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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 10.1911

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Nr. 7
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Die Raumausstattung der Offiziers-Speiseanstalt für das I. Fussartillerie-Regiment in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.24589#0433

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325

MALER MARTIN LEHMANN, STEGLITZ
Dekoratives Blumenstück aus dem Essaal im Herrenhause Streckewalde
bei Annaberg (vergl. S. 319)

Die Raumausstattung der Offiziers-Speiseanstalt
für das I. Fussartillerie - Regiment in München

Die innere Einrichtung der Offiziers-Speiseanstalt
für das I. Fussartillerie-Regiment in München
entspricht in ihrer vornehmen Ruhe und prak-
tischen Straffheit der äusseren Gestaltung des Ge-
bäudes, das als Teil der umfangreichen, von dem
Kgl. Bauamtmann Sigismund Göschei geschaf-
fenen Kasernenbauten an der Haslangstrasse in
München vor kurzem in dieser Zeitschrift ein-
lässlich dargestellt worden ist (Jahrgang IX,
Heft 12). V

V Ueberall bei der manigfaltigen Ausstattung ist es
Göschei gelungen, durch feinfühligen Geschmack
und logische Ausnutzung der sich aus den Zweck-
bestimmungen der einzelnen Zimmer und Säle
ergebenden Besonderheiten harmonische Raum-
stimmungen hervorzurufen, die ohne Aufdringlich-
keit oder besonderen Materialreichtum allein durch
Farbe und Form vornehm und wohnlich zugleich
wirken. Das entspricht aufs beste dem doppelten
Zweck des Hauses, den Offizieren als Heim und
zu Repräsentationszwecken zu dienen. V

V Weiss behandeltes Holzwerk, mit Schwarz inte-
ressant belebt, und stille graue und braune Stoffe
geben den Wirtschaftsräumen wie der auch zu Wohn-

zwecken dienenden Diele helle Heiterkeit. Das
Bibliothekzimmer erhält durch das Braun der ein-
gebauten Möbel und das leuchtende Grün der Gar-
dinen an den Bücherschränken seinen farbigen
Charakter, dessen beruhigende Geschlossenheit
durch weisse Fenstervorhänge und einen weissen
Majolikaofen angenehm unterbrochen wird. Der
vornehme kleine Speisesaal in Hellgrau dient bei
grösseren Festen auch als Empfangsraum und zur
Erweiterung des angrenzenden Hauptsaales, der
weiträumig und tonnenüberwölbt in festlichem
Farbenakkord erklingt, in tiefem Orange mit Schwarz
und mattem Silber an den Wänden, in Violett und
Silbergrau an den seidenen Gardinen. V

V In wohlüberlegter Folge steigern sich so die
Raumeindrücke von der hellen Freundlichkeit der
Diele bis zur feierlichen Pracht des Saales; sie
beweisen in ihrer zweckentsprechenden Schönheit
aufs neue, dass auch mit verhältnismässig geringem
Aufwand doch einheitliche, praktisch und künst-
lerisch einwandfreie Räume geschaffen werden
können, wenn wie hier Aufbau und innere Aus-
stattung der Oberleitung desselben feinsinnigen
Architekten anvertraut sind. C. H. B.
 
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