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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0255

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254

Medium adliger Kommunikation

lung deutlich zum Ausdruck kommt, hatte der Herold nicht nur das Siegel
eines Ritters zur Authentifizierung der Nachricht erbeten, sondern führte auch
noch erbar lewt als Zeugen auf, die seine Aussage bestätigen sollte. Das Aus-
maß der Affäre muss dermaßen weitgehend gewesen sein, dass der Herold
seinem Bericht über seinen Eid hinaus weitere Glaubwürdigkeit verleihen und
sich absichern wollte.
Im folgenden Brief nahm der Markgraf darauf Bezug, allerdings nicht in
der durch den Herold intentionierten Weise. Der Herold habe zwar aufge-
führt, dass er die Anschuldigungen Ludwigs des Bärtigen im Beisein von
brandenburgischen Räten als Zeugen vorgebracht habe, der bayerische Her-
zog solle dabei aber nicht vergessen, dass diese genau wüssten, dass die An-
klagen unbegründet seien, so Friedrich weiter.765 Dies zeige nur die Boshaf-
tigkeit Ludwigs:
[...] Aber woltest du dem rechten weg vnd der warhait volgen, So endorsst
du so geuerlich listikait nicht suchen. Doch so bitt da der warhait, als du ere,
recht end vnd ansztrag fleuchest, so gar enplösset, das du wol notdürftig
werst, an herolden und anderen zu suchen, damit du dir ettwas gelimpfs
schöpfen, ob du das vinden mochtest.766
Friedrich I. warf dem Herold also Parteilichkeit vor, die sich darin äußere,
dass er Elemente so darstelle, dass Ludwig der Bärtige diese gegen den Ho-
henzollern verwenden könne. Dies ist ein bereits bekannter Vorwurf, durch
den die Tätigkeit diskreditiert werden sollte und die Abhängigkeit der Herol-
de vom Konsens der Adligen aufzeigt. Verständlich wird die weitere Eskalati-
on des Konfliktes dadurch, dass Ludwig der Bärtige dem Markgrafen zwi-
schenzeitlich drohte, seine Briefe zu veröffentlichen, um damit die adlige Öf-
fentlichkeit für sich einzunehmen.767
Nachdem weitere Briefe ausgetauscht wurden und ein fürstlicher Vermitt-
lungsversuch gescheitert war, griff der bayerische Herzog erneut auf die vor-
herige Art der Konfliktführung zurück.768 Um den vormals geäußerten Vor-
würfen der Befangheit des Herolds Johann Holland zu begegnen, engagierte
der bayerische Herzog Johann Landsberg, Herold des Markgrafen von Meißen,

765 Als du dann suchest vnd begerest vnd als du schreibest von herezog Johannsen von hollant Erhalt, der
dir ein antwurt von vns gesagt habe, In masse, als du des ainen brief von Im habest nach Innhalt einer
abschrift, die du vns gesant hast. In derselben abschrift wir befinden, das dir der herold gesagt sull ha-
ben, Es sullen vier vnser gesworen Räte aufz der Marek vnd vier ander dabej gewest sein, das wir Im
also geantwurt haben etc. Das nu vast Ulte vnd mer, dann er dir do gesagt hat, dabej gewesen sein, Ist
vns ein frewde vnd sunderlicher tröste vnd sunderlichen, als desselben herhalts abschrift, die du vns
gesant hast, Inn heit, wie wir gen Im gesprochen sullen haben, das wir dir geboten haben, füczukomen
fur einen deinen frund, weihen du wild, das wissen die wol, die dabej gewest sein, als vor berurt ist,
das wir des nicht gesagt haben. Ebd., Nr. 84, S. 128-129, hier S. 128.
766 Ebd., S. 128-129.
767 Codex diplomaticus Brandenburg, Bd. 3,1, hg. von Riedel, Nr. 82, S. 125-126 u Nr. 83, S. 126-
127.
Die vorherige Auseinandersetzung in Ebd., Nr. 85, S. 130-132, Nr. 86, S. 132-135, Nr. 87,
S. 135-137, Nr. 88, S. 137-138, Nr. 89, S. 138-142, Nr. 90, S. 142-144, Nr. 91, S. 144-145, Nr. 92,
S. 145-146, Nr. 93, S. 147, Nr. 94, S. 147-148.

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