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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 10.1911

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Nr. 11
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Schumacher, Fritz: Hamburgs neue staatliche Hochbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.24589#0674

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514

Hamburgs neue staatliche Hochbauten

den Platzwänden herstellt aber auch einen will-
kommenen Masstab für die wirklichen Grössen-
verhältnisse abgibt und so die architektonische Wir-
kung der Kirchenform wesentlich steigert. Und
da der Eckbau ein in sich abgeschlossenes Haus
ist, das nicht nur dekorativen, sondern auch prak-
tischen Zwecken dient, wird die beabsichtigte Wir-
kung unbewusst und somit umso eindringlicher
erzielt (vergl. S. 558—560). V

V Unter den zahlreichen Bauten für Schulzwecke

seien zunächst drei Volksschulhäuser erwähnt, die
je 30-klassig zur Befriedigung der Bedürfnisse der
rasch sich entwickelnden Anschlussgemeinden nötig
geworden waren. Durch wechselnde Anlage der
Turnhallen und durch Berücksichtigung der stets
anders gearteten Beleuchtungsverhältnisse konnte
für jedes Haus ein neuer charakteristischer Aufbau
gewonnen werden. Das Schulhaus an der Lut-
terothstrasse in Eimsbüttel (vergl. S.548u.550), das
auf583700 M.veranschlagtist, steht mit der Hauptfront
an der Strasse, während die wie üblich 25 X 12 m
grosse Turnhalle derart inmitten der Rückfassade
angebaut ist, dass sie den Rest des Bauplatzes in
zwei getrennte Spielplätze von je 1580 qm teilt.
Bei dem auf 561700 M. berechneten Schulgebäude
am Rübenkamp in Barmbeck (vergl. S. 545 u. 546)
liegt die Turnhalle eingeschossig inmitten des zwei-
stöckigen Hauses, bei der Volksschule am Teu-
tonenweg in Hamm (Marsch) im Erdgeschoss eines
besonderen Mittelbaues, der zwei den Schulhof um-
grenzende Flügel verbindet. (Kostenvoranschlag
634700 M.; vergl. S. 544, 546 u. 547.) V

V Der Neubau des Lehrerinnen-Seminars mit
15 klassiger Seminarübungsschule, der an der ver-
längerten Hoheweide in Eimsbüttel errichtet wird,
umschliesst mit zwei im rechten Winkel aneinan-
derstossenden Flügeln den Hof, in dessen südwest-
licher Ecke die eingeschossige Turnhalle liegt. Im
einen Flügelbau ist das Seminar, im andern die
Schule untergebracht; der Bauteil, der beide ver-
bindet, enthält, auch nach aussen durch hohe Rund-
bogenfenster und einen wirkungsvollen Dachreiter
besonders betont, die Aula. Die Baukosten betragen
ohne Mobiliar 642 500 M. (vergl. S. 542 u. 543). V

V Aus dem vielgestaltigen Gewerbeschulwesen der

Stadt Hamburg haben sich mit der Zeit Technikum
und Kunstgewerbeschule losgetrennt, zunächst als
besondere Abteilungen, dann 1904 und 1905 als
selbständige Organismen. V

V Das Technikum, das nach Aufnahmebeding-
ungen und Lehrzielen etwa in der Mitte zwischen
den Technischen Hochschulen und den Gewerbe-
schulen steht, umfasst fünf höhere Fachschulen
fürMaschinenbau, Schiffbau, Elektrotechnik, Schiffs-

maschinenbau und Schiffsmaschinenbetrieb, wäraber
durch die langjährige Vereinigung mit der Gewerbe-
schule und durch grosse Raumnot, die eine Ein-
richtung von Maschinenlaboratorien sowie die Aus-
gestaltung der Sammlungen unmöglich machte, in
seiner Entfaltung beengt und im Unterrichtsbetrieb
ungünstig beeinflusst worden. Um der gleichwohl
in lebhafter Entwicklung begriffenen Anstalt, die
mit 340 Schülern und 800 Unterrichtstunden unter
den deutschen staatlichen und städtischen Mittel-
schulen für die Metallindustrie die erste Stelle ein-
nimmt, alle Ausdehnungsmöglichkeiten zu geben,
entschlossen sich Senat und Bürgerschaft mit einem
Kostenaufwand von 2664500 M. am Berliner Tor
einen erweiterungsfähigen Neubau zu erstellen, der
auch Raum für die bevorstehende Ergänzung des
Lehrplanes durch Einführung des fünften Semesters
und für eine zweite Schulgattung, die der niederen
technischen Fachschulen, gewähren soll. V

V Das Aeussere des Hauses sucht dem Charakter

des modernen Zwecken dienenden Nutzbaus gerecht
zu werden. Auch die Linie der Silhoutte ist, den
verhältnismässig engen Strassen entsprechend, von
grösster Ruhe und Einfachheit. Aller Schmuck
wurde auf den Mittelbau konzentriert, den am Por-
tal und über dem Hauptgesims von Künstlerhand
geschaffene Figuren beleben sollen. Im Inneren
sind Vorhalle und Treppenhalle in Eisenbeton kon-
struiert, der in gestockten Flächen gezeigt und in
den Zwischenfeldern leichte Tönungen und Tei-
lungen erhalten wird (vergl. S. 532—535). V

V Die seit Oktober 1896 bestehende Kunstgewerbe-
schule wurde 1906 in eine Vorschule und vier Ab-
teilungen (Raumkunst, Malerei, Plastik und Flächen-
kunst) gegliedert und durch Einrichtung von Ver-
suchs- und Ergänzungswerkstätten erweitert. Aber
die auch hier durchausungenügendenRäumlichkeiten,
die sich zudem noch in fünf verschiedenen, ziem-
lich weit von einander entfernt gelegenen Ge-
bäuden befanden, verlangten dringend nach einem
zeitgemässen Neubau, der nun in dreijähriger Bau-
zeit mit einem Gesamtkostenaufwand von 1985300 M.
auf dem 9000 qm grossen Eckgrundstück am Lerchen-
feld und an der Uferstrasse ausgeführt wird. V

V Die bauliche Disposition des Hauses ist dadurch
bedingt,dass die nach Nordosten gerichtete Fassaden-
front das für Atelierzwecke geeignetste Licht ge-
währt. Diese Front musste demnach, um dem Be-
darf nach Atelierfenstern zu genügen, so lang wie
irgend möglich gestaltet werden, was die Bebauung
in Form eines nach dem Lerchenfeld geöffneten
Hufeisens, sowie die Notwendigkeit eines niedrigen,
der Nordfassade möglichst wenig Fenster rauben-
den Verbindungstraktes zwischen dem Hauptgebäude
 
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