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Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Peltzer, Jörg [Bearb.]; Schwedler, Gerald [Bearb.]; Töbelmann, Paul [Bearb.]
Politische Versammlungen und ihre Rituale: Repräsentationsformen und Entscheidungsprozesse des Reichs und der Kirche im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 27: Ostfildern, 2009

DOI Artikel:
Hack, Achim Thomas,: Zeremoniell und Inszenierung des päpstlichen Konsistoriums im Spätmittelalter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34740#0056

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Achim Thomas Hack

Zeremoniell und Inszenierung des
päpstlichen Konsistoriums im Spätmittelalter

1. Der Papst, die Kardinäle und ihr
Zusammenwirken im Konsistorium

Eine der wichtigsten Neuerungen in der Epoche des Reformpapsttums war die
Entstehung des modernen Kardinalats.1 Selbst als Fremde nach Rom gekom-
men, brachten Leo IX. und seine Nachfolger profilierte Persönlichkeiten an den
Tiber mit, die sie in ihrer neuen Tätigkeit unterstützen sollten. Relativ rasch
entwickelte sich daraus das in drei ordines untergliederte Kardinalskollegium,
dem bereits im Jahre 1059 der Vorrang bei der Papstwahl zugesprochen wurde.
Seit 1179 ist die Papstwahl ausschließlich den Kardinälen reserviert.2
Aus der Leitung der römischen Kirche sind die Kardinäle in den folgenden
Jahrhunderten nicht mehr wegzudenken. Sie unterstützten den Papst in der
Liturgie, standen an der Spitze der kurialen Behörden (wie zum Beispiel der
Kanzlei, der Kammer und der Pönitentiarie) und vertraten seine politischen
und rechtlichen Positionen auf ungezählten Legationen.
Die Kardinäle beanspruchten nicht nur gegenüber anderen Prälaten (vor
allem zeremonielle) Vorrechte, sondern verstanden ihr Kollegium - analog

1 Wegmarken in der Erforschung des frühen Kardinalats sind Johann Baptist Sägmüller,
Die Thätigkeit und Stellung der Cardinäle bis Papst Bonifaz VIII., Freiburg i. Br. 1896; Hans-
Walter Klewitz, Die Entstehung des Kardinalskollegiums, in: Hans-Walter Klewitz, Re-
formpapsttum und Kardinalkolleg, Darmstadt 1957, S. 9-134 (zuerst 1936); Karl Jordan, Die
Entstehung der römischen Kurie. Ein Versuch (Libelli 91), Darmstadt 1962; Stephan Kutt-
ner, Cardinalis. The History of a Canonical Concept, in: Traditio 3, 1945, S. 129-214; Klaus
Ganzer, Die Entwicklung des auswärtigen Kardinalats im hohen Mittelalter. Ein Beitrag zur
Geschichte des Kardinalskollegiums vom 11. bis 13. Jahrhundert (Bibliothek des Deutschen
Historischen Instituts in Rom 26), Tübingen 1963; Carl Gerold Fürst, Cardinalis. Prolego-
mena zu einer Rechtsgeschichte des römischen Kardinalkollegiums, München 1967; Rudolf
Hüls, Kardinäle, Klerus und Kirchen Roms 1049-1130 (Bibliothek des Deutschen Historischen
Instituts in Rom 48), Tübingen 1977.
2 Vgl. Bernhard Schimmelpfennig, Papst- und Bischofswahlen seit dem 12. Jahrhundert, in:
Wahlen und Wählen in Mittelalter, hg. von Reinhard Schneider/Harald Zimmermann (Vor-
träge und Forschungen 37), Sigmaringen 1990, S. 173-195; Alberto Melloni, Das Konkla-
ve. Die Papstwahl in Geschichte und Gegenwart, Freiburg i. Br./Basel/Wien 2002 (zuerst ital.
2001).
 
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