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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0249

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248

Medium adliger Kommunikation

spiel für die Zusammenarbeit von Herolden dar, was sich auch in dem ge-
meinsam abgefassten Bericht widerspiegelt:
Ich Hans Koenigsberg genant ein herolt, tun kont aller menglich die dissen
brieff ansehent oder horent lesen, Als der Torney nechste zu Franckenfurdt
was des Sontages nach Sant martins Tage, do habt her Johan vnd her Eber-
hart von hirtzhorn Ritere vnd gebrudere, mich obg[ena]nten Herolt, daz ich
wolte geen zu vlriche dente mürber zu flugelsberg der auch zu der zijt zu
Franckenfurt waz der, [...] vnd saget dem Murher die vorgenante Sache so
ich beste konde, vnd sagte ym darzu ginge er yn des uß, vnd wollte nit also
lassen besehen ob er die vorgenante Sache mit Ere getan bette, oder nit so wer
yn leidt, do sprach der Murher zu vnß, er enkonte yn zu der Zyt kein Ent-
wort darauf/ gegeben 746
Auf seinen Eid berichtete der Herold Königsberg zunächst, dass er zum Mura-
cher gegangen sei, um ihn zu fragen, ob dieser die Gefangennahme des
Haupt II. von Pappenheim mit Ehre, d. h. aus ehrenhaften Gründen vorge-
nommen habe bzw. ob sie formalrechtlich korrekt mit Absage erfolgt sei. Der
Beschuldigte sei eine Antwort schuldig geblieben, so der Herold. Der Bericht
sollte offenlegen, ob der Muracher den Normen entsprochen hatte, was die
Verquickung der eigentlichen Tatbeschuldigung mit der Frage der Ehrenhaf-
tigkeit zum Ausdruck bringt. Auch hier bildet der adlige Ehrencodex den
Bezugsrahmen für die Bewertung der Taten des Murachers. Dieser Aspekt der
Befragung und Beurteilung eines Adligen und seines Verhaltens im Zusam-
menhang einer Zweikampfherausforderung ist ein beispielloses Vorgehen.
Der Meinung der Herolde kommt in der Auseinandersetzung Gewicht zu.
Des Weiteren vermerkte der Herold Königsberg, dass ihm die Weise, wie
sich der Muracher in einem Brief an den Bürgermeister von Frankfurt, den
dieser nach der Befrragung durch den Herold abgefasst hat, geäußert hatte,
missfiele.747 Aus diesem könne man nämlich den Eindruck gewinnen, dass er,
746 StA Frankfurt am Main, Reichssachen I, Nr. 1111, 2. Chronica, hg. von Lersner, Buch 1,
Kap. XVIII, S. 240-244, hier S. 243. Siehe auch Lambert Graf von Oberndorff, Manfred
GREB: Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 2, Innsbruck 1939, Nr. 5640 und oben Anm.
565.
747 [...] vnd als nu derselbe Murher den Bürgermeister von dem Rade der Stat Franckfurt in sine Briefje
geschrieben hat, wie daz yn der vorgnt. Her Hans von Hirtzhorn zu dem obgnt. Torney zu Franckfurt
mit einem Herolt gar liteclich habe lassen zu Rede setzen, daz er yme sinen Frund Heubt Marschalck
wider Ere gefangen vnd geschätzt habe, den miiste er ym zu Stont ledig lassen vnd die Schatzunge
wiederkeren, oder er wolt darumb nach sine Liebe und Leben griffen vnd stellen wie er mochte vnd ob
er das kicken wolt \ so wolt Her Hans vom Hirtzhorn obgnt. Daß mit syme Liebe in Kamphes wise zu
yme herwisen, do spreche und sagen ich Königsberg Herolt obgnt. Uff meinen Eyde \ den ich zu den
Wappen geschworen han one abgeverde, daß derselbe Ulrich Morher, dem vorgl. Her Hanse vom
Hirtzhorn vnd auch mir daran Unrecht dut, vnd nit ware uffvns schreibet, dan ich gehorte dieselbe
Worte nie von Her Hansen von Hirtzhorn obgnt. Vnd er entließ mich ez auch an Ulrich Murhern nit
geworben noch gerett, vnd ich Contz Berge der Herolt vorgnt. Bekenn mich auch in Crafft diß Brieffs,
daß der olmt. Morher dem obgnt, Konigsbgl. Herolt an solchem sime Schreiben Unrecht dut, vnd nit
ware offyn schreibet, wan ich by yme stondt vnd sine Werbunge wolhorte vnd sagen von sprechen daz
auch uff mynem Endt den ich zu den Wappen geschworen han, one algeverde, vnd syt wir obgnt.
Zwen Herolt nit eigen jngl. Han, so han wir gebeben den Edeln Heren Graffen Friedern von Lynin-
 
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