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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 10.1911

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Nr. 8
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Dorfkirchen
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Bensel, Carl Gustav: Bauten und Entwürfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.24589#0499

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375

WELLERDICK & SCHNEIDER, DÜSSELDORF
Entwurf zu einer katholischen Kirche für Benolpe i. W.

BAUTEN UND ENTWÜRFE

von Reg.-Baumeister a. D. C. G. BENSEL, DÜSSELDORF

Vor mir liegt die Erstlingssammlung von Entwürfen
und ausgeführten Bauten eines jungen Meisters,
des Regierungsbaumeisters a. D. C. G. Ben sei in
Düsseldorf-Oberkassel. Er enstammtdemEisenbahn-
Hochbau, von dessen so neuzeitigen, interessanten
Aufgaben er einiges aus seinem ersten Schaffen
bringt. Wie anmutig und gut im Charakter der
niederrheinischen Gegend, nahe der holländischen
Grenze, sind die bescheidenen Stationshäuschen
und Bahnwärterwohnungen, die er für die Crefelder
Eisenbahngesellschaft baute: braunroter, schlichter
Ziegelrohbau im holländischen Verband, mit
schwarzem Pfannendach, weissen Fenstern und
grünen Türen. Daneben Interieurs der Bahnhofs-
Empfangsgebäude München-Gladbach und Rheydt,
höchst erfreulich in ihrer einfachen zwecklichen
Gestaltung. Sie geben ein Bild von dem frischen
Aufschwung im Eisenbahn-Hochbau, zu dessen
begabtesten jüngeren Kräften Bensel gehörte. Schade,
dass er ihn so bald verliess, seine vielseitigen Auf-
gaben hatten in ihm ihren Mann gefunden. V
V Derselbe sachlich-einfache Zug spricht aus den
weiter veröffentlichten Wohnhausbauten, für den
Grafen Kalckreuth bei Hamburg, sowie aus denen
in Crefeld. V

V Bensel ist ein Moderner, aber er hat ein feines Auge
für die bodenständige, niederrheinisch-bergische
Ueberlieferung, der Gegend, in welcher der grösste
Teil seiner Bauten steht. Bemerkenswert ist, dass er
in der Wirtschaft zu den 7 Schwaben in Crefeld auch
den süddeutschen Charakter gut getroffen hat. Die
Sammlung enthält ausserdem noch die Veröffent-
lichung des mit dem I. Preis ausgezeichneten Entwurfs
für das Kontorhaus Rappolt & Söhne in Hamburg,
einer Aufgabe schwierigster Art, aber hier in Grund-
riss und Aufbau ebenso einfach wie grosszügig gelöst.

V Was zeigen uns nun die mannigfachen Veröffent-

lichungen in unseren Architekturzeitschriften,
namentlich auch in den „Modernen Bauformen“?
Sie zeigen, wie die schöne, frische, gesunde Ent-
wicklung der Baukunst unserer Zeit nicht nur auf
einigen wenigen „Ueberragenden“ beruht, sondern
wie viele tüchtige Kräfte hier am Werke sind. Allen
gemeinsam ist die Erkenntnis neuzeitiger Zweck-
mässigkeit, auf der sich, frei von dem blossen Stil-
zwang der Ueberlieferung, unser Schaffen aufgebaut
hat. Was uns noch fehlt, ist, um es auch hier zu
wiederholen, das Verständnis der Gebildeten
für das Ringen und Schaffen der ernsten
Baukünstler unserer Zeit. METTEGANG
 
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