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Bock, Nils; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Herolde im römisch-deutschen Reich: Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 49: Ostfildern, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.38798#0280

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Herolde und Zeremonien

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ausgestattete Spielleute interpretieren, welche die bevorstehende Verbindung
ankündigten und in Szene setzten.
Eben jene Funktion der Herolde lässt sich auch für die spätere Hochzeit
Herzog Sigmunds von Tirol mit der sächsischen Prinzessin Katharina im Feb-
ruar des Jahres 1484 in Innsbruck beanspruchen. Bei der Einholung der Braut
in Kempten folgten auf Reiterabteilungen Pfeifer, Trompeter und Herolde, die
direkt vor den Fürsten und anwesenden Botschaftern ritten.828 Für andere
Fürstenhochzeiten des 15. Jahrhunderts, wie die Vermählung von Karl von
Baden und Katharina von Österreich in Pforzheim im Jahr 1447829 oder die
Fandshuter Hochzeit im Jahr 1475,830 ist ein ähnlicher Einsatz der Herolde
anzunehmen, wo nur ihre Anwesenheit belegt ist.
Das Fehlen von Heroldsbelegen wiederrum bei weiteren Hochzeiten von
Fürsten und Grafen des römisch-deutschen Reiches, wie der ähnlich gut do-
kumentierten Amberger (1474) und Uracher Hochzeit (1474), legt die Vermu-
tung nahe, dass Herolde bei diesen Feiern nur sehr ephemer oder gar nicht
präsent waren.831 So wurde die Einholung der Braut nur von den Spielleuten

828 An Suntag allere Seyln tag sol vns gnedigster h(er)z(og) zu Kempten winreijten mit meinen gnedigs-
ten her(e)n hertzog Jorgen, dem von Görtz vnd seiner Gemaheln, vnd allen den, so sein gnad zu Im be-
schreib(e)n her. Angenommen die so gen Nòrdlingen beschaiden sind. Am einrą/ten sol hertzog Jörgen
Zeug vor Ziehen den ordnen die seinen wie sij wellen. Darnach des von Górtz Zeug, Darauf/ pfeiffer
Immettere vnd Persevanten. Darauf die vier fürsten, vnd gnedigst(en) her(en) Ertzhertzog Sigmund,
hertzog Jorg, Marggraf Albrecht, Graf Lenhart von Görtz vnd mein gn. freians von Górtz zwischen
Inen. Hat sij reijttens Inneksommen sullen geschacks auf sy Rą/t(e)n. Inwieweit Herolde schon da-
vor die Braut begleitet haben ist unbekannt; vgl. TLA Innsbruck, Cod. 2467 III, fol. 35r. Siehe
auch BAUM, Sigmund der Münzreiche, S. 427-431. In dem entsprechenden Jahrgang der Tiro-
ler Raitbücher wurden die Geschenke an die anwesenden Herolde verzeichnet; Innsbruck,
TLA, Jüngere Reihe der Raitbücher, Bd. 17, fol. 27r-28v.
829 Die Liste der Empfänger von Geschenken in den Regesten der Markgrafen von Baden und
Hachberg, Bd. 3, bearb. von Witte, Nr. 6764, S. 193. Siehe auch Dieter Krieg: Eine standes-
gemäße Hochzeit. Die Vermählung Markgraf Karls I. von Baden mit Katharina von Öster-
reich, in: Höfische Feste, hgg von FOUQUET /SEGGERN / ZEILINGER, S. 39-54 und HAMMES, Rit-
terlicher Fürst, S. 61-64.
830 Die umfangreichen Ausgabenverzeichnisse der Landshuter Hochzeit sind ediert in Beyträge
zur vaterländischen Geschichte, Geographie, Statistik, etc., Bd. 2, hg. von Lorenz Westen-
rieder, München 1789, Nr. 5, S. 161-183.
831 So stellt es sich für die zeitgleiche Amberger (1474) und Uracher Hochzeit (1474) dar. Prinzi-
piell lässt sich an Ungenauigkeiten in der Buchführung oder verloren gegangene Dokumente
denken. Auf eine andere Fehlerquote weist das Beispiel des Herolds Teufel des Bischofs von
Würzburg anlässlich der Amberger Hochzeit hin. Sein Weg zum Hochzeitsfest ist attestiert;
München, HStA, Herzogtum Bayern, Ämterrechnungen bis 1506, Nr. 507 (1473/74), fol. 14r.
Vor Ort lässt er sich aber nicht mehr nachweisen; vgl. Max BUCHNER: Die Amberger Hochzeit
(1474). Ein Beitrag zur politischen und kulturellen Geschichte des ausgehenden Mittelalters,
in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Neue Folge 25 (1910), S. 584-604 und Neue
Folge 26 (1911), S. 95-127 und zuletzt Gabriel ZEILINGER: Fürstenhochzeiten im 15. Jahrhun-
dert, in: Protokoll über die 408. Arbeitssitzung der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche
Landeskunde am Oberrhein e. V. vom 15.02.2002 (http://www.ag-landeskunde-oberrhein.de/
index,php?id=p408v; letzter Zugriff am 17.04.2014); Johannes Laschinger: Amberger Hoch-
zeit, 1474, in: Historisches Lexikon Bayerns (http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/
artikel/arükel_45035; letzter Zugriff am 17.04.2014). Für die Uracher Hochzeit 1474 sind keine
Herolde nachgewiesen; Gabriel ZEILINGER: Die Uracher Hochzeit 1474. Form und Funktion
eines höfischen Festes im 15. Jahrhundert, Frankfurt a. M. (u.a.) 2003 (Kieler Werkstücke.
Reihe E, 2) und Von Mantua nach Württemberg. Barbara Gonzaga und ihr Hof. Begleitbuch
 
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