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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 10.1911

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Nr. 1
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Klapheck, Richard: Professor Wilhelm Kreis - Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.24589#0014

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Professor Wilhelm Kreis

Leuchter, Wandschmuck, wurde neu zu dem ge-
gebenen Grundton entworfen. Blauer Möbelüberzug
und rotgelbe Farben eines Marmorkamines stimmen
vorteilhaft das vornehm entworfene Zimmer. V

V Die anderen Räume sind Neuschöpfungen, die
mit dem äusseren Aufbau entstanden sind. Sie sind
mit viel Geschick zum alten Parkterrain orientiert.
Im Oberstockwerk weiten sie sich zu Terrassen,
und der Blick schweift dann wohl auf die breite
Einfahrtsallee, über das Elbtal oder man hat von einer
Brücke, die zum Nachbargarten führt, ein anmut-
volles Bild, den Blick auf einen Wintergarten, im
Hintergründe eine tiefe, schwindende Ferne. V

V Steigt man hinunter in den Park, breite, aus-

ladende Treppen und Terrassen mit dekorativem
Schmuck auf den Geländern führen uns z. T. direkt
in Rasenparterres. Ein stimmungsvoller Park,
ein wohnliches Landhaus, intime Gartenpavillons
und plastische Dekorationen auf den Bailustraden,
das alles ein Entwurf, eine Komposition, aus einer
ansteigenden etwas komplizierten Natursituation
heraus erstanden. Nur leider, den eigentlichen
Reiz der baulichen Anlage mit ihrem Park und
ihrer Lage kann die Abbildung nicht anschaulich
werden lassen. V

V Feierlich getragen spannt sich im Innern über
dem Eintretenden eine Halle, anmutig grüsst ihn
das Treppenhaus im Oberstock. Und nach dem
Charakter der einzelnen Wohnräume hat jedes
Zimmer seine eigene Gestaltung und Ausschmückung.
Da sind Anrichteschränkchen, Leuchtkörper, Türen,
Wandschränke von originellem Reiz. Das ganze
eine stimmungsvolle Landhausherrlichkeit des
XVIII. Jahrhunderts, und dennoch ist der Bau in
allen seinen Teilen aus modernen Bauanforderungen
herausgestaltet, und bis in das Detail ist jedes

Ornament, ganz unabhängig in der Form vom
XVIII. Jahrhundert, aus der tektonischen Bauform
entwickelt worden. V

V Hat Kreis in Wachwitz sich der Nachbarschaft

mit ihren zahlreichenErinnerungen der Tage Augusts
des Starken angepasst, so in Düsseldorf der hei-
mischen und farbenlustigen Bauform der Bergischen
Grafschaft. Die Landschaft gibt auch hier den
Grundakkord. Architektonisch-sachlich entwickelt
sich auf diesem Hintergrund der Bau, den Kreis
dann im Detail rhythmisch-persönlich zu beleben
weiss. Es ist das Haus eines Malers. Wohnhaus
und Ateliergebäude. Verschiedene Stockwerkhöhen
und Dachanlagen haben äusserlich zu grossen for-
malen Schwierigkeiten geführt. Aber die traulichen
Innenräume mit ihrer neuen Ausstattung, an der
Kreis’ Schüler W. Hagenbruch mit tätig gewesen ist,
sind von grosser Behaglichkeit. Die Abbildung mit
ihrer perspektivischen Verzeichnung nimmt freilich
etwas von dem intimen Reiz. V

V Heute zählt Kreis erst sechsunddreissig Jahre,
einer der meistbeschäftigtestenBaumeisterimWesten.
Unaufhaltsam ist er in seiner Entwicklung vorge-
schritten seit dem ersten grossen Erfolg, der einem
unbekannten Dreiundzwanzigjährigen im Jahre 1896
den ersten Preis im Wettbewerbe um das Völker-
schlachtdenkmal zu Leipzig errungen hat. Die grossen
Kunstausstellungen der letzten Jahre zeigten auch
seine starke innenarchitektonische Gestaltungsgabe.

V Wer ihn indessen genauer kennt, der möchte

annehmen, dass Kreis vor seiner eigentlichengrossen
Entwicklung noch steht. Was möchte man denn
nicht bei der Entwicklungsfähigkeit und den Erfolgen,
bei diesem starken Temperament von dem doch
immerhin noch jugendlichen Künstler noch er-
warten? \7

PROFESSOR WILHELM KREIS-DÜSSELDORF
Grundrisse der Villa in Wachwitz
 
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