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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 13.1914

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Dezember
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Hildebrandt, Hans: Einige Bauten von Oberbaurat L. Eisenlohr und O. Pfennig in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.48542#0715

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EISENLOHR & PFENNIG, STUTTGART
Das Wohnhaus des Fabrikanten Wilhelm Abt in Schorndorf (Württemberg)

EINIGE BAUTEN VON OBERBAURAT L. EISENLOHR
UND O PFENNIG IN STUTTGART
Von Dr. HANS HILDEBRANDT, Stuttgart

Den Bauten, denen diese Zeilen gewidmet sind,
sind einige sehr schätzenswerte Eigenschaften
gemeinsam: Sie passen sich den besonderen Be-
dingungen, gleichgültig, ob diese durch die natür-
liche Lage oder durch die Wünsche des Bauherrn
geschaffen wurden, vortrefflich an; sie zeigen ge-
schmackvolle, ruhige Sachlichkeit; und sie halten
sich trotzdem frei von Nüchternheit.
Haus Abt wurde für ein kinderloses Ehepaar
zu Schorndorf im Remstal errichtet. Der Bauherr
wünschte sämtliche Räume, die seinem und seiner
Gattin persönlichem Gebrauch gewidmet sein sollten,
auf einem Geschoß vereinigt zu sehen. Andrerseits
mußte für die Aufnahme von Gästen vorgesorgt
werden. Da das Haus in einem Gelände liegt, in
dem niedrige Frühjahrs- und Herbstnebel sich
nachts über die Wiesen breiten, erschien das erste
Stockwerk geeigneter für die Unterbringung der
eigentlichen Wohngemächer als das Erdgeschoß.
In dieses wurden darum außer den Wirtschafts-
räumen nur ein Arbeitszimmer des Hausherrn, das
unmittelbar vom Eingang zu erreichen ist, ein

Schlafgemach für Gäste und daran anstoßend ein
großes Mittelzimmer verlegt, das Hausherrn und
Gästen als gemeinsamer Aufenthalt dienen kann,
und von dem aus man über eine nach außen ge-
rundete Veranda, deren Decke von vier Pfeilern
gestützt wird, ebener Erde in den weitangelegten
Ziergarten schreitet. Die Vorhalle trägt einen Bal-
kon, der dem als Mittelraum angelegten Zimmer
der Frau vorgelagert ist. Er verbindet mit kräftig
ausladender Schwingung die beiden nur wenig vor-
tretenden dreiseitigen Erker, die das Eßzimmer und
das Zimmer des Herrn nach dem Garten öffnen,
und sorgt so dafür, daß die Erker den Eindruck
ruhiger Breitendehnung, auf den die symmetrische
Hauptfront hinzielt, nicht zu beeinträchtigen ver-
mögen. Die Vorherrschaft der Wagrechten ist
bewußt erstrebt: Ein durchlaufendes Gesims
trennt das untere Geschoß, dessen aus bunten
Beeten emporwachsende Wände von dunkellaubigen
Lianen verkleidet sein werden, vom Hauptstock-
werk, über das ein pfannengedecktes, leise ausge-
schwungenes Dach weitausladend kräftigen Schlag-

MOD. BAUFORMEN 1914. Dezember. 1.

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