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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0236

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Vom Turnier zur Diplomatie

235

Verständigung im Vorfeld über die Frage wer eine Gesandtschaft aussendet
und wer sie empfängt, über das zu vereinbarende Geleit, die Reiseroute, die
Beschaffung von Transportmitteln, die Ankündigung der Gesandtschaften in
Etappen- und Zielorten, die Einholung und Unterbringung der Gesandtschaft.
Neben der Vorbereitung werden Herolde des Auftraggebers einer Gesandt-
schaft zugeordnet, die sie solange begleiten sollen, bis ihr Herr ihren Auftrag
ändert. Als Kommunikationsmedium zwischen dem Hof des Absenders und
der Gesandtschaft pendeln sie häufig mit Nachrichten und Dokumenten.709
Individuelle Kompetenzen oder etwaige vorherige Verbindungen zu Höfen
oder Herrschern haben wahrscheinlich die Wahl des jeweiligen Herolds beein-
flusst.710 Die Leitung von Verhandlungen ist für Herolde des römisch-
deutschen Reichs nicht bekannt.711
Sehr hilfreich konnten Herolde Reisenden und Gesandtschaften durch ihre
Sprachkenntnisse sein, die sie zu ausgezeichneten Vermittlern machten, was

son prince, qu'il peut passez seurement, qu'aussi pour aller quérir la seurté et conducite de
Vembassade. Aussi le herauldt doibt scavoir et congnoistre les pays et les princes ou il va avec le len-
guaige, car ou que ung grand seigneur va, on vient en ambassade, l'on regarde tousjours a l'herauldt
et a ses armes, et luy demande l'on plustot quel seigneur et gens se sont que l'on nefaict a aultres de la
compaignie. Et pource doibvent estez nourris lesdits heraulx entre la noblesse et gentilesse, avoir veu
et prouver le monde. Ziel der Schrift des Thomas Issac war es die Nüzlichkeit des Heroldsam-
tes für die Fürsten herauszustreichen und so ihren Status und das Fortbestehen des Amtes
im 16. Jahrhundert zu sichern. Tatsächlich wurden Herolde im Rahmen von Gesandtschaften
eingesetzt, allerdings lässt sich die Indienstnahme von Herolden nur für einzelne der aufge-
zählten Aspekte nachweisen. Sein Traktat zum Heroldsamt (Wien, ÖNB, Cod. 7223) wurde
ediert von SIMONNE AU, Grandeur, S. 77 und Annexe 18.
709 Dies ist beispielsweise der Fall für den Herold Anton Tirol, der im Jahr 1509 eine burgun-
dische Delegation Maximilians I. zum französischen König begleiten und alles ausführen
soll, was die Gesandten ihm aufgeben würden: [pour être] aller avec messires de Melun, de Viry,
president de Bourgogne et maître Jehan Caulier lesquelz mesdits seigneurs envoyaient lors devers le
roy de France pour aucunes grandes matières et affaires secretz dont n'est besoing ią/ faire declara-
cion, et ce pour aller et venir et faire tout ce que par les dessusdits ambassadeurs lui seroit ordonné et
commandé défaire touchant leur charge, pour ce icy par sa quictance cy rendue ladite somme de I £.
Lille, ADN, B 2210, fol. 204r (Heraudica ID 14408).
710 Zahlreiche Beispiele bezüglich der Aufgaben von burgundischen Herolden im Zusammen-
hang von fremden und eigenen Gesandtschaften finden sich bei Spitzbarth, Fonction und
für die Zeit Maximilians I. bei SlMONNEAU, Grandeur, S. 80-86. Für den englischen Raum
siehe Wagner, Heralds of England; Reitemeier, Außenpolitik, S. 63-75.
711 Auf einer höheren diplomatischen Funktionsstufe steht zweifelslos der Wappenkönig Toison
d'or, der nicht nur in Einträgen der Buchhaltung, sondern auch in Credenzschreiben der
1430er bis 1450er Jahre gleichberechtigt neben die Gesandten gestellt und als conseiller be-
zeichnet wird. Dabei konnte er das Wort ergreifen und bspw. in einer Audienz vor dem Kö-
nig den Sachverhalt mündlich darstellen. Es ist zu vermuten, dass dies aufgrund persönli-
cher Eignung des Jean Lefèvre, des amtierenden Amtsinhabers und seines Ansehens gesche-
hen ist; vgl. RÖMHELD, Funktionen, S. 48-49. Im Rahmen der Verhandlungen im Vorfeld des
Friedensvertrag von Arras (1435) wurde Toison d'or zusammen mit einem weiteren Herold
und einem Bettelmönch nach England geschickt, um Heinrich VI. zu überzeugen sich eben-
falls dem Friedensvertrag anzuschließen. Den Herolden sollen am Hof die Briefe abgenom-
men und die Möglichkeit verwehrt worden sein, in einer Audienz ihre Botschaft mündlich
vorzutragen. Dabei könnte es sich um ein bekanntes Manöver gehandelt haben, Gesandte bei
Missfallen nicht anzuhören. Dennoch unterrichtet diese Nachricht von der Möglichkeit, dass
Herolde den Inhalt einer Botschaft auch mündlich vortragen konnten; SlMONNEAU, Gran-
deur, S. 197.
 
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