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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0259

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258

Medium adliger Kommunikation

Obwohl der Einsatz von Herolden in den Ladungsmodalitäten nicht vorgese-
hen war, waren sie seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in das Verfahren einge-
bunden. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts erschienen sie bereits in Ver-
mittlungsverfahren König Sigmunds. Das früheste Beispiel bezieht sich auf die
Aussendung des Wappenkönigs Ungarland zu Herzog Ernst von Bayern-
München durch König Sigmund im Jahr 1418. Die Stadt Augsburg hatte sich
über das Verhalten des bayerischen Herzogs ihr gegenüber beschwert, was
den Luxemburger zu folgendem Schritt bewogen hatte: Der Herold wurde mit
der Aufforderung zu Herzog Ernst ausgesandt, dass dieser nach Augsburg
kommen solle, damit Sigmund über die Angelegenheit richten könne. Der
Wittelsbacher schlug daraufhin Regensburg als Ort des Vergleichs vor, womit
die Bürger nicht einverstanden waren, weshalb sie Sigmund baten, sich wei-
terhin für ihre Stadt einzusetzen. Dies gestand er ihnen zu, wolten sie im gelt
leihen, so wölt er hie pleiben und wölt die sach hie richten, also lohen im die von
Augspurg 4000fl. da schickt er den bischoff von Passaw zu den herrn von Bairn, da
ward nit anderst getaun dann als vor; sie wolten im kommen gen Regenspurg und im
gehorsam sein.778 Sigmund ließ sich also Geld leihen, um den bayerischen Her-
zog erneut zum Erscheinen in Augsburg aufzufordern. Hierzu schickte er nun
den Bischof von Passau, was allerdings nichts daran änderte, dass das Verfah-
ren einen für die Bürger ungünstigen Ausgang nahm.
Das Beispiel macht auf die mehrstufige Konfliktstrategie Sigmunds auf-
merksam, die in diesem Fall nicht zur Erklärung der Acht führte, aber einen
Eindruck von der Vorgehensweise des Königs vermittelt. Wichtiges Instru-
mentarium war die Aussendung des Herolds mit der ersten Ladung und des
Bischofs von Passau, um den bayerischen Herzog durch einen gleichrangigen
Fürsten von der Notwendigkeit der Anreise zu überzeugen. Dieses Vorgehen
entspricht zwar der umgekehrten Prozedur bei der Vorladung eines Fürsten
innerhalb eines Achtverfahrens, bot dem König aber die Möglichkeit, den
politischen Druck schrittweise zu erhöhen.
Ähnliches lässt sich auch für einen Konflikt im Jahr 1423 annehmen. Im
Zuge der Vorbreitungen für einen Feldzug gegen die Hussiten wurde König
Sigmund über die Auseinandersetzungen zwischen dem Pfalzgrafen, Ludwig
III., und den Markgrafen von Baden, Bernhard I., unter Einbeziehung des Köl-
ner Erzbischofs, Dietrich II. von Moers, informiert, woraufhin der Luxembur-

778 Item also kam der künig am montag nach sant Michaels tag her gen Augspurg im 1418 jar. und als er
nun kommen was da schickt er seinen herold, der hieß Ungerland, gen München zu den herrn von
Bairn, die wolten den von Augspurg auch nichts zu laßen [gan] weder auf dem waßer noch auf dem
land, das wolt der künig schlecht han gemacht, darumb hetten in die von Augspurg gepetten und gec-
lagt. aber die herren von Bairn wolten nit kommen her gen Augspurg, sie wolten aber gern zu im
kommen gen Regenspurg, dann es war in nitfüeglich zu disen Zeiten gen Augspurg zu kommen, nun
hetten aber die von Augspurg gern gesehen, daß die herrn von Bairn her wem kommen, daß der künig
hie gericht hett, und patten den künig, daß ers hie richte, da sprach der künig, wolten sie im gelt lei-
hen, so wölt er hie pleiben und wölt die sach hie richten, also lohen im die von Augspurg 4000fl. da
schickt er den bischoff von Passaw zu den herrn von Bairn, da ward nit anderst getaun dann als vor;
sie wolten im kommen gen Regenspurg und im gehorsam sein. Chronik des Burkard Zink 1368-
1468, in: Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. 2, Leipzig 19652 (Die Chro-
niken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 5), Buch II, S. 79-80.
 
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