dem dieses Amt wohl schon vor der Wahl
des Staufers in Aussicht gestellt worden war'Ä und Bayern erhielt der Babenberger
Leopold. Nach dessen Tod ging das Herzogtum 1141 an seinen Bruder Heinrich
Jasomirgott über. Ihn sollte Gertrud, die Witwe des Welfen und Mutter Heinrichs
des Löwen, im Rahmen des sich 1142 anbahnenden Ausgleichs im Streit um die bei-
den Herzogtümer heiraten. Damit hätte der Konflikt um das welfische Erbe beige-
legt werden können. Aber schon ein Jahr nach der Hochzeit verstarb Gertrud, und
ihr Sohn meldete bald darauf erneut Ansprüche auf das Herzogtum Bayern an.
103 Vgl. GELDNER, Zur neueren Beurteilung, S. 405.
104 Vgl. HAUSMANN, Die Anlänge..., S. 58; MoHR, Geschichte 2, S. 86-88.
105 ScHEiBELREiTER, Der Regierungsantritt, S. 54.
106 Vgl. dazu KiRCHNER-FBYERABEND, Otto von Freising, S. 39^16.
107 GoETz, Das Geschichtsbild, S. 30, konstatiert: »Offensichtlich suchte der König auf diese Weise
einen Stützpunkt in dem welfischen Territorium zu gewinnen.« ENGELS, Die Staufer, S. 55,
spricht gar von einer »babenbergischen Politik« Konrads III.
108 Dazu im Folgenden noch ausführlicher.
109 Vgl. oben S. 135.
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nach seinem babenbergischen Haibbruder Heinrich Jasomirgott 1142 außerdem das
Amt des rheinischen Pfalzgrafen und dehnte damit seine Einflußzone nach Norden
hin aus^. Schwaben und das Elsaß erschlossen sich dem König über seinen Bruder
Friedrich, der wiederum in verwandtschaftlicher Beziehung zum Haus Saarbrücken
stand, aus dem der Mainzer Erzbischof Adalbert 11. hervorgegangen war. In Nieder-
lothringen, wo die Grafen von Löwen und die von Lothar 111. protegierten Grafen
von Limburg um die Herzogswürde rangen, unterstützte Konrad den seit 1139 mit
seiner Schwägerin Liutgard von Sulzbach verheirateten Gottfried von Löwen, der
sich mit seiner Hilfe gegen Heinrich von Limburg, den Sohn des unlängst verstorbe-
nen Herzogs Walram III., durchsetzen konnte^. Die »neuralgischen Punkte von
Konrads Herrschaft«^ waren also nurmehr Bayern und Sachsen, wo die Welfen -
zunächst Heinrich der Stolze, nach seinem Tod sein Bruder Welf VI. und sein Sohn
Heinrich der Löwe - über beträchtlichen Besitz und Anhang verfügten. Während
der sächsische Raum Konrad im wesentlichen verschlossen blieb und er hier nur auf
konventionelle Weise, nämlich über die Besetzung von Bistümern und Reichsab-
teien, Einfluß gewinnen konnte, läßt sich in Bayern eine systematische Durchbre-
chung der welfischen Einflußsphäre beobachten. Zum einen waren hier die Sulzba-
cher begütert, mit denen Konrad über seine Frau Gertrud verwandt war. Dann
wurde noch im Jahr seiner eigenen Wahl Konrads Halbbruder Otto, Abt von Mori-
mond, zum Freisinger Bischof erhoben^; und nach der Ächtung Heinrichs des Stol-
zen, der damit auch seine Herzogtümer verlor, wurde ein weiterer Stiefbruder des
Herrschers, Leopold von Babenberg, als Herzog von Bayern eingesetzt'"'.
Doch Konrad III. beschränkte sich mit seiner >Familienpolitik< nicht darauf, mit
ihrer Hilfe seine eigene Hausmachtbasis zu arrondieren; er setzte sie ebenfalls als
politisches Mittel ein. So läßt sich schon im Konflikt um das bayerische Erbe des
1139 verstorbenen Heinrichs des Stolzen das Bestreben beobachten, Ausgleich und
Bündnisse durch Heiratsverbindungen zu schaffen. 1138 hatte der König Heinrich
zum Verzicht auf eines seiner beiden Herzogtümer aufgefordert, da laut Fürsten-
spruch niemand zwei Herzogtümer innehaben dürfe'Ä Als Heinrich sich weigerte,
wurden ihm infolge seiner Ächtung kurzerhand Sachsen und Bayern entzogen; mit
Sachsen wurde Albrecht der Bär belehnt, dem dieses Amt wohl schon vor der Wahl
des Staufers in Aussicht gestellt worden war'Ä und Bayern erhielt der Babenberger
Leopold. Nach dessen Tod ging das Herzogtum 1141 an seinen Bruder Heinrich
Jasomirgott über. Ihn sollte Gertrud, die Witwe des Welfen und Mutter Heinrichs
des Löwen, im Rahmen des sich 1142 anbahnenden Ausgleichs im Streit um die bei-
den Herzogtümer heiraten. Damit hätte der Konflikt um das welfische Erbe beige-
legt werden können. Aber schon ein Jahr nach der Hochzeit verstarb Gertrud, und
ihr Sohn meldete bald darauf erneut Ansprüche auf das Herzogtum Bayern an.
103 Vgl. GELDNER, Zur neueren Beurteilung, S. 405.
104 Vgl. HAUSMANN, Die Anlänge..., S. 58; MoHR, Geschichte 2, S. 86-88.
105 ScHEiBELREiTER, Der Regierungsantritt, S. 54.
106 Vgl. dazu KiRCHNER-FBYERABEND, Otto von Freising, S. 39^16.
107 GoETz, Das Geschichtsbild, S. 30, konstatiert: »Offensichtlich suchte der König auf diese Weise
einen Stützpunkt in dem welfischen Territorium zu gewinnen.« ENGELS, Die Staufer, S. 55,
spricht gar von einer »babenbergischen Politik« Konrads III.
108 Dazu im Folgenden noch ausführlicher.
109 Vgl. oben S. 135.