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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0254

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Herolde und adlige Konflikte

253

Der Markgraf antwortete in einer sachlichen Weise und warf Ludwig dem
Bärtigen den Versuch der Verleumdung vor, so mag meniclich wol verstien, das
du vns unser ere und guten leumut mit erdichten vnworhaftigen Worten und schriften
begerest verporgelich zu steten und ab zu prechen, [...].761 Mit dem gleichen Regis-
ter der Ehrverletzung entgegnete er auch die Herausforderung zum Zwei-
kampf, indem er den Wittelsbacher der Heuchelei bezichtigte, da er sich mora-
lisch besser stelle als er sei:
Wärest du aber als frum, als dein altfrum geslacht, wir wären sollichs vnpil-
lichs und vnwahrhafts Schreibens und beschuldigens von dir vberhaben. Du
mainst aber villeicht dein vbeltat zu bedecken vnder dem schein der woltat
deins frummen geslächts. Dann als du schreibest von vechtens [Zweikampf]
wegen, das haben wir dir vor verantwurt, Dann so sie sache mit dem rechten
zu ennde kümet, Als wir dir vor vnd auch Jeczo geschriben haben.762
Der Markgraf stellte die Aufforderung zum Zweikampf als unnütz dar, weil
der eigentliche Grund für die Auseinandersetzung der böse Wille Ludwigs sei.
Würde er nicht nur Redlichkeit heucheln, sondern auch umsetzen, würde der
Konflikt gar nicht existieren. Diese Aussage untermauerte der Hohenzoller mit
der Behauptung, dass der Wittelsbacher seines Geschlechts unwürdig sei,
womit er am Fundament adligen Selbstverständnisses rüttelte und ihm seine
Anschuldigungen mit gleicher Münze vergalt. Darauf reagierte Ludwig mit
einer erneuten Aufforderung zum Zweikampf.763
Einen Monat später war es dann ebenfalls Johann Holland, der einen Bericht
über die Gespräche mit dem Markgrafen übermittelt und darin die Übergabe
des Briefes [Ludwig des Bärtigen] wie den Erhalt eines Antwortschreibens
bestätigt hat: [...] Das bechenn Ich [Johann Holland] also, was vor gerchriben stet,
auf dem aide, den Ich den wappen gesworen han, vnd han gebeten den vesten Ritter,
herren kristan frawberger, zu zewgnuse sein Sigel auf den brief zu drucken, Im on
schaden.764 Neben seinem Eid, dessen Bedeutung durch die ständige Wiederho-

len notdurst darnach richten. Codex diplomaticus Brandenburg, Bd. 3,1, hg. von Riedel,
Nr. 77, S. 113-114, hier S. 114.
7« Ebd., Nr. 78, S. 115-117, hier S. 116.
762 EBD., S. 117.
763 Codex diplomaticus Brandenburg, Bd. 3,l,hg. von RIEDEL, Nr. 79, S. 117-121.
764 Ich Niclas Holand, des hochgeborn fürsten, meins genedigen herren herezog Johannnsen in hollanden
etc. Erhalt, Bechenn mit disem brief. Als von der Potschaft wegen, die mir der durchleuchtig hochge-
born furst, auch mein genediger herr, herezog Ludwig, pfalczgraf bej Rein, herezog In Bayern vnd
Graf zu Mortein etc., in geschrift, mit seinem aigen Sigel besigelt vnd mit seiner hannd gezaichent, zu
werben beuolhen hat an den hochgeborn fürsten, Marggraue Fridrich zu Brandenburg vnd Burgrafen
zu Nürmberg, das ich also getrewlich getan vnd geworben han, als Ich schuldig bin vnd des den Wap-
pen gesworen han. Nu hat mir derselb mein genediger herr Margraf Fridrich darauf geantwurt zu ka-
delsburg in seinem haws an montag nach Judica in der vasten [...]. Der bet vmb das Sigel sind zew-
gen der wolgeborn lierre Bartholomee von der laitter, herre zu Beren, herr Arnold von kamer, Ritter
Eberhart von Freyberg, wilhalm frawberger, Viridi von westersteten, Albrecht Judman, Erhärt Mug-
gentaler, haushofmaister, vnd ander erbar lewt genug. Geschehen an Montag nach dem palmtag, An-
no domini M CCCC decimo nono. Codex diplomaticus Brandenburg, Bd. 3,1, hg. von Riedel,
Nr. 80, S. 121-122.
 
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