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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 13.1914

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Febr.
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Klapheck, Richard: Professor Edmund Körner, Essen-Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.48542#0107

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Essen-Ruhr. — Schaubild der Gemeindeschule an der Große Bruch-Straße mit seitlich angebauten
Lehrerwohnungen. (Die Straße hat geschlossene Bebauung.)

PROFESSOR EDMUND KORNER, ESSEN-DARMSTADT
Von Dr. RICHARD KLAPHECK, Düsseldorf

Mit dem Wachsen der Städte und deren öffent-
licher Bautätigkeit errichteten die holländi-
schen Magistrate im 16. Jahrhundert „Stadtfabriken“,
die unseren städtischen Hochbauämtern entsprechen
mögen. In diesen Stadtfabriken waren die besten
künstlerischen Kräfte vereinigt, die auch durch
städtische Bauverordnung auf die private Bautätigkeit
Einflug gewannen. Die „Fabrikmeister“ — heute
würde man sagen Stadtbaumeister oder Stadtbaurat —
zählen zu den besten Namen der holländischen Bau-
geschichte: Lieven de Key in Haarlem, Hendryk de
Keyzer in Amsterdam, Willem van Noort in Ut-
recht usw. Sie hatten auch das Recht, Privatpraxis
zu treiben. Ja, der Bürgermeister sah es nur gerne,
wenn seine besten künstlerischen Kräfte im Inter-
esse der städtischen Bauentwicklung mit privaten
Bauaufträgen betraut wurden.
Wie sich das alles doch geändert hat! Gesell-
schaftliche und Beamteneigenschaften, die Rück-
sicht darauf, dag der Fabrikmeister im Range nicht
hinter dem Assessor steht, daher ja das Examen
des Regierungsbaumeisters, das sind die absoluten
Vorbedingungen für die meisten Städte. Nicht
künstlerisches Können, sondern ein durch Examen
dokumentiertes gelehrtes Wissen! Privataufträge
aber? Bei einem städtischen „Beamten“? Dag man
in dem Fabrikmeister heute immer den besoldeten

Beamten sieht und nicht den Künstler, gerade das
ist charakteristisch für die moderne Baugesinnung!
Ich weig nicht, ob die aufblühende Stadt Essen
an der Ruhr bewugt oder unbewugt in ihrer Bau-
politik abweichend von den anderen Städten gehan-
delt hat. Auf jeden Fall hat sie einmal beweisen
können, was ein Fabrikmeister alten Schlages für
eine städtebauliche Kultur bedeuten kann.
Für einen Synagogenneubau war ein Wettbewerb
ausgeschrieben. Der Neubau ist städtebaulich von
eminenter Bedeutung für die Stadt. Diese tat daher
sehr recht daran, den ersten Preisträger als Stadt-
baumeister zu gewinnen. Denn ein so wichtiger
monumentaler Akzent wie der Synagogenbau in
seiner vorherrschenden Situation ist nicht mehr
Sache einer Kultgemeinde, es ist ein Mittelpunkt
für einen Teil der Stadt, nach dem die ganze Nach-
barschaft in Zukunft sich gestalten mug.
Die Stadt hat ihre architektonischen und städte-
baulichen Aufgaben der näheren Umgebung den
Händen des Synagogenbaumeisters Edmund Kör-
ner übertragen. Als Privat- und Stadtbaumeister
konnte er so das Bild der Synagoge und der
Nachbarschaft, der Platzanlage zu einer einheit-
lichen Komposition gestalten.
Edmund Körner hat in der nur dreijährigen
Tätigkeit als Stadtbaumeister das Stadtbild noch

MOD. BAUFORMEN 1914 Febr. 1

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