Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0233

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
232

Medium adliger Kommunikation

gleitung von fremden Gesandten innerhalb eines Herrschaftsgebietes und an
dessen Rand lässt sich auch unter den Bedingungen der parzellierten Herr-
schaftsstruktur von Vorderösterreich im Rahmen des zuvor genannten Alten
Zürichkriegs beobachten. Der schon bekannte Herold Ungarland wurde im
Jahr 1444 beauftragt den französischen Dauphin zu einem Treffen mit Fürsten
und Städten des Südwestens in Breisach am Rhein zu geleiten. Dessen entzog
sich der Dauphin, indem er für den Herold Ungarland unauffindbar blieb.699
Auch wurden deutsche Herolde in auswärtigen Gebieten durch Herolde des
Fürsten begleitet.700 Typisch für das Geleit war die Übergabe von Gesandt-
schaften in die Obhut von Herolden in Grenzgebieten.701
Neben dieser Form des Geleits ist auch die Begleitung einer Gesandtschaft
des Herrn durch einen Herold in ein fremdes Gebeit und schließlich das Er-
scheinen auswärtiger Gäste mit einem fremden Herold belegt.702 Insbesondere
und nimmt die wegweisenden Publikationen auf von Werner PARA VICINI (u.a.) (Hgg.): Eu-
ropäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Analytische Bibliographien, 3 Bde., Frankfurt
a. M. (u.a.) 1994-2000 (Kieler Werkstücke Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des
späten Mittelalter, 5; 12; 14). Für die Gewährung eines vollständigen Zugriffs auf die Daten-
bank und die Bereitstellung von Materialen möchte ich mich bei PD Dr. Jörg Wettlaufer (Göt-
tingen) bedanken.
699 VgL oben Anm. 678.
700 In Burgund lässt sich beobachten, dass sowohl Gesandtschaften wie fremde Herolde in
solchen Fällen von burgundischen Kollegen innerhalb des Herrschaftsgebiets begleitet wur-
den. So wurde der Wappenkönig Romreich im Jahr 1439 beispielsweise vom Hof Philipps des
Guten vom Herold Holland wieder zurück begleitet: A Hollande le Hérault, pour estre alé par
l'ordonnance de mondit seigneur conduire et acompaignier seurement Romeraich, roy d'armes des
Romains, quy estoit venu devers mondit seigneur, IX £ XII s. Fille, ADN, B 1963, fol. 075r (Herau-
dica ID 12185). Hierfür finden sich zahlreiche Beispiele in den burgundischen Rechnungsbü-
chern; vgl. SlMONNEAU, Grandeur, S. 67-70 und 81.
701 Vgl. Römheld, Funktionen, S. 26-29. Ein weiteres Beispiele für die Übergabe von Gesandten
unter Beteiligung von Angehörigen des römisch-deutschen Reiches bildet der Fall des He-
rolds Burgund im Jahr 1459, der den Herzog von Bayern und den Grafen von Württemberg
bis Zweibrücken gebracht hat; Fille, ADN, B 2034, fol. llOv und fol. 114r (Heraudica
ID 13870, 13872). Weiter ist für das Jahr 1482 bekannt, dass Gesandte der Stadt Fille erst
durch den Herold der Stadt bis zu einer Brücke begleitet wurden, wo sie ein Herold König
Maximilians I. übernahm; Fille, AMF, 16221, fol. llOv (Heraudica ID 15776).
702 Nikolaus von Popplau wurde in Köln von einem Herold des Herzogs von Berg abgeholt, der
ihn nach Maastricht begleitete und ihn aus allen Herbergen auf der Reise auslöste. Nach dem
Treffen sorgte der Herzog auch für die Weiterreise, indem er seinen Herold mit Briefen zum
in Maastricht weilenden Bischof von Füttich schickte, damit dieser für die nächste Etappe
der Reise Sorge trug; Nikolaus von Popplau: Reisebeschreibung Niclas von Popplau, Ritters,
bürtig von Breslau (nach der Kopie vom Jahre 1712), hg. von Piotr Radzikowski, Krakau
1998 (Prace Instytutu Historii Wyższej Szkoły Pedagogicznej w Kielcach, 8), S. 39 und Quel-
len zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter, hg. von Folker Reichert, Darmstadt 2008
(Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, 46), S. 25-26. Siehe auch
Werner Para VICINI: Besonders adlig. Nikolaus von Popplau an den Höfen Europas 1483-
1485, in: Silesia nova 11,2 (2014), S. 6-28. Zu den Kosten solcher Missionen können folgende
Beispiele angeführt werden: Brigitte STREICH: Das Amt Altenburg im 15. Jahrhundert. Zur
Praxis der kur sächsischen Fokal Verwaltung im Mittelalter, Weimar 2000 (Veröffentlichungen
aus Thüringischen Staatsarchiven, 7), S. 179 und 221; Deutsche Reichstagsakten, Altere Rei-
he, Bd. 8, Nr. 410, S. 497-500, hier S. 500; Correspondance de l'empereur Maximilien 1er et de
Marguerite d'Autriche, sa fille, gouvernante des Pays-Bas, de 1507 à 1519, Bd. 1, hg. von
André Joseph Ghislain Fe Glay, Paris 1839 (Société de l'histoire de France. Publications, 16),
S. 439, Anm. 2. Beispiele für die Bereitstellung eines burgundischen Herolds für ausländische
 
Annotationen