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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0237

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236

Medium adliger Kommunikation

aber ein individuelles Phänomen gewesen zu sein scheint. Während den böh-
mischen Adligen Leo von Rożmital auf seiner Reise zwischen 1465-1467 zeit-
weise ein burgundischer Herold begleitet hat, der angeblich siebzehn Spra-
chen gesprochen haben soll, hat Friedrich III. Georg von Ehingen auf seiner
Reise im Jahr 1454 einen Herold zugewiesen, der viele Sprachen gesprochen
haben soll.712 Von anderen Herolden ist die Kenntnis nur einer einzigen Spra-
che belegt.713
Den Sprachkenntnissen folgte der Umgang mit Wappen, wie er bereits im
14. Jahrhundert beobachtet werden konnte. Die diesbezügliche Heroldsaufga-
be des Quartier-Machens setzte sich auch im 15. Jahrhundert fort. Im Zusam-
menhang des Konstanzer Konzils werden Herolde hiermit assoziert und bis
zum Ende des 15. Jahrhunderts finden sich Beispiele von deutschen Herolden,
die mit der Anbringung von Wappen geistiger wie weltlicher Herren betraut
waren.714

712 Est nobis Heroldus, qui apud omnes Christianos Reges diversatus est, linguas septemdecim callet,
eum tibi tradere volumus, eique mandabimus, ut te fideliter deducat usque in patriam tuam, qui, si, fi-
deli tibi praestita opera, ad nos reversus fuerit, propitium nos erga se Dominum experietur. Des
böhmischen Herrn Leo's von Rozmital Ritter-, Hof- und Pilgerreise durch die Abendlande
1465-1467. Beschrieben von zweien seiner Begleiter, hg. von Johann Andras SCHMELLER, Tü-
bingen 1844 (Bibliothek des Litterarischen Vereins zu Stuttgart, 7,1), S. 4-142, hier S. 28. An-
hand der umfangreichen Informationen, die über die persönlichen Fähigkeiten bur-
gundischer Herolde erfahrbar sind, konnte Simonneau länderspezifische Profile einzelner
Herolde aufstellen; vgl. Simonneau, Grandeur, S. 74-75 und 84-86. Zahlreiche Sprachen soll
auch der Herold beherrscht haben, der Georg von Ehingen auf seiner Reise begleitet hat:
Darzuo min gnediger her uns zuo ordnett ain herfarnen herolt, der vii sprachen reden kundt, und ver-
cket uns gantz gnedig abe. Georg von Ehningen: Des schwäbischen Ritters Georg von Ehingen
Reisen nach der Ritterschaft, hg. von Franz Pfeiffer, Stuttgart 1842 (Bibliothek des Literari-
schen Vereins in Stuttgart, 1,2), S. 34. Hier sei auch an die Eigenbeschreibung des Herolds
Johann Holland erinnert, der sich die Kenntnis von sechs Sprachen zuschrieb; siehe oben
Anm. 248.
713 Von einem Herold Michael, den Maximilian I. zusammen mit einem Kollegen im Jahr 1509
nach Venedig ausgesandt hat, ist bekannt, dass er Italienisch sprach: Et io [Marino Sanuto]
parlai a ditti araldi: uno, nome Michiel, sa italian, l'altro è todesco. Non volse dir la causa; ma disse
per bona caxon, e voria fosse paxe. Der Herold übt sich in Verschwiegenheit und deutet nur den
prinzipiellen Willen Maxmilians I. zum Frieden an; Marino SANUDO: I diarn di Marino
Sanuto, Bd. 9, hg. von Nicolò Barozzi (u.a.), Venedig 1969-1970 (ND 1879-1903), Sp. 238;
RÖMHELD, Funktionen, S. 74.
714 Siehe oben Kap. A 2.2.1 und B 1.3.1 und Para vicini, Preußenreisen, S. 338. Zur Praxis der
Anbringung des Wappens des hochrangigen Vertreters einer Delegation an der bezogenen
Herberge vgl. RICHENTAL, Chronik des Konstanzer Konzils, Kap. 1,1, S. 3; Kap. 326, S. 138;
Kap. 341, S. 144 und Kap. 374, S. 164. Eine weiterführende Analyse bietet Werner Para VICI-
NI: Signes et couleurs au Concile de Constance. Le témoignage d'un héraut d'armes portu-
gais, in: Signes et couleurs des identités politiques, du Moyen Age à nos jours, hgg. von Mar-
tin Aurell (u.a.). Rennes 2008, S. 155-188. Ein Beispiel vom Ende des 15. Jahrhunderts bildet
ein Herold des Erzbischofs Hermann von Köln, der nach Frankfurt ausgesandt wurde, um
die Herberge seines Herrn für seinen Aufenthalt im Rahmen der Wahl Maximilians I. vorzu-
bereiten. „Derselbe schreibt an denselben dass er seinem herold befohlen unnser woppen vur immer
herberich zuschlahen und ander unser rete unnd hovegesinds namen iglichen vur sin herberich zu-
schriben; bittet, demselben dabei behilflich zu sein. Brühl 1485 (dornst, octava epiph. dom.) ian.
13. Johannes". Frankfurts Reichskorrespondenz, Bd. 2, hg. von Janssen Nr. 587, S. 409-410.
Ein französischer Herold wurde im Jahr 1496 ausgesandt, um Unterkünfte für eine französi-
 
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